Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
die Arbeit.«
» Ist ja ein wahrer Omar Bradley«, stichelte Jon Masters. » Ein echter Offizier mit Herz für den einfachen Soldaten.«
» Er genießt sowohl in der Division als auch bei der Heeresabteilung höchstes Ansehen und kann sich wahrscheinlich schon bald einen Stern anstecken«, entgegnete Patrick. » Ein harter Bursche, aber offenbar hat er seinen Laden fest im Griff und erledigt den Job.«
» Ich hoffe nur, er lässt uns unseren erledigen.«
» Den erledigen wir entweder mit ihm gemeinsam oder trotz seiner Wenigkeit«, sagte Patrick. » Na schön, Dr. Colin Masters, dann verschaffen Sie mir mal ein Bild von diesem wilden Haufen.«
Im Stile eines Neurochirurgen, der ein Gehirn untersucht, das er zu operieren im Begriff ist, hob der junge Ingenieur die Hände und nahm ein imaginäres Skalpell entgegen, dann machte er sich daran, seine Computertastatur zu bearbeiten. » Sie werden staunen, mein Freund. Machen Sie sich auf was gefasst.«
IN DER NÄHE DES AUFKLÄRUNGSZIELS PARROT, BEI ZAKHU, IRAK
Wenige Stunden später
» Ich hatte etwas in der Art der Grand Central Station oder Tora Bora erwartet, aber doch keine Hobbit-Hütte«, moserte Army First Lieutenant Ted Oakland, der Anführer eines aus vier Stryker-Infanterie-Kampffahrzeugen bestehenden Zuges. Er betrachtete das Wärmebild des etwa eine Meile vorausliegenden Zielgebiets, das ihm die Zielvorrichtung seines Richtschützen lieferte. Der südliche Eingang der sogenannten Tunnelfestung von al-Qaida bestand aus einer winzigen Lehmhütte, durch die sich der zwanzig Tonnen schwere Stryker mühelos hindurcharbeiten könnte. Nur deckte sich das nicht recht mit den Geheimdienstinfos, die sie von den Einheimischen und ihren irakischen Partnern erhalten hatten, in denen entweder von einer » Festung« oder einer » Zitadelle« die Rede war.
Oakland wechselte vom Wärmebild auf die Vogelperspektive, die ihm von einer achttausend Fuß über ihnen fliegenden unbemannten und bewaffneten Reaper MQ -9 des Bataillons gesendet wurde. In der Darstellung war der Aufmarsch der irakischen Truppen rings um die Hütte deutlich auszumachen. In der Gegend gab es eine Ansammlung von Hütten, des Weiteren einige Nebengebäude sowie kleinere Gehege für das Vieh. Wenigstens acht Züge regulärer irakischer Truppen rückten langsam gegen dieses Areal vor.
» Ziemlich ruhig dort draußen, Sir«, bemerkte der Richtschütze.
» Wenn das eine wichtige Schurkenfestung wäre, würde ich Ihnen zustimmen«, sagte Oakland. » Aber so tölpelhaft, wie sich die Iraker dort draußen bewegen, ist es auch ein Wunder, dass sich nicht die gesamte Provinz längst aus dem Staub gemacht hat.«
Tatsächlich war es wohl eher die Anwesenheit des Stryker-Aufklärungszuges und gar nicht mal die der Iraker gewesen, die die Schurken gewarnt hatte. Der Zug bestand aus vier Schützenpanzern vom Typ Stryker. Diese Zwanzigtonner verfügten über acht Räder und eine Turbodieselmaschine mit 350 PS . Sie waren leicht bewaffnet mit .50er-Maschinengewehren oder einem 40-Millimeter-Schnellfeuergeschütz, das aus dem Innern des Fahrzeugs ferngesteuert wurde. Eher auf Beweglichkeit denn auf Schlagkraft getrimmt, waren die Strykers normalerweise nur leicht gepanzert und vermochten kaum gewöhnlichem Maschinengewehrfeuer standzuhalten. Diese Fahrzeuge allerdings waren mit einer Lamellenpanzerung ausgestattet– eckigen, rings um die Außenwand angebrachten Stahlrohren, die ihnen ein kopflastiges Aussehen verliehen und den größten Teil der Sprengkraft von raketengetriebenen Granaten ableiten sollten.
Trotz ihres unvorteilhaften Äußeren und ihres nicht eben hoch technisierten Radprofils brachten die Strykers eine echte Eigenschaft des einundzwanzigsten Jahrhunderts auf das Schlachtfeld mit: Netzwerktauglichkeit. Die Strykers vermochten den Knoten eines weiträumigen, sich über mehrere Meilen erstreckenden drahtlosen Computernetzwerks einzurichten, die es jedem ermöglichte, angefangen vom einzelnen Fahrzeug bis hin zum Präsidenten der Vereinigten Staaten, ihre Position und ihren Status auszumachen und exakt dasselbe zu sehen, was auch die Besatzung vor sich sah. Zudem konnten Informationen an jeden anderen innerhalb dieses Netzwerks weitergeleitet werden. Womit sie jeder Operation ein bis dato ungekanntes Niveau an situativer Wahrnehmung ermöglichten.
Neben dem Kommandanten, dem Fahrer und dem Richtschützen hatten die Strykers sechs Absitzer an Bord– einen Sektions- oder stellvertretenden Führer,
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