Ausradiert: Thriller (German Edition)
trainiert.«
»Stehen Liza und ihr Vater sich nahe?«, fragte Petrov.
Jimbo kniff die Augen zusammen. »Da war irgendwas, aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern.«
»Hat sie jemals ihre Tochter erwähnt?«
»Sie hat eine Tochter?«
»Warum überrascht dich das?«
Jimbo zuckte die Achseln. »Sie scheint nicht der Typ zu sein.«
Petrov leerte seinen Scotch, stand auf. »Keine Kondome, Jimbo, das weißt du aus erster Hand. Damit ist sie der Typ, der Töchter hat.«
Er nahm die Cashewkerne mit hinaus.
Petrov zahlte Lizas Scheck an einem Bankautomaten in der Lobby ein. Juwan Barnes kam herüber.
»Alles in Ordnung?«
Petrov nickte. »Diese Cashewkerne sind wirklich gut.«
»Gib ihnen einen Abschiedskuss.«
»Warum?«
»Ab nächstem Quartal Erdnüsse«, erklärte Barnes. »Kostensenkung. Das Mädchen gefunden?«
»Noch nicht«, sagte Petrov. Barnes hatte Liza gemeint, aber in diesem Augenblick wusste Petrov, dass beide verschwunden waren, Mutter und Tochter – adoptierte Tochter, die leibliche Mutter ermordet; er konnte spüren, wie sich der Fall in die Nacht dehnte.
Barnes begleitete ihn zur Tür. »Dein Film lief gestern Nacht auf Kanal drei zweiundneunzig im Fernsehen«, bemerkte er.
Petrov hatte nicht gewusst, dass er immer noch lief; hatte Liza ihn auch gesehen? »Es ist nicht mein Film«, sagte er.
»Hast du Kim Delaney je getroffen?«
»Nein.«
»Armand Assante?«
»Kurz.«
»Er sieht dir nicht ähnlich.«
»Das weiß ich.«
»Er ist auch irgendwie kantig, aber hübscher.«
»Ich bin nicht so hübsch wie Armand Assante?«
»Nicht mal annähernd.«
Barnes hielt ihm die Tür auf. »Reasoner sitzt immer noch im Todestrakt?«
»Ja.«
»Was ist passiert?«
»Ein weiteres Gesuch«, antwortete Petrov. »Ich verfolge das Ganze nicht mehr.«
Barnes senkte die Stimme. »Man hätte ihn erschießen sollen, als er Widerstand gegen die Verhaftung leistete.«
Ihre Blicke trafen sich. Barnes schaute weg.
4
N ick Petrov aß den letzten Cashewkern. Gab es im Leben eines Menschen Wendepunkte? In Geschichten fast immer; im wahren Leben fast nie, es sei denn, man betrachtete Ereignisse, die der Geburt vorangingen, als Wendepunkte. Das wahre Leben war meist einförmig. Aber in seinem eigenen Leben – Petrov saß wieder in seinem Wagen draußen vor Liza Rummels dunklem Haus, parkte im Schatten zwischen zwei Straßenlaternen, wartete darauf, dass der blaue Mustang die Straße herunterkam und in die Auffahrt einbog, obwohl er wusste, dass das nicht passieren würde – in seinem eigenen Leben konnte er Wendepunkte ausmachen, zwei, um genau zu sein. An den ersten, das Verlassen Russlands, genauer gesagt, das Überlaufen, noch genauer, die Flucht, konnte er sich nicht erinnern, da er damals noch nicht einmal zwei gewesen war. Der zweite war der Fall Reasoner. Hätte es den Fall Reasoner nicht gegeben, ginge er nicht allein aus, hätte er kein Filmgeld besessen, um die Blockhütte am Big Bear Lake zu bezahlen. Er erwog, jetzt dorthin zu fahren, zog stattdessen seine Stiftlampe heraus, klappte sein Notizbuch auf und begann sich Notizen zum Fall Rummel zu machen.
Petrov schrieb in einem Code, den er zum größten Teil selbst entwickelt hatte, der aber auf einer Idee seines Vaters basierte und deshalb wahrscheinlich mit den Methoden des KGB der Beria-Ära verwandt war. Er hatte Jahre gebraucht, um ihn flüssig schreiben zu können; heute fiel es ihm fast so leicht wie Englisch. Wie war er darauf gekommen? Zu Beginn hatte er sich eingeredet, es ginge ihm um den Schutz von Informationen, von Klienten, seiner selbst, aber tief im Innersten wusste Petrov, dass er damit nur eine emotionale Tatsache rationalisierte. Es – diese Geheimnistuerei – fühlte sich einfach richtig an.
BEKANNT:
LIZA:
1. Versteckte Amandas Geburtsurkunde. Mögliche Motive:
(a) damit ich nicht herausfinde, dass sie nicht Amandas leibliche Mutter ist; (b) um den Namen der leiblichen Mutter geheimzuhalten.
AMANDA:
1. Gescheit.
2. Drogenprobleme.
FRAGEN:
1. Warum ist Liza nicht in Jimbos Zimmer aufgetaucht?
2. Warum kommt mir ihr Gesicht bekannt vor?
3. Old Spice Deodorant in Lizas Badezimmer im Erdgeschoss – wessen?
4. Wer ist Rui?
5. Wer war Amandas Mutter? Vater?
6. Warum hat Liza mich zuerst zu Beth Franklin geschickt?
VERMUTUNGEN:
1. Liza weiß, wer Rui ist.
2. Liza und Amanda stritten sich. Worüber?
(a) Lizas Arbeit? (b) Rui? (c) Amandas Vater?
3. Falls (c) – sucht Amanda
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