Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
zum Kurdengebiet. Und Amerika hat aufgehört, seine Kampfbrigaden im Irak zu ersetzen. Im Norden des Irak stehen derzeit gerade mal drei Brigaden, die sich auf Irbil und Mosul konzentrieren– und nahezu niemand an der Grenze.«
Guzlev hielt kurz inne, und als er merkte, dass niemand seiner Einschätzung widersprach, fügte er hinzu: » Ich schlage jedoch mehr vor als nur eine Einbeziehung der Sondereinsatzkräfte, Herr Präsident.« Er sah zu Hasan Cizek hinüber, dem Verteidigungsminister, und zu Sahin, dem Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats. » Ich empfehle mit aller Dinglichkeit eine Invasion großen Stils in den Norden des Irak.«
» Was?«, stieß Präsident Hirsiz hervor. » Machen Sie Witze, General?«
» Kommt nicht in Frage, General«, fügte Premierministerin Akas augenblicklich hinzu. » Wir würden uns einer Verurteilung durch unsere Freunde und die gesamte Welt aussetzen!«
» Überhaupt, mit welchem Ziel, General?«, wollte Außenminister Hamarat wissen. » Wir entsenden Tausende Soldaten, um ein paar PKK -Rebellen aufzuscheuchen? Schlagen Sie etwa eine Besetzung von irakischem Gebiet vor?«
» Ich schlage eine Pufferzone vor«, erwiderte Guzlev. » Die Amerikaner haben die Israelis bei der Errichtung einer Pufferzone im Südlibanon unterstützt, die sich gegen das Eindringen von Hisbollah-Kämpfern nach Israel als überaus effektiv erwiesen hat. Dasselbe sollten wir auch tun.«
Hirsiz sah seinen Verteidigungsminister an und hoffte im Stillen auf eine weitere Stimme des Widerspruchs. » Hasan?«
» Möglich wäre es, Herr Präsident«, sagte der Verteidigungsminister, » aber es würde nicht geheim bleiben und überaus kostspielig werden. Die Operation würde ein Viertel unserer gesamten militärischen Kräfte binden, vielleicht sogar bis zu einem Drittel, und würde sicher die Einberufung von Reservekräften nach sich ziehen. Sie würde Monate dauern, außerdem würden unsere Aktivitäten von allen beobachtet werden– insbesondere von den Amerikanern. Und der Erfolg einer solchen Operation hängt von deren Reaktion ab.«
» General Sahin?«
» Die Amerikaner nehmen gerade einen umfassenden Truppenabbau im gesamten Irak vor«, erklärte der Generalsekretär des Nationalen Türkischen Sicherheitsrats. » Wegen der relativen Ruhe und weil die autonome Regierung der Kurden besser organisiert ist als die Zentralregierung in Bagdad, stehen in diesem Gebiet im Nordirak noch immer etwa zwanzigtausend amerikanische Soldaten, die bei der Bewachung der Ölpipelines und anderer Einrichtungen helfen. Laut Plan sollen sie innerhalb eines Jahres auf gerade mal zwei Kampfbrigaden reduziert werden.«
» Zwei Kampfbrigaden – für den gesamten Nordirak? Das scheint mir nicht realistisch.«
» Die Stryker-Brigaden sind ein überaus leistungsfähiges Waffensystem, Herr Präsident. Sehr schnell und beweglich– man sollte sie nicht unterschätzen«, sagte Sahin. » Nichtsdestotrotz gehen wir davon aus, dass die Amerikaner für den größten Teil der Überwachungsaufgaben sowie die Hilfsdienste private Vertragspartner einsetzen werden. Das deckt sich mit Präsident Joseph Gardners neuer politischer Linie, die Bodentruppen zu schonen, während er gleichzeitig die Navy an Größe und Schlagkraft aufstockt.«
» Demnach wäre es also möglich«, schloss Verteidigungsminister Cizek. » Die Peschmerga -Streitkräfte der irakischen Kurden verfügen über die Schlagkraft von zwei Infanterie- und einer mechanisierten Division, die sich auf Mosul, Irbil und die Ölfelder bei Kirkuk konzentrieren– also ein Drittel der Schlagkraft unserer eigenen Streitkräfte innerhalb der Marschdistanz zur Grenze. Selbst wenn die PKK zusätzlich über die Schlagkraft einer vollen Infanteriedivision verfügt und die Amerikaner ihre gesamten Bodentruppen gegen uns aufbieten sollten, wäre das Kräfteverhältnis noch immer ausgeglichen. Und wie Sun-tzu schrieb: ›Sind deine Streitkräfte gleich stark mit denen des Feindes, so greife an.‹ Wir können es tun, Herr Präsident.«
» Wir können unsere Streitkräfte innerhalb von drei Monaten mobilisieren, während die ozel tim die gegnerischen Stellungen aufklären und die Privatpartner bei ihren Überwachungsaufgaben im Grenzgebiet stören«, fügte General Ozek hinzu. » Die von den Amerikanern angeheuerten Söldner sind nur aus einem einzigen Grund dort: um Geld zu verdienen. Sobald sich eine Auseinandersetzung ergibt, werden sie die Köpfe einziehen und sich hinter den
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