Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
vielen anderen Autos auf der Straße … das war ich einfach nicht mehr gewohnt. Wann war das passiert, dass aus mir so ein Art Alm-Öhi wurde?
Ein Navi musste her. Und seelischer Beistand. Meine Schwester Paula bot mir beides, und so fuhr ich an einem Samstagnachmittag zusammen mit Paula aufgeregt zum Hamburger Flughafen. Der Flug hatte natürlich Verspätung, war ja klar. Wenn ich schon mal in die Zivilisation fahre ….
Schnell erkannten Paula und ich eine Gruppe Menschen, die alle einen Katzenkorb bei sich trugen und hoffnungsvoll auf die Tafel mit den Ankunfts-Anzeigen schauten. Wir gesellten uns dazu. In Gemeinschaft und unter Gleichgesinnten fühlte ich mich gleich viel sicherer. In der Gruppe machten wir auch sofort die Frau aus, die das ganze organisierte und mit der ich am Telefon gesprochen hatte. Sie zu erkennen war leicht, es war die Frau mit der Liste und ohne Katzenkorb. Endlich landete auch unser Flugzeug aus Spanien und mit ihm die ersehnten Katzen. Urlauber brachten die Tiere in großen Transportkisten als Gepäck mit. In jeder dieser Kisten waren jeweils zwei Katzen, die nun den neuen Besitzern zugeordnet und übergeben werden mussten. Dieses geschah im Vorraum der Toiletten, denn wir wollten sichergehen, dass keine der Katzen in Panik floh und wir sie dann auf dem Flugplatzgelände mühselig wieder einfangen mussten.
Ich kam mir seltsam vor. Ein wenig wie ein Verbrecher, der auf einem Bahnhofsklo einen Deal abschließt. Auch für andere war es sicher ein merkwürdiges Bild. Große Kisten wurden in den Toilettenraum geschoben. Eine Gruppe von etwa zehn Menschen stand mit kleineren leichten Kisten vor der Tür, wurde einzeln herein gebeten, um dann wenig später mit einer sichtlich schwereren Kiste hastig gen Ausgang zu verschwinden. Das sah für nicht Eingeweihte bestimmt merkwürdig aus. Endlich war ich an der Reihe und betrat mit Paula aufgeregt den Raum. Die Papiere waren bereits vorher geprüft, das Geld übergeben, der Vertrag geschlossen. Nun fehlte nur noch die „Ware“. Als mein Filou die Kiste wechselte, da ging alles so schnell, dass ich nur einen kurzen Blick auf ihn erhaschen konnte. Er war ruhig und ein wenig teilnahmslos, eine Restwirkung der Beruhigungsspritze, die er vor dem Flug erhalten hatte. Ein kurzes Danke und alles Gute und schon hetzten wir wie alle anderen vor uns mit dem Korb zum Auto. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause und den Kater aus seiner Kiste lassen. Und ihn endlich live sehen. War ich auf der Hinfahrt noch konzentriert, auf der Rückfahrt war ich hektisch und abgelenkt von der ganzen Aufregung. Ich wurde prompt geblitzt und durfte mich dafür später für vier Wochen von meinen Führerschein trennen. Nun ja – meine eigene Schuld.
Ich setzte Paula unterwegs bei ihr zuhause ab und fuhr alleine mit meinem neuen Kater heim. Natürlich hatte ich mir vorher schon Gedanken gemacht, wie ich Filou den Einstieg in seine neue Welt am leichtesten gestalte. Wahrscheinlich würde er Anfangs erst einmal verschreckt und verunsichert sein. Also wollte ich ihm Gelegenheit bieten sich in Ruhe zu orientieren. Ich hatte vorab in meinem Schlafzimmer die Schränke rechts und links vom Bett oben frei geräumt, damit er sich notfalls dorthin zurückziehen konnte. Mein Plan war: Alle anderen Tiere aus dem Schlafzimmer sperren, Filou dort frei lassen und abwarten was passiert. Notfalls müsste ich eben eine Zeitlang mit einem Katzenklo im Schlafzimmer leben. Und die Hunde, die nachts sonst vor dem Bett lümmelten, mal für ein paar Tage zurück stecken.
So war der Plan. Zuhause angekommen ging ich mit dem Katzenkorb sofort in mein Schlafzimmer, stellte den Korb aufs Bett und öffnete vorsichtig die Tür. Filou schoss aus dem Korb, sprang mir auf den Schoß und beschmuste mich freudig, als hätten wir uns nach Jahren endlich wieder gefunden. Ich war überrascht. DAS hatte ich nun gar nicht erwartet! Kein Ansatz von Unsicherheit, keine Verwirrtheit. Einfach nur ein: „Hallo, ich bin Filou – schön dich zu sehen – wo steht hier denn das Futter?“.
Die Hunde hatten natürlich mitbekommen, dass sich in meinem Schlafzimmer ein fremdes Tier befand. Der Raum hatte eine Schiebtür und diese wurde zögerlich von einer Hundenase aufgeschoben. Dahli blickte unsicher auf den Kater auf meinem Schoß. Filou sah Dahli kurz an, knurrte einmal böse und erreichte, was er erreichen wollte. Sie trollte sich wieder und wagte stundenlang nicht mehr das Schlafzimmer zu betreten. Filou
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