Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
regulären Truppen des Militärs verstecken.«
» Und wenn die Amerikaner ihre Stellung behaupten, um den Kurden zu helfen?«
» Dringen wir nach Süden vor und vernichten die Lager der Aufständischen und der Streitkräfte des kurdischen Widerstands, bis die Amerikaner mit Gegenmaßnahmen drohen, ziehen uns dann bei Feindberührung zurück und errichten unsere Pufferzone«, sagte Ozek. » Es ist sicher nicht unser Wunsch, gegen die Amerikaner zu kämpfen, aber wir werden uns von ihnen auch nicht die Bedingungen unserer Souveränität und Sicherheit diktieren lassen.« Er wandte sich herum zu Außenminister Hamarat. » Wir überzeugen sie davon, dass eine von den UN überwachte Pufferzone mit Flug- und Fahrverbot die Sicherheit für alle Beteiligten verbessern wird. Einen Bodenkrieg will Gardner auf jeden Fall vermeiden, und die Kurden interessieren ihn schon gar nicht. Er wird sich mit allem einverstanden erklären, solange es die Kämpfe beendet.«
» Mag sein, nur wird Gardner das niemals öffentlich eingestehen«, sagte Hamarat. » Er wird uns ganz offen verurteilen und unseren vollständigen Rückzug aus dem Irak verlangen.«
» In diesem Fall spielen wir auf Zeit– während wir gleichzeitig sämtliche Rattennester der PKK ausmerzen und das Grenzgebiet mit Abhöranlagen verkabeln«, sagte Ozek. » Mit sechs Divisionen im Nordirak können wir die Gegend in nur wenigen Monaten säubern, während wir gleichzeitig unserem Abzug zustimmen. Auf diese Weise können wir die PKK so weit dezimieren, dass sie für die Dauer einer Generation jeden Einfluss verliert.«
» Und wir wie Schlächter aussehen.«
» Wie andere mich nennen, interessiert mich nicht, solange ich mir keine Sorgen machen muss, meine unschuldigen Söhne und Töchter könnten auf irgendeinem gottverdammten Spielplatz durch ein von der PKK abgeschossenes Flugzeug ums Leben kommen«, erwiderte Verteidigungsminister Cizek voller Bitterkeit. » Die Zeit ist gekommen zu handeln.«
» Es ist nicht allein die PKK , mit der wir uns befassen müssen, Herr Präsident, sondern auch die Sicherheitslage rund um die Pipeline Kirkuk-Ceyhan«, fügte Militärstabschef Guzlev hinzu. » Nach wie vor sind die irakischen Peschmerga nicht gut genug ausgebildet und ausgerüstet, um die Pipeline auf ihrer Seite der Grenze zu sichern. Wir haben Milliarden Lira in diese Pipeline investiert, und noch immer schaffen es die Iraker nicht, ihren Abschnitt angemessen zu beschützen. Und außer den Amerikanern lassen sie keine fremden Kräfte als Helfer zu. Wir könnten das Dreifache dessen, was wir an Durchflussgebühren erhalten, verdienen, würden wir es schaffen, die Ölproduzenten im Nordirak– also auch unsere eigenen Gesellschaften– davon zu überzeugen, die Produktion hochzufahren. Nur werden sie das nicht tun, denn die Pipeline ist leicht verwundbar.«
Präsident Hirsiz drückte seine Zigarette in dem Zieraschenbecher auf seinem Schreibtisch aus und kehrte dann zu seinem Platz zurück. Ein paar sich hinziehende Momente lang schwieg er gedankenverloren. Es kam nur selten vor, dass der Nationale Sicherheitsrat derart uneins war, insbesondere wenn es um die PKK und ihre brutalen aufrührerischen Angriffe ging. Eigentlich hätte sie das unerwartete Erscheinen von Besir Ozek in seinem Büro nur wenige Stunden, nachdem er den Absturz überlebt hatte, einen sollen in ihrer Entschlossenheit, die PKK ein für alle Male auszurotten.
Doch der Nationale Sicherheitsrat– und Hirsiz selbst auch, wie er sich eingestehen musste– waren hin- und hergerissen und gespalten, jetzt, da die zivile Militärführung eine friedliche, diplomatische Lösung anstrebte, während die Befehlshaber in Uniform unmittelbaren Handlungsbedarf sahen. Und sich mit einem innerlich gespaltenen Rat gegen die Amerikaner und die öffentliche Weltmeinung zu stellen war ein nicht eben kluger Schachzug.
Kurzat Hirsiz erhob sich und nahm Haltung an, fast wie in Habachtstellung. » General Ozek, ich danke Ihnen für Ihr Kommen und dass Sie sich an mich und den Nationalen Sicherheitsrat gewandt haben«, begann er förmlich. » Wir werden diese Möglichkeiten sehr sorgfältig prüfen.«
» Herr Präsident…« Der Schock ließ ihn einen Schritt nach vorn wanken. Er hatte seine Verletzungen ganz vergessen und zuckte, um sein Gleichgewicht bemüht, vor Schmerz zusammen. » Bei allem Respekt, Herr Präsident, Sie müssen rasch und entschieden handeln. Die PKK – nein, die Welt – muss wissen, dass diese
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