Außer Atem - Panic Snap
Ich versuche, mich auf James' Worte zu konzentrieren, bin in Gedanken aber noch bei Annas Testament, das er ganz hinten in seinem Aktenschrank versteckt hat. Durch den Tod seiner Frau ist James zu einem kleinen Vermögen gekommen.
Ich fingere an dem schmalen Träger meines Kleides herum. Heute Nachmittag habe ich geduscht und dieses enge pfirsichfarbene Trägerkleid aus elastischer Spitze angezogen. James spricht über den Carneros-Bezirk im Tal, erklärt, dass es dort kühler sei und günstiger für den Anbau der Pinot-Noir-Trauben. Als er eine Pause macht, frage ich: »Weiß Gina, wer ich bin?«
Er sieht mich an, zieht eine Augenbraue hoch, trinkt einen Schluck des samtigen, nach Eiche schmeckenden Chardonnay, den ich für das Essen heute Abend ausgesucht habe.
Ich stochere in der Polenta herum, die ich übrig gelassen habe. »Weiß sie es?«, frage ich noch einmal.
Er hält den Fuß des Weinglases fest und bewegt das Glas langsam in kleinen Kreisen auf dem Tisch herum. Ich frage mich, was er denkt, doch seine kühlen Augen, die in diesem Licht intensiv grün sind, geben mir keinen Hinweis.
Schließlich sagt er: »Nein, ich habe es nicht erzählt.«
»Ich dachte, ihr hättet keine Geheimnisse voreinander.«
Er zuckt die Achseln. »Es gibt keinen Grund, ihr das zu erzählen.«
Ich gehe in die Küche und hole den Nachtisch aus dem Kühlschrank: eine Schokoladen-Himbeer-Torte aus frischen Beeren und weißer und dunkler Schokolade, gekrönt von einer buttrigen keksartigen Kruste. Ich serviere sie mit einem süßen Dessertwein, einer Riesling-Spätlese. Als wir mit dem Essen fertig sind, sage ich: »Gina war gestern Abend bei mir.«
»Ach?« James schaut neugierig von seinem Teller auf.
»Hast du gewusst, dass sie uns beobachtet?«
Er nimmt einen letzten Bissen und schiebt den Teller von sich fort.
»Trotz der Vorhänge«, füge ich hinzu. »Sie beobachtet uns durch die Ritzen zwischen den Vorhängen. Nachts, wenn es dunkel ist.«
Schweigend sieht er mich an.
»Sie hat gesagt, dass du es weißt.«
Ein schwer zu deutendes Lächeln taucht um seine Mundwinkel auf und verschwindet wieder. Er erhebt sich.
»Mach dir keine Gedanken über Gina«, sagt er. Er kommt um den Tisch herum, zieht mich hoch, küsst mich auf den Hals und hebt meinen Kopf so an, dass ich zu ihm aufschaue. »Lass das meine Sorge sein.«
Ich erwidere nichts, bin mir aber sehr wohl bewusst, dass er meine Frage noch nicht beantwortet hat. Ich nicke nur. Mühelos hebt er mich hoch und trägt mich die Wendeltreppe hinauf.
Es hat sich etwas verändert zwischen uns. Es hat an dem Abend mit dem Hundenapf begonnen – vielleicht aber auch schon früher – und ist heute Abend wieder spürbar. Ich stehe im Badezimmer, betrachte mich im Spiegel und frage mich, wie und warum diese Veränderung vonstatten ging. James' Badezimmer ist ein Spiegelkabinett. Von außen sieht man nur eine durchgehende geschwungene Backsteinwand. Wenn man zwischen der Wand und der Balustrade entlanggeht, die das Dachgeschoss begrenzt und dann nach links in einen schmalen Korridor einbiegt, der zur Rückseite des Hauses führt, gelangt man zum Eingang des Bades; es ist keine Tür, sondern nur eine Öffnung in der Backsteinwand. Der geschwungene Raum ist offen und von der Decke bis zum Boden vollständig verspiegelt; er entblößt jeden kleinen Makel, selbst die geringste Hautunebenheit. Dieser Raum ist nichts für Schüchterne und erlaubt kein Schamgefühl. Eine große Marmorbadewanne, lang genug für James, groß genug für zwei, befindet sich an der einen Wand, eine Toilette und zwei Waschbecken an der anderen, und an der hinteren Wand gibt es noch eine offene Dusche mit zwei glänzenden Edelstahl-Duschköpfen. Schwarze Fliesen bedecken den Boden, in dessen Mitte sich ein Abfluss befindet.
Ich betrachte mich von hinten, sehe die rote, gereizte Haut. Mein Hinterteil ist von den wiederholten Schlägen von James' Hand gerötet. Außerdem sind da Spuren von der Peitsche, lange dünne Abdrücke, die sich in einem dunkleren Rot über meinen Hintern und meine Oberschenkel ziehen, rote Spuren meines Erduldens. Heute Nacht habe ich mich zum ersten Mal nicht gegen die Peitsche gewehrt. Ich nahm hin, was er mir zufügte, und als er fragte, ob er aufhören solle, habe ich nur einen Augenblick gezögert und dann gesagt, nein, gib mir mehr. Und das hat er getan. Ich sollte mich über den Tisch in seinem Atelier beugen, mit weit gespreizten Beinen und die Hände hinter dem Kopf
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