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Ausser Dienst - Eine Bilanz

Titel: Ausser Dienst - Eine Bilanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Schmidt
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hervorragend geeignet und beschlossen, gemeinsam darauf hinzuwirken, daß er berufen wurde. 1984 hat der Nordatlantik-Rat Carrington ernannt, der das Amt des NATO-Generalsekretärs dann fünf Jahre lang sehr erfolgreich ausübte. Die Freundschaft mit Giscard und Carrington hat bis heute gehalten, die Freundschaft mit Ford und Callaghan bis zu ihrem Tode.
    Ein anderes Beispiel für politische Wirksamkeit außerhalb staatlicher Ämter war das »Committee for the Monetary Union of Europe«, das Giscard und ich Anfang der achtziger Jahre gemeinsam gründeten. Wir brachten eine Reihe herausragender Politiker, Banker und Manager aus den zwölf Mitgliedsstaaten der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zusammen und erregten erhebliche publizistische Aufmerksamkeit. Giscard und ich hatten in unseren Ämtern das europäische Währungssystem mit dem ECU (European Currency Unit) im Zentrum zustande gebracht und von Anfang an die Absicht verfolgt, mit einer gemeinsamen europäischen Währung unsere kleinen nationalen Währungen zu ersetzen, weil sie allesamt nicht genug Gewicht hatten, um den wilden Spekulationen und Turbulenzen der Weltfinanzmärkte standzuhalten. Mitte der achtziger Jahre schien uns die Zeit dafür gekommen.
    Wir stießen auf die Bereitschaft von Jacques Delors, damals Präsident der EG-Kommission in Brüssel, der einen Ausschuß der Zentralbank-Präsidenten der Europäischen Gemeinschaft ins Leben rief. Damals bestand die EG noch aus zwölf, nicht wie heute die EU aus 27 Mitgliedsstaaten. Natürlich waren die Leute an der Spitze der nationalen Zentralbanken von diesen Aktivitäten nicht begeistert. Abermals bestätigte sich die Erfahrung, daß keine Bürokratie ihrer eigenen Entmachtung zustimmt. Besonders die Deutsche Bundesbank leistete zähen Widerstand. Sie erfand sogar eine eigene »Krönungstheorie«, nach der eine gemeinsame Währung nur dann zweckmäßig und lebensfähig war, wenn sie erst nach einer Gründung der Vereinigten Staaten von Europa, gleichsam als Krönung, ins Leben gerufen würde.
    Als aber 1990 der französische Präsident Mitterrand, der angesichts der bevorstehenden Vereinigung Deutschlands eine Übermacht der Deutschen Mark befürchtete, die Herstellung einer gemeinsamen Währung zur Bedingung machte und als Kanzler Kohl – vernünftigerweise! – darauf einging, erwiesen sich unsere und Delors’ Vorarbeiten als sehr brauchbar. So kam es 1992 im Maastrichter Vertrag zur Begründung der gemeinsamen Euro-Währung. Allerdings, wenn es dazu in einer Reihe von Ländern einer Volksabstimmung bedurft hätte, wäre die Sache vermutlich schiefgegangen. Heute, anderthalb Jahrzehnte später, ist klar erkennbar: Der Euro ist hinsichtlich seiner Kaufkraft im Innern (also im Blick auf seine Inflationsrate) genauso stabil wie der Dollar, aber sein Wechselkurs im Verhältnis zu allen anderen Währungen der Welt und seine Kaufkraft jenseits der eigenen Grenzen sind weitaus stabiler als die des Dollars. So hat unsere gemeinsame Währung sich zu einer entscheidend wichtigen Bedingung für die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften und für die Entfaltung des gemeinsamen Marktes in Europa entwickelt.
    Daß man auch ohne Staatsamt politisch manches bewirken kann, zeigt die Arbeit des InterAction Council, einer Vereinigung ehemaliger Staats- und Ministerpräsidenten, an deren Gründung Mitte der achtziger Jahre ich beteiligt war. 1992 haben wir den Regierungen der westlichen Welt das Zeichen gegeben, den Dialog mit China wieder aufzunehmen. Im Juni 1989 hatte die Tragödie am Tienanmen-Platz in Peking – und eine übertreibende westliche Medien-Berichterstattung! – im Westen der Welt große Empörung ausgelöst. Besuche und Gespräche wurden abgesagt, man verhängte ein Waffenlieferungsembargo gegen China. Es bestand die Gefahr, daß sich daraus ein kalter Krieg gegen das kommunistische China entwickelte. Um einen eigenen Eindruck von der Situation zu gewinnen, flog ich 1990 nach Peking und sprach dort sowohl mit chinesischen Amtsträgern als auch mit Privatleuten, ebenso mit dort tätigen westlichen Diplomaten, Geschäftsleuten und Journalisten. Die Lage erschien mir prekär, aber nicht aussichtslos. Jedenfalls konnte nach meinem Urteil eine Isolierung Chinas die Situation nur noch verschlechtern.
    Von dieser Einsicht konnte ich meine Kollegen im Inter-Action Council überzeugen, und wir beschlossen, solchen Tendenzen entgegenzuwirken. Deshalb luden wir

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