Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
Vom Netzwerk:
an mich. Ich fühle seinen Atem am Hals. Er flüstert: »Denn ich werde sie wählen.«
    Nervös und eingeschüchtert spiele ich mit den Händen auf meinem Schoß und sehe ihn nicht an. Ich mache Anstalten aufzustehen, doch er zieht mich wieder herunter und sagt: »Gina hat mir erzählt, was du gesagt hast – dass ich mich in dich verliebt hätte.«
    Ich erwidere nichts.
    »Damit hast du Recht«, sagt er und presst die Lippen auf meine Stirn. »Ich liebe dich.«
    Die Worte hallen in der Luft nach und kommen wie ein Echo zurück und zurück. Durch mein Schweigen bleiben seine Worte unangetastet bestehen. Sie bleiben, wirbeln um mich herum, fremdartig, unbekannt. Ich habe diese Worte noch nie zuvor gehört. Nie. Ich weiß nicht, was ich mit ihnen anfangen soll.

19
    Ich bin heute keine große Hilfe. Es ist warm, und ich folge Mrs. McGuane apathisch duch den Garten. Sie trägt einen breitrandigen Hut als Schutz vor der Sonne, einen wagenradgroßen Hut, und ihr hellgelbes Kleid ist wadenlang. Sie scheint genügend Energie für uns beide zu haben. Sie schneidet eine Aubergine, deren Schale dunkellila und glatt ist und wie poliert aussieht. Es ist die beste Jahreszeit für das Sommergemüse, und wir ernten täglich, glänzende Auberginen, zarten Sommerkürbis, fingerlange Möhren, Paprika, Kartoffeln, Brokkoli und grüne Bohnen. Wir ernten alles, sobald es reif ist, essen es am selben Tag und verschenken, was wir nicht verbrauchen können.
    »Es gab da einen ganz scharfen, reifen, den ich besonders mochte«, sagt sie gerade, während sie eine weitere Aubergine abschneidet und in den Korb legt. Früher am Tag haben wir in Sonoma an einer Ziegenkäse-Verkostung teilgenommen, und sie spricht über die Käsesorten, die wir probiert haben. Sie verbringt neuerdings viel Zeit mit mir, mehr als je zuvor. Seit meinen so genannten Unfällen begegnet sie mir beschützend, fast mütterlich. So etwas habe ich noch nie erlebt.
    Sie schlängelt sich zu einem anderen Teil des Gartens durch und plaudert weiter über die Käsesorten – die milden frischen mit dem zitronigen Geruch und die älteren, scharfen, nussigen. Ich höre ihr zu, doch in Wirklichkeit denke ich an James und an das, was er neulich gesagt hat: Er liebt mich. Und dann denke ich an die geöffneten Kisten und all die Bilder, die im Schuppen herumstehen. Ich denke an seine Besessenheit von mir.
    »Ach, Carly!«, sagt Mrs. McGuane mit veränderter Stimme. »Das ist ja entzückend.«
    Ich glaube schon, dass sie über die fedrigen Massen von Fenchel spricht und die paar Marienkäfer und Florfliegen, die herumfliegen, doch dann sehe ich, dass sie meine Füße betrachtet. Der Aufschlag meines linken Hosenbeins ist seitlich hochgeklappt, und die Goldkette ist zu sehen. Obwohl sie keine Ahnung von ihrer Bedeutung hat, macht es mich verlegen, dass sie die Fußkette sieht. Schnell ziehe ich das Hosenbein wieder darüber.
    »Reizend, meine Liebe«, sagt sie. »Sie sollten sie zu einem Kleid tragen und Ihren Knöchel zeigen. Kann ich sie mir mal aus der Nähe ansehen?«
    Sie bückt sich und hebt mein Hosenbein an. »Sehr schön«, sagt sie.
    Ich halte den Atem an, bin nervös und hoffe, dass sie nicht merkt, dass die Kette keinen Verschluss hat.
    »Sie steht Ihnen gut«, sagt sie und richtet sich auf. »Mir fällt jetzt erst auf, dass Sie nie Schmuck tragen.«
    »Nein«, sage ich, »das tue ich nicht.« Seit ich das Krankenhaus verlassen habe, habe ich keine Ohrringe, Ketten oder Ringe getragen. Nichts, was andere Menschen dazu hätte verleiten können, mir einen zweiten Blick zu gönnen. Auch nachdem meine Narben verheilt waren, konnte ich mich nicht überwinden, Schmuck zu tragen, weil ich prüfende Blicke fürchtete. Ich trage nur eine Uhr. Und jetzt die Fußkette.
    »Das sollten Sie aber«, höre ich Gina sagen. Ich drehe mich überrascht um und frage mich, wie lange sie schon dort gestanden hat. Sie streckt die Hand aus, als wolle sie mein Gesicht berühren, doch dann überlegt sie es sich anders und zieht die Hand wieder zurück.
    »Ohrringe würden Ihnen gut stehen«, sagt sie. »Ihr Haar ist so kurz, dass...« Sie beendet den Satz nicht.
    Seit ich ihr Fünfzigtausend-Dollar-Angebot abgelehnt und die Polizei gerufen habe, hat sich ihr Verhalten auf subtile Art verändert. Es ist gereizt, und sie verliert leicht die Fassung. Wenn James sich wegen der Polizei Sorgen machen sollte, dann verbirgt er das gut. Doch Gina nicht. Ihre Gefühle sind dichter unter der Oberfläche,

Weitere Kostenlose Bücher