Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
beginne ich, mich einen Dreck darum zu scheren, was die Welt über uns denkt, Ayse«, sagte Hirsiz. » Wie vielen Begräbnissen müssen wir noch beiwohnen, ehe die Welt uns erlaubt, etwas gegen die aufständischen Kurden dort draußen zu unternehmen?«
ALLIIERTER LUFTWAFFENSTÜTZPUNKT NAHLA, TALLKAYF, IN DER NÄHE VON MOSUL, IRAK
Zwei Tage später
» Nahla-Tower– hier Scion One-Seven, neun Meilen vor Ziel: Erbitten Sichtanflug auf Landebahn zwo-neun.«
» Scion One-Seven– hier Nahla-Tower: Sie sind die Nummer eins, Freigabe für Landung erteilt«, antwortete der aufsichtführende Armeefluglotse in ausgezeichnetem, wenn auch mit schwerem Akzent durchsetzten Englisch. » Empfehle erweitertes Anflugverfahren drei für Nahla. Stützpunkt ist auf Sicherheitsstufe Bravo. Sie haben Freigabe für erweitertes Anflugverfahren drei, bitte bestätigen.«
» Negativ, Nahla– Scion erbittet Freigabe für Sichtanflug auf zwei-neun.«
Der Aufsichtführende war es nicht gewohnt, dass jemand seine Anweisungen nicht buchstabengetreu befolgte, daher rammte er seinen Finger auf den Mikrofonknopf und wetterte: » Scion One-Seven– hier Nahla-Tower: Sichtanflug unter FPCON -Stufe Bravo nicht autorisiert.« FPCON oder Force Protection Condition (ehemals » Threat Condition« oder THREATCON genannt) Bravo war die dritthöchste Sicherheitsstufe und zeigte an, dass schwerwiegende nachrichtendienstliche Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff vorlagen. » Sie werden Verfahren drei durchführen. Haben Sie verstanden? Bestätigen Sie.«
Ein Telefon klingelte im Hintergrund, und der stellvertretende Lotse des Tower nahm ab. Eine Augenblick darauf reichte er den Hörer dem Aufsichtführenden: » Chef, der stellvertretende Stützpunktkommandant für Sie.«
Der Aufsichtführende, zusätzlich gereizt, weil man ihn bei der Abwicklung eines eingehenden Fluges störte, riss seinem Stellvertreter den Hörer aus der Hand. » Hauptmann Saad. Ich habe hier einen eingehenden Flug, Sir. Kann ich Sie zurückrufen?«
» Lassen Sie den eingehenden Flug den Sichtanflug durchführen«, hörte er die vertraute Stimme des amerikanischen Colonels. Offenbar hatte der Stellvertretende Stützpunktkommandant, während er auf diesen Flug wartete, die Towerfrequenz abgehört.
» In Ordnung, Colonel.« Warum eine amerikanische Maschine für Spezialeinsätze einen Abschuss riskierte, war ihm ein Rätsel, aber Befehl war Befehl. Er reichte seinem Stellvertreten den Telefonhörer zurück, seufzte und drückte erneut auf den Mikroknopf. » Scion One-Seven– hier Nahla-Tower: Sie haben Freigabe für Sichtanflug und Anflugschema Overhead auf Landebahn zwo-neun, Wind zwei-sieben null bei fünfundzwanzig Knoten mit Böen bei vierzig, Landebahnsichtweite viertausend, FPCON Bravo in Kraft, Freigabe für Landung erteilt.«
» Hier Scion One-Seven: Freigabe für Sichtanflug und Overhead auf zwei-neun, frei für Landung.«
Der Aufsichtführende griff zum Nottelefon: » Station Eins, hier Tower«, sagte er auf Arabisch. » Ich habe einen Flug in der Endphase des Landeanflugs mit erteilter Freigabe für Sichtanflug und Anflugschema.«
» Wie bitte?«, hakte der Einsatzleiter bei der Flughafenfeuerwehr ungläubig nach. » Aber wir haben FPCON Bravo.«
» Befehl des amerikanischen Colonels. Ich wollte euch Jungs nur in Kenntnis setzen.«
» Danke für den Anruf. Vermutlich wird uns der Hauptmann zu unseren Hotspots auf Rollbahn Delta schicken.«
» Sie haben Freigabe, sich für Delta bereitzuhalten.« Der Aufsichtführende legte auf und rief anschließend die Flughafensicherheit des Stützpunkts und das Krankenhaus an. Sollte es tatsächlich zu einem Angriff kommen– und die Gelegenheit dafür war perfekt–, wäre es gut, wenn vorher möglichst viele gewarnt waren.
Der Aufsichtführende suchte das Flugzeug durch seinen Feldstecher. Auf seinem Radarmonitor konnte er es bereits sehen, optisch jedoch noch nicht. Es war noch etwa sechs Meilen entfernt und näherte sich auf einer direkten, aber leicht nach Westen versetzten Route. Offenbar machte es sich bereit für den Gegenanflug auf Landebahn 29– und war obendrein geradezu lächerlich langsam, so als sei es bereitsmehrere Minuten vor dem Aufsetzen für die Landung konfiguriert. Was mochte den Kerl nur umtreiben– eine Art Todessehnsucht? Er gab die Position des Flugzeugs weiter an die Flughafensicherheit und die Ersthelfer bei Abstürzen, damit sie in eine günstigere Position vorrückten…
…oder, wenn es zum
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