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Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
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zwischen den Arbeitsgängen gereinigt wird. Die Presse ist jetzt umgedreht, und die Tür befindet sich fast ganz oben. Ed greift nach oben. Die kleine Öffnung ähnelt einer U-Boot-Luke. Er kurbelt sie auf.
    »Waren Sie in der Kellerei, als sie stürzte?«, frage ich.
    Er fährt herum, antwortet aber nicht, sondern sieht an mir vorbei. Als ich mich umdrehe, sehe ich James und Gina herankommen. Sie redet auf ihn ein und lächelt uns zu, als sie an uns vorbeigehen. James sieht mit ausdruckslosem Blick zu uns herüber. Er geht mit Gina davon, ohne irgendetwas zu sagen.
    Ich schaue Ed an. Er kniet jetzt auf der Plattform und starrt in den Werkzeugkasten. »Ich habe etwas vergessen«, murmelt er schließlich, erhebt sich und geht die Treppe hinunter.
    »Ed?«, hake ich nach.
    Er bleibt stehen. Ich sehe, wie sich sein Rücken versteift. »Ich war an dem Tag nicht da«, sagt er, ohne sich umzudrehen, und geht in Richtung Kellerei davon. Ich möchte ihm noch weitere Fragen stellen. Ich schaue auf die Uhr. Mrs. McGuane gibt heute Nachmittag ein Essen, ich muss bald zum Haus zurückkehren. Ich schaue über die Weingärten hinweg. Die Blätter sind von lebhaftem Grün, und die kräftigen Reben schmücken die Gitterspaliere wie dekorative grüne Girlanden.
    Zehn Minuten später ist Ed noch nicht zurückgekehrt, und ich sitze noch immer auf der Plattform, auf der er gearbeitet hat. Ich lasse meine Beine über den Rand des Einfüllschachts baumeln. Wenn der Schacht nicht da wäre, könnte ich leicht auf den Boden springen, der nur einen knappen Meter unter mir ist. Ich schaue zu der riesigen Maschine hinauf. Sobald die Weinlese beginnt, werden die Trauben im Entstieler/Quetscher vorbehandelt und anschließend in die Presse gefüllt, die den verbliebenen Saft herausschleudert. Ich sehe den Einfülltrichter unter dem Schacht. Plötzlich höre ich, dass die große Maschine ein ächzendes Geräusch von sich gibt, und dann beginnt der gesamte Zylinder sich zu drehen. Das darf nicht passieren. Wenn Arbeiter die Maschine reinigen oder reparieren, ist die Presse immer ausgestellt und blockiert, und die Stromzufuhr ist auch unterbrochen.
    Als ich mich aufrappele, spüre ich, dass etwas Metallenes mir in den Rücken fällt. Ein scharfer Schmerz durchfährt mich, nimmt mir den Atem, und ich verliere das Gleichgewicht. Ich stürze über den Rand in den grünen Schacht und krache gegen die Seitenwand der sich drehenden Presse. Ich rudere mit den Armen, angele nach dem Handlauf, greife aber daneben. Ich kralle mich an den Rändern des Schachts fest, dass das Metall mir in die Handflächen schneidet. Plötzlich erinnere ich mich an die geöffnete Einstiegsluke. Und auch sehr lebhaft an den Unfall mit der Weinpresse, von dem James mir an meinem ersten Arbeitstag erzählt hat.
    Verzweifelt schaue ich mich um. Da ich niemanden sehe, schreie ich nach Ed. Es gibt einen Notschalter – wie ein Panikverschluss, denke ich –, doch der befindet sich an der Vorderseite der Maschine. Ich klammere mich am Schacht fest. Die Trommel der Presse dreht sich. Als ich hochschaue, sehe ich die Einstiegsluke über mir, und dann verschwindet sie wieder aus meinem Blickfeld. Wenn sie mit der Drehung nach unten kommt, wird die Tür aufschlagen. Und da die Presse sich weiter drehen wird, wird die schwere Stahltür über den Boden und den Beton schrammen, abgerissen werden und alles zermalmen, was ihr in den Weg gerät: den Einfüllschacht, einen Körper... meinen Körper. Verzweifelt scharrend versuche ich, mich in dem Schacht hochzuziehen. Meine Stiefel gleiten an dem Metall ab. Ich sehe die Tür auf mich zukommen und vorbeiziehen und höre im Geiste schon das heisere Kratzen von Stahl auf Beton. Der Lärm der Maschine ist wie ein Totengeläut. Ich fasse nach oben, greife nach dem Metallgitter und kann endlich zupacken. Meine Arme sind nach dem jahrelangen Gewichtheben kräftig, und ich schaffe es, mich hochzuziehen. Ich krabbele auf die Plattform, fühle mein Herz hämmern, schnappe nach Luft.
    Augenblicke später höre ich, dass die Presse rumpelnd zum Stillstand kommt. Ed springt die Treppe zur Plattform herauf. Mein Herz schlägt noch immer wie wild. Ich bin nicht im Stande zu sprechen. Ich höre ihn fragen, ob alles in Ordnung ist, wie das passiert ist, doch ich kann noch immer nicht sprechen. Schließlich setze ich mich zitternd auf. Ich sehe den Teil des Gitters, den er zuvor entfernt hatte, auf der Plattform liegen. Das war mir in den Rücken gefallen. Es ist

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