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Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
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ich liege zusammengeschlagen hier drin, mit gebrochenen Knochen und von klebrigem Blut bedeckt, eingewickelt in irgendetwas, einen Teppich oder ein Stück Stoff. Ich weiß es nicht, ich bin irgendwo eingesperrt, nicht in der Truhe, sondern im Kofferraum eines Wagens – seines Wagens? Die Schwärze überwältigt mich und auch der rostige metallische Gestank meines eigenen Bluts, der sich mit dem Ammoniakgeruch meines Urins vermischt. Ich bin in etwas so Engem eingesperrt, dass meine Welt, ja selbst meine Angst schließlich aufhören zu existieren; jetzt bete ich nur noch um den Tod, um die süße Erlösung des Todes.
    »Du bist zwischen mich und Gina geraten«, hörte ich ihn sagen, ein weit entferntes Geräusch, das mich zurückbringt in das Dachgeschoss, in die Truhe, fort von der aus den Fugen geratenen Vorstellung, die mein Gehirn überschwemmt hat. Ich bin in der Truhe, ich bin in der Truhe eingesperrt. Die Schwärze dehnt sich bis in die Unendlichkeit aus. Er hat mich besiegt, wird mir klar, und ich werde niemals mehr hier herauskommen.
    »Du hast Gina verärgert«, sagt er. »Das passt mir nicht.«
    Die Seiten der Truhe nähern sich. Ich möchte die Wahrheit erfahren, ehe ich sterbe. Aufs Geratewohl sage ich: »Du hast mich im Kofferraum deines Wagens zu einem brachliegenden Feld gebracht.« Meine Stimme ist gedämpft und weinerlich, und die Worte kommen nur mit Mühe über meine Lippen. Ich seufze. Es ist ein erstickter Laut, und dann sage ich: »Du wolltest mich verscharren.«
    James schweigt.
    Mit den Füßen betaste ich die Seiten der Truhe, den Deckel, den Boden. Sie ist wie ein Sarg gemacht. Die Schwärze fällt auf mich herab und erstickt mich. Mein Körper juckt und juckt.
    Die Stille dehnt sich unerträglich aus. Ich drehe mich auf die Seite und lege meine Wange an das Holz. Ich glaube, dass er mich jetzt töten und das beenden wird, was er vor fünfzehn Jahren begonnen hat. Und es gibt nichts, womit ich mich retten kann. Ich presse mich gegen die Seitenwand der Truhe, weil ich etwas Stabiles spüren möchte. Sie ist kalt, hart und bringt mir keine Erleichterung. Ich dachte, es wäre clever, die Polizei zu rufen, doch James macht das keine Angst. Mein Körper fühlt sich bleischwer an. Ich möchte nicht darüber nachdenken, was als Nächstes kommen wird. Ich öffne den Mund, doch es kommt kein Ton heraus. Ich versuche es noch einmal. »Sag mir, was passiert ist«, murmele ich. »Ich muss die Wahrheit wissen.«
    Nach einem Moment der Stille fragt er leise: »Erinnerst du dich noch an etwas anders?«
    Ich schüttele den Kopf, was er natürlich nicht sehen kann. »Nein«, sage ich.
    Er ist still.
    Die Schwärze verschlingt mich. Ich werde nie wieder das Licht sehen. »Ich muss wissen, was geschehen ist«, sage ich.
    Ich warte. Er wird mir das nicht verwehren können. Ich weiß es. Das kann er nicht tun.
    Es ist still. Ich horche auf Geräusche. Ich weiß, dass es Geräusche geben muss – das Stöhnen und Ächzen des Hauses, ein Grummeln in den Wasserleitungen – doch hier in der Truhe dringt nichts an mein Ohr. Die Dunkelheit vernichtet und verschluckt alles.
    »Sag es mir«, wiederhole ich, weil ich eine Stimme hören muss, weil ich die Wahrheit hören will.
    Stattdessen höre ich das Klicken des Schlosses, dann das Geräusch des sich öffnenden Deckels. Ich blinzele, weil mich das Licht im Raum blendet. Er hebt mich aus der Truhe und trägt mich zum Bett hinüber. Er entfernt das Seil von meinen Handgelenken. Erstaunlich langsam begreife ich, dass er mir nichts antun wird.
    Er sagt: »Weißt du, warum ich dich in der Truhe eingeschlossen habe?«
    Ich antworte nicht.
    Ein schwaches Lächeln verzieht seine Lippen. »Einfach, weil ich es kann«, sagt er. »Ich werde tun, was ich will – und du wirst es zulassen. Das ist das Wesen der Unterwerfung.«
    Ich schweige. Ich bin zu verwirrt, um zu sprechen, und spüre, dass ich weinen könnte – vor Erleichterung, vor Wut –, wenn ich den Mund öffne. Wir sitzen da. Minutenlang sitzen wir einfach nur da.
    »Du wolltest mich beerdigen«, sage ich schließlich.
    Er sitzt neben mir auf dem Bett. »Das habe ich nicht gesagt. Das sind nur deine Vermutungen. Am Schluss werde ich dir die Wahrheit sagen, aber jetzt noch nicht. Wir sind noch nicht fertig miteinander. Du musst noch viel lernen.«
    Ich trage noch immer sein Hemd. Es ist schweißnass. Er legt mir die Hand aufs Bein. Sagt: »Ich hoffe, dass ich niemals zwischen dir und Gina wählen muss.» Er lehnt sich

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