Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
größten Kummer, Bexar– von unseren Hadschi-Alliierten einmal abgesehen?«
» Die größte Gefahr in unserem Sektor geht nach wie vor von der Gruppe aus, die sich selbst ›Islamischer Staat Irak‹ nennt. Sie sind in Mosul ansässig, und ihr Anführer ist Abu al-Arabi, ein Jordanier«, antwortete Frank Bexar, der privat verpflichtete Nachrichtendienstoffizier. » Die Iraker sind der Meinung, dass es sich bei dem Tunnelsystem nahe Zakhu um seine Festung handelt, was auch der Grund dafür ist, dass sie eine so große Streitmacht entsenden. Wir haben allerdings keine belastbaren Geheimdienstinfos, dass al-Arabi sich dort aufhält.«
» Offenbar sind die Hadschisim Besitz von ziemlich zuverlässigen Informationen«, knurrte Wilhelm. » Und wieso Sie nicht?«
» Die Iraker behaupten, er sei dort, und sie wollen ihn tot oder lebendig, Sir«, antwortete Bexar. » Allerdings werden sowohl Zakhu als auch das Umland von den Kurden kontrolliert, und in den Städten wie Mosul selbst ist Al-Qaida die stärkste Kraft. Mir erscheint es wenig glaubwürdig, dass man al-Arabi erlauben würde, eine ›Festung‹ in diesem Gebiet zu unterhalten.«
» Nun, offenbar tut er das aber, Bexar«, fauchte Wilhelm. » Sie werden besseren Kontakt zu den Hadschis aufbauen müssen, damit wir nicht ständig geheimdienstmäßig ins Hintertreffen geraten. Sonst noch was?«
» Ja, Sir«, antwortete Bexar nervös. » Eine weitere große Gefahr für die Bündnistruppen ist der anhaltende Konflikt zwischen der Türkei und den in unserem Verantwortungsbereich operierenden kurdischen Guerillas. Bei ihren Angriffen auf türkische Ziele überschreiten sie nach wie vor die Grenze und ziehen sich anschließend wieder in den Irak zurück. Auch wenn die kurdischen Aufständischen für uns keine unmittelbare Bedrohung darstellen, die gelegentlichen grenzüberschreitenden Vergeltungsangriffe der Türken gegen die Kurdenverstecke haben unsere Streitkräfte mitunter in Gefahr gebracht. Die Türken haben uns erklärt, dass sie ungefähr fünftausend Mann entlang der türkisch-irakischen Grenze, direkt neben unserem Verantwortungsbereich, stationiert haben, was sich mit unseren eigenen Beobachtungen deckt. In den vergangenen achtzehn Stunden hat die Jandarma ein paar Vergeltungsangriffe durchgeführt, keiner davon allerdings übermäßig massiv. Ein paar ihrer Kommandos haben die Zügel schleifen lassen und waren auf Vergeltung aus. Ihre jüngsten Geheimdienstinfos berichten von einem Rebellenführer, den sie Baz– also Habicht– nennen, ein irakischer Kurde, möglicherweise eine Frau. Sie hat ein paar gewagte Angriffe auf militärische türkische Ziele durchgeführt und möglicherweise auch dieses Tankflugzeug in Diyarbakir abgeschossen.«
» Eine Frau, ja? Dass die Frauen hier in der Gegend hässlich sind, war mir bekannt, aber auch derart hartgesotten?«, spottete Wilhelm. » Werden wir von den Türken über ihre Truppenbewegungen und Antiterroroperationen auf dem Laufenden gehalten?«
» Sowohl das türkische Verteidigungs- als auch das Innenministerium schenken uns bezüglich ihrer Aktivitäten reinen Wein ein«, sagte Bexar. » Bei manchen ihrer Luftangriffe stehen wir für die Bereinigung des Luftraums sogar telefonisch in Kontakt.«
» Wenigstens kriegen Sie Ihren Scheiß geregelt, was die Türken anbetrifft, Bexar«, sagte Wilhelm. Der Nachrichtendienstler musste einmal tief durchatmen, dann brachte er sein Briefing so schnell wie möglich zum Abschluss.
Nachdem der Letzte geendet hatte, erhob sich Wilhelm, nahm sein Headset ab und wandte sich herum zu seinen Stabsoffizieren. » Also gut, Leute. Die Ohren aufgesperrt«, begann er barsch. Die Stabsoffiziere entledigten sich betont umständlich ihrer Headsets und hörten zu. » Das ist die Show der irakischen Armee, nicht unsere. Ich möchte also keine Heldentaten und erst recht nicht irgendwelche Schnitzer. Für die Iraker ist das eine große Sache, für uns dagegen reine Routine. Daher möchte ich, dass alles schön reibungslos und strikt nach Vorschrift abläuft. Haltet Augen und Ohren offen, und vor allem: Haltet die Klappe! Beschränkt die Einsatzmeldungen über Funk ausschließlich auf das zwingend Notwendige. Wenn ich etwas sehen möchte, solltet ihr es in null Komma nichts auf meinem Bildschirm haben, andernfalls schau ich bei euch vorbei und verabreiche euch das Frühstück durch die Nasenlöcher. Bleibt auf alles vorbereitet und lasst uns den Irakis eine tolle Show liefern. Und jetzt an
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