Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Missverständnis immer wieder ein lustiges Schauspiel. Meist liegt dann Caro angriffsbereit auf dem Rücken und Biene umkreist sie bellend und fängt sich so die eine oder andere Ohrfeige ein. Mittlerweile sind beide erwachsen und haben somit in etwa die gleiche Größe und Gewicht. Es ist also ein fairer Kampf. Trotzdem: Der Sieger ist meist die Katze. Wenn beide sich dann ausgetobt haben, dann liegen sie kurze Zeit später aneinander gekuschelt in der Hollywoodschaukel, als wäre nix gewesen.
Die beiden kommen prima miteinander klar. Keine Frage. Aber schöner wäre es halt, wenn Caro eine Katze als Kameraden gehabt hätte. Am besten einen kräftigen Kater, denn Caro ist ein ziemlicher Rabauke. Sie ist nicht nur ziemlich groß, sondern auch sehr kräftig geworden. Ihr Fell ist sehr dicht, und ich vermute eine Britisch Kurzhaar in ihren Vorfahren. Und sie hatte allerlei Blödsinn im Kopf. Ein Kater als Spielkamerad wäre genau richtig – wollte ich ja damals schon, als ich mich dann stattdessen für Merle entschied. Wieder einmal machte ich mich auf die Suche nach einem passenden neuen Rudelmitglied. Meine Bedenken wischte ich mit: „Ist ja nicht für mich, sondern für Caro“, fort. Na ja, man kann sich eben alles schönreden, wenn man denn will.
Wieder wollte ich ein verlassenes Tier retten. Katzenwelpen finden auch ohne mich schnell ein neues Heim, und außerdem sind die mir sowieso zu anstrengend. So schaute ich nach einem älteren, aber nicht zu alten Kater. Im Internet gibt es genügend Tiervermittlungsseiten für Menschen wie mich. Klar, irgendwie sind alle Katzen hübsch. Ich finde Katzen an sich toll. Egal ob Hauskatze oder Tiger. Aber der berühmte Funke wollte nicht überspringen. Ich spielte mit dem Gedanken ins Tierheim zu fahren, verwarf diesen aber schnell wieder. Tierheimbesuche nehmen mich immer sehr mit, und die Gefahr, dass ich mit mehr als einer Katze nach Hause komme, die war mir dann doch zu groß. Also suchte ich weiter im Internet, weil ich das für wesentlich gefahrloser hielt.
Und dann sah ich ihn. Auf einem klitzekleinen Foto sah ich diesen Kater mit der Batman-Maske und war sofort fasziniert. Dieser Blick ließ mich von der ersten Sekunde an nicht mehr los. Das ist er: Der Kater, nach dem ich schon so lange gesucht hatte. Die Fotos von ihm waren gerade mal zweihundert Pixel breit und viel zu dunkel, um wirklich alles zu erkennen. Trotzdem, in seine ungewöhnliche Zeichnung verliebte ich mich sofort. Sein Name war Kalo – wenn das kein Zeichen war .... Ich taufte ihn später trotzdem in Filou um. Er befand sich in Spanien.
Uuuups – das war nun mal aber echt blöd. Ich halte eigentlich nichts davon, Tiere aus anderen Ländern zu importieren, während bei uns die Tierheime überlaufen. Aber manchmal muss man eben auch mal über seinen Schatten springen, und dieser Kater war ein guter Grund dafür. Das mag inkonsequent sein, mir war das aber grad mal egal. Ich hatte mich verliebt, wollte diesen Kater und rief spontan bei der Vermittlungsstelle an.
Er war noch zu vergeben und konnte schon mit dem nächsten Flug in einer Woche nach Deutschland gebracht werden. Juchhu! Was sind schon hundertdreißig Euro wenn das Herz: „Ja. Tu es!“ sagt. Dann war da aber noch dieser Satz: „Vermittlung nur nach Vorkontrolle“. Ach du Scheiße – was soll das denn? War ich des Katers etwa nicht würdig? Was, wenn sie mich für ungeeignet befanden? Eine Frau, die alleine mit vielen Viechern abgelegen im Wald lebt. Das klingt schon ein wenig bekloppt. In den Medien wurde gerade der Begriff „Tiermessie“ erfunden. Dabei handelte es sich überwiegend um einsame Menschen, die durch das Horten von Tieren irgendetwas kompensieren. Ich zähle mich definitiv nicht dazu. Ich brauche nix kompensieren. Ich will hier im Wald einfach nur meine Ruhe haben. Und diesen Kater.
Ich hatte Glück: Die Leute von „Helfende Hände e. V.“ kannten die Tierschützerin, von der ich Merle bekommen hatte. Und die kannte mich und mein Grundstück und gemeinsam befanden sie: Man kann mir den Kater ruhigem Gewissen überlassen. Puh – Glück gehabt. Eine Woche später würde mein Filou am Hamburger Flughafen ankommen. Dort sollte ich mich mit Katzenkorb, dem Geld und meinem Ausweis zur Übergabe einfinden. Hamburg. Großstadt. Mit dem Auto hinfahren. Ich. In meinem Kopf machte sich Panik breit. Normalerweise war ich schon überfordert, wenn ich nur ein paar Stunden durch Lüneburg lief. Die vielen Menschen … die
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