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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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wehrte ich mich gegen diese Erkenntnis, sagte mir, dass Olli niemals nach zu Hause gerochen hatte, dass eher ich ihm als umgekehrt eine Schulter zum Anlehnen bieten musste und dass wir uns schon längst getrennt hatten, aber es half nichts. Olli blieb der Mann an meiner Seite, bis ich schließlich gnädiger Weise aufwachen durfte. Und auch wenn ich mir stets versuchte einzureden, es sei alles nur Fiktion gewesen, so blieben die Nachwirkungen des Traumes doch stets den ganzen Tag über an mir haften wie ein besonders hartnäckiges doppelseitiges Klebeband.
    In dieser Nacht waren diese beiden Alpträume eine höchst unglückliche Symbiose eingegangen: Olli hatte eine Hasenranch und ich versuchte erfolglos, das unartgerechte Treiben auf seinem Balkon zu stoppen.
    Ihre Verbindung war wahrscheinlich ein deutliches Zeichen dafür gewesen, an diesem Tag unter allen Umständen im Bett zu bleiben. Ich hatte dies heute Morgen allerdings leider nur dahin gehend gedeutet, über eine Therapie nachdenken zu müssen.

    „Passen Sie auf, Sie hätten fast das Eichhörnchen überfahren.“
    Erschrocken fuhr ich hoch und sah, wie ein rotbrauner buschiger Schwanz rechts im Gebüsch verschwand.
    „Sind Sie immer eine so unaufmerksame Autofahrerin? Eben hätten Sie uns fast umgebracht mit Ihrem seltsamen Bremsmanöver und jetzt dieses arme Eichhörnchen. Halten Sie an! Ich fahre weiter!“
    „Ich bin überhaupt nicht unaufmerksam. Ein Blinder hätte doch gesehen, dass es das Eichhörnchen ganz locker schafft, vor uns über die Straße zu kommen, und nicht ich hätte uns fast umgebracht, sondern Sie. Sie haben mir nämlich schon wieder ins Lenkrad gegriffen. Lassen Sie das!“ Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
    „Ich habe Ihnen ins Lenkrad gegriffen, weil Sie so plötzlich auf die Bremse getreten sind, dass das Auto angefangen hat zu schlingern.“
    „Aber nur, weil Sie mich mit Ihrem Geschrei erschreckt haben.“
    „Ich habe nur geschrien, weil …“ Nils überlegte kurz, dann seufzte er und ließ sich in den Sitz zurücksinken. „Könnten Sie trotzdem anhalten? Ich möchte mir kurz die Füße vertreten.“
    „Das ist nur wieder eine Ausrede, um eine Zigarette zu rauchen.“
    „Und selbst wenn. Haben Sie ein Problem damit?“
    „Ja, ehrlich gesagt schon. Denn ich möchte so schnell wie möglich nach Italien und das kann ich nicht, wenn wir wegen Ihrer Sucht ständig anhalten müssen.“
    „Stimmt, ich vergaß. Sie sind todsterbenskrank und … Was haben Sie am Telefon noch gesagt?“
    „Das geht Sie gar nichts an!“ Stur hielt ich meinen Blick nach vorne auf die Straße gerichtet und drückte das Gaspedal durch, um Nils zu signalisieren, dass ich auf gar keinen Fall anhalten würde.
    Doch der ließ nicht locker. „Jetzt erzählen Sie mir endlich, was Sie Dringendes in Italien erledigen müssen? Vielleicht hätte ich dann mehr Verständnis für Ihr hektisches und gestresstes Verhalten.“
    „Nein, möchte ich nicht. Und außerdem bin ich nicht gestresst. Mich nervt nur dieser Bus vor uns.“
    Kurz nachdem ich bei Nößlach von der A22 abgefahren war, hatte sich ein roter Postbus vor den Smart gesetzt. Und nicht nur, dass dieses Fahrzeug schon fast aufreizend langsam vor uns her tuckerte und die Straße so eng war, dass nicht einmal ein Fußgänger ihn hätte überholen können, nein, er hielt auch noch alle zehn Meter an, um irgendein Balg mit Rucksack vor einem der vereinzelt stehenden Häuser herauszulassen. Die Gehöfte trugen solch klangvolle Namen wie Zum Erbhof Marder und ihre Fassaden zierten kitschige Bilder mit landwirtschaftlichen oder religiösen Motiven.
    Ungeduldig hämmerte ich mit meiner Handfläche auf dem Schalthebel herum.
    „Geben Sie es zu: Sie sind gestresst.“
    „Nein, bin ich nicht.“
    Da! Der Bus hielt schon wieder an. Doch dieses Mal fuhr er dabei in eine Einbuchtung. Die Gelegenheit war also günstig. Ich drückte das Gaspedal durch und schoss an ihm vorbei. Dabei hielt ich den Blick starr auf die Straße gerichtet, um nicht in den Abgrund links von mir schauen zu müssen. Nils zog scharf die Luft ein.
    „Sind Sie wahnsinnig geworden, an einer solch engen und uneinsichtigen Stelle zu überholen!“
    „Die Stelle war weder eng noch uneinsichtig. Ich habe alles im Griff.“
    Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, beschleunigte ich noch ein wenig und fuhr schwungvoll um eine Kurve, … um plötzlich entsetzt aufzuschreien. Zwei Kühe standen in der Mitte des Weges und glotzten uns

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