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Australien 02 - Der Sternenleser

Australien 02 - Der Sternenleser

Titel: Australien 02 - Der Sternenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Grenville
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Herausforderung annahm, im Kopf 759 mit 453 zu multiplizieren. An der Akademie hätte ihn das zur Zielscheibe des Spottes gemacht, aber an Bord der Resolution schien es nichts Schlimmeres als etwas Bemerkenswertes zu sein.
    Er vermutete, dass es in der kleinen Welt eines Schiffes nicht von Nachteil war, einen Mann mit einer solchen Begabung zu kennen. Wer neben einem intelligenten Trottel stand, bekäme ein wenig von dem Glanz seiner Begabung ab.
    Beim Abendessen in der Offiziersmesse konnte Rooke mit allen anderen zusammen über Silks Schilderung lachen, was der Bootsmann gesagt hatte, als ihm der Doppelblock auf den Fuß geprallt war. Er konnte sich seinem Nachbarn zuwenden und sich mit ihm über den Witz amüsieren und nichts weiter als ein Leutnant sein, der sich gut unterhielt. Nach dem Essen konnte er mit all den anderen sein Glas heben und gemeinsam mit ihnen den Lieblingstrinkspruch der Offiziersanwärter ausbringen, die auf eine Beförderung hofften: Auf einen blutigen Krieg und eine Zeit ergiebiger Krankheiten!
    ✳
    Die Resolution blockierte zwar den Hafen von Boston und befuhr die Atlantikroute, um die Streitkräfte Seiner Majestät in der Kolonie mit Vorräten zu versorgen, doch in seinem ersten Jahr an Bord des Schiffes hatte Rooke mit den Kämpfen nichts zu tun. Der Krieg war eine gemächliche Angelegenheit, bei der ein junger Mann, der die Position des Schiffes nach der Methode der Monddistanzen berechnen konnte und einen Nautischen Almanach mit einer persönlichen Widmung des Hofastronomen besaß, auf dem Quarterdeck nützlich war.
    Rooke dachte bei sich, er hätte eigentlich wissen müssen, dass ein Schiff ein schwimmendes Observatorium war, doch diese Erkenntnis kam für ihn wie ein unerwartetes Geschenk. Nicht ganz Astronom, aber zumindest Navigator, brachte er die Tage damit zu, Messungen mit dem Sextanten zu machen und anschließend im breiten, gedämpften Licht der Kapitänskajüte Längen- und Breitengrad zu ermitteln. An Bord der Resolution schienen seine Talente endlich ein Zuhause gefunden zu haben.
    Als das Schiff, um Vorräte an Bord zu nehmen, in den Hafen von Antigua einlief, einer Insel der Kleinen Antillen, war Silk ganz von einem bestimmten Plan erfüllt. Jemand hatte ihm von einem gewissen Haus am Ende einer gewissen Gasse hangaufwärts hinter dem Englischen Hafen erzählt, wo eine Gruppe heißblütiger junger britischer Offiziere freundlich empfangen werden würde.
    »Ja, du auch!«, sagte Silk mit Nachdruck. »Betrachte es meinetwegen als Teil deiner Bildung, Rooke, mindestens so wichtig wie Griechisch oder die Trigonometrie!«
    Rooke ließ sich bereitwillig überreden. Er war froh über die Gelegenheit, gewisse Dinge entdecken zu können, die man anhand des Körperbaus der eigenen Schwestern und von deren Freundinnen vage erahnen konnte, die man aber, soviel war klar, nur durch eigene Erfahrung erlernen würde.
    Sobald sie an Land waren, führte Silk die Gruppe von Offiziersanwärtern mit so zielsicheren Schritten durch den Englischen Hafen, als hätte er diesen und die Freuden, die er bot, schon hunderte Male besucht. Am Ende des Kais bog er an einem Haus mit leuchtend roten Geranien an der weißen Wand nach links ab und ging weiter ins Herz der Stadt hinein.
    Überall sah Rooke die schwarzen Gesichter der Sklaven, von denen Lancelot Percival geredet hatte. In einem schlammigen Hof standen einige Frauen, die über Waschzuber gebeugt Wäsche walkten und sich über das Platschen hinweg laut miteinander unterhielten. Rooke blieb stehen, um ihnen zu lauschen, und vernahm eine Sprache, die in nichts dem ähnelte, was er je zuvor gehört hatte: weder Latein noch Griechisch, noch Französisch keine der Sprachen, die er an der Akademie gelernt hatte, Töne, deren Bedeutung ihm so unverständlich war, als wäre er ein Baby. Um besser hören zu können, machte er ein paar Schritte in den Hof hinein, doch Silk rief ihm zu, los, los, Mr. Rooke, weiter geht’s, wir sind nicht hier, um unsere Unterwäsche zu waschen!
    Während sie durch die Straßen schritten, sah Rooke vor Karren geschirrte Sklaven Brennholz und Wasser ziehen, das für die Garnison bestimmt war. Am Stadtrand kamen sie an schwarzen Männern und Frauen vorbei, die schwankend riesige Bündel Zuckerrohr oder Körbe voller Ananas auf dem Kopf balancierten. Mit gebeugtem Rücken, die Haut glänzend vor Schweiß, setzten andere auf quadratischen Feldern die Zuckerrohrstecklinge in den Boden.
    Rooke fiel auf, dass die Sklaven ihm

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