Außer Atem - Panic Snap
mitfühlenden Ausdruck bekommt, und hoffe, dass er es sich vielleicht noch einmal überlegt.
Doch das tut er nicht. Seine Miene wird wieder entschlossener.
»Es ist alles in Ordnung«, sagt er noch einmal, steht auf, stellt eine Lampe auf die Truhe und richtet ihren Lichtstrahl auf meine Füße. Er geht ins Bad. Ich höre Wasser ins Waschbecken laufen. Ich zerre an den Seilen, doch erwartungsgemäß sind sie unverrückbar festgezurrt. Als er zurückkommt, hat er ein kleines Glas mit Wasser in der Hand. Er setzt sich auf den Stuhl, der am Fußende der Truhe steht, wirft mir einen Blick zu, fährt sich durchs Haar, zieht den Stuhl näher an die Truhe heran, dreht sich von mir weg und beugt sich über meine Füße. Ich kann nicht sehen, was er jetzt macht. Sein nackter Rücken und seine Schultern versperren mit die Sicht.
»James?«
Ich spüre seine Hand auf meinem Knöchel, mein Fuß zuckt nervös. Ich will ihn fortziehen, doch die Manschette um meinen Knöchel sitzt fest.
»Hör auf«, sagt er barsch.
Ich mache mich auf den Schmerz gefasst. »James?« Ich bettele um Gnade.
Er ignoriert mich. Ich spüre, wie er die Manschette löst und sie an meinem Bein hochschiebt; dann befestigt er etwas anderes um meinen Knöchel. Ich atme schwer vor Angst, kann nur seinen nackten Rücken sehen und die gezackte Narbe auf seiner linken Schulter. Nach ein paar Minuten spüre ich etwas Kühles und Glattes auf der Haut. Er hält inne und sieht mich an.
»Beweg dich nicht«, sagt er und wendet sich wieder seiner Arbeit zu. Sosehr ich mich auch anstrenge, kann ich absolut nichts sehen. Nach einer Minute hört er auf. Ohne sich umzudrehen, sagt er: »Das ist jetzt ganz wichtig. Was auch immer du spüren wirst, du darfst deinen Fuß auf keinen Fall bewegen. Hast du mich verstanden? Du musst absolut stillhalten.« Seine Ton ist ernst und eindringlich.
»Hast du mich verstanden?«, fragt er noch einmal.
Ich nicke, doch das kann er nicht sehen.
»Wenn du dich bewegst«, sagt er, »werde ich dir wehtun.«
Ich kneife die Augen zusammen. Ich warte auf den Schmerz, versuche verzweifelt, mich nicht zu bewegen, und presse die Zähne zusammen, dass mein Kiefer zu schmerzen beginnt. Ich sage mir, dass das, was er tun wird, was auch immer es sein mag, nicht schlimmer sein wird als der Schmerz, den ich schon ertragen habe. Ich spüre, wie sich mein Brustkorb mühsam hebt und senkt, ich spüre, dass mein Herz zu schnell schlägt, dass das Blut in meinen Ohren rauscht, dass mir der Angstschweiß ausbricht. Mir kommt es hier oben unter dem Dach wie in einem Ofen vor, stickig und bedrängend warm. Ich kann nicht atmen, bekomme nicht genug Luft.
Plötzlich spüre ich etwas Warmes und Feuchtes an meinem linken Fuß. Unwillkürlich zucke ich zusammen und atme ruckartig aus. Dann warte ich auf den Schmerz, den James mir angekündigt hat für den Fall, dass ich mich bewegen sollte. Ich warte und warte, doch er tadelt mich nicht, und er tut mir auch nicht weh, wie er angedroht hat. Wieder fühle ich die warme Flüssigkeit als leichtes Tröpfeln, und dann erinnere ich mich an das Glas Wasser, das er aus dem Bad geholt hat. Ich beiße mir auf die Unterlippe, bin verwirrt, warte voller Angst. Nach ein paar Minuten fühle ich etwas anderes an meinem Knöchel, nichts Feuchtes, sondern etwas Warmes, sehr Warmes, immer Wärmeres. Es verbrennt mich nicht, doch ich spüre die Hitze an meiner Haut. Dann weichen Stoff. Ich schaue hinunter. James' Rücken und Schultern versperren mir noch immer die Sicht. Ich sehe, wie seine Ellbogen sich bewegen, fühle, dass er mit dem Stoff über meine Haut reibt, schnell vor und zurück, als würde er Silber polieren.
Als er fertig ist, lehnt er sich zurück und sieht mich an. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich hebe den Kopf, doch die Fußmanschette ist mir im Weg. Ich kann nicht erkennen, was er gemacht hat. Er entfernt die Manschetten erst von den Beinen, dann von den Armen. Ich setze mich auf und sehe eine elegante goldene Fußkette aus vielleicht fünf Millimeter breiten Gliedern meinen Knöchel umschließen.
Das ist kein zartes, schmales Kettchen, sondern etwas Handfesteres, das sich nicht nach und nach abnutzen wird. Es gibt keine Schließe. Ich betrachte das Werkzeug auf dem Metallständer. Und jetzt weiß ich auch, was es ist, ein Lötkolben. Er hat mir die Kette um den Knöchel gelötet, damit ich sie nie mehr loswerde. Mir fällt das Mädchen aus James' Geschichte ein, das klingelnde Glöckchen an ihrem
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