Australien 03 - Tal der Sehnsucht
Er träumte davon, ihre Welpen zu verschenken, damit sich Kelpies Nachkommen wie ein Fluss über das ganze Land verbreiten würden. Er begann, Mark von seiner Vision zu erzählen.
»Ich möchte, dass man einst wie auf einer Straßenkarte nachvollziehen kann, wie sich ihre Nachkommenschaft im ganzen Land ausgebreitet hat«, erklärte er ihm ernsthaft. Während seiner Reisen wollte er Kelpies Welpen verteilen, so als würde er die Saat einer kostbaren neuen Pflanze ausbringen, die das Leben der Menschen von Grund auf ändern würde.
»Und ich gelobe, ihre Welpen jedem Mann, ob reich oder arm, Viehzüchter oder Schafhirte, zu überlassen, solange er ihnen eine gute Ausbildung, genug zu fressen und ein Leben voller Arbeit gewährleisten kann.« Er fasste nach unten, um Kelpies langes Fell zu kraulen und sie zärtlich an dem kleinen weißen Fleck zu kratzen, der ihre Brust zeichnete.
»Eine wahrhaft prächtige Vision«, bestätigte ihm Mark feixend.
»Ach, mach dich ruhig über mich lustig«, sagte Jack und versetzte seinem Freund einen Schubs. »Aber wie ich sehe, rühmst du dich selbst, die besten Hunde zu besitzen.« Er nickte zu Marks Hunden hin, die zu dritt eng zusammengerollt an der dem Wetter abgewandten Seite eines Baumes lagen. »Wie bist du zu so exzellenten Tieren gekommen?«
»Sie sind aus Rutherfords Zucht. Kennst du ihn?«
»Allerdings habe ich von Mr Rutherford gehört. Den aus Yarrawonga, dessen Familie aus Schottland stammt?«
»Eben diesem«, sagte Mark. »Ich habe einige Arbeiten für einen Freund erledigt, der mich nicht auszahlen konnte… also erbat ich von ihm dieses Paar aus Rutherfords Zucht und seinen alten Hund. Ich glaube nicht, dass er um ihren wahren Wert wusste, sonst hätte er sie nicht so bereitwillig hergegeben. Und so kam ich zu Rutherford-Hunden, importiert aus seiner Zucht in Nordschottland! Die Besten weit und breit!«
»Da bin ich ganz sicher. Mein Mädchen hier hat einen ähnlichen Stammbaum. Nun bin ich auf der Suche nach einem guten Rüden für Kelpie, wenn sie erst alt genug ist. Einem guten, kräftigen Hund, der erstklassige Welpen zeugt. Keinem dahergelaufenen Streuner. Wärst du daran interessiert, mir eines Tages einen Welpen zu verkaufen, wenn du erst einen Wurf hast?«
»Dir einen Welpen verkaufen ?« Mark sah ihn finster an. » Ich ? Dir einen Welpen verkaufen ? Sei nicht verrückt. Auf gar keinen Fall.«
Jack sah Mark ins Gesicht. Sein Mund war zu einer strengen Linie zusammengezogen. Jack kämpfte darum, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt und enttäuscht er war. Er wollte Mark schon anbetteln, als sich dessen Mund zu einem breiten Lächeln verzog. »Ich werde dir ganz gewiss keinen Welpen verkaufen, Jack, du großer Tollpatsch! Aber ich werde dir von Herzen gern einen Welpen schenken… Du kannst dir einen aussuchen, sobald meine Hündin ihren ersten Wurf bekommen hat. Und ich würde mich geehrt fühlen, wenn einer meiner Rüden deine Hündin decken dürfte. Ich werde dir gleich bei der nächsten Schur auf Ballarook zeigen, wie sie arbeiten – aber du kannst mich beim Wort nehmen, die beiden sind kräftige, schwer arbeitende Hunde. Ich wüsste weit und breit keine besseren.«
Ein paar Stunden später, nach einem leckeren Mahl aus Kartoffeln und Kängurufleisch, gefolgt von ungesäuertem Brot mit Melasse, saßen Jack und Mark Tully Witze reißend am Feuer, als wären sie wieder vierzehn Jahre alt, erzählten sich gegenseitig Alberts Lügengeschichten und lachten, bis ihnen die Bäuche und das Gesicht wehtaten. Dann schlug Jack, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, seinem Freund auf den Rücken.
»Weißt du, Mark, manche Tage bleiben einfach Tage, aber andere, o Herr, andere hingegen… da weißt du einfach, dass das ganze Universum zusammenwirkt, damit gewisse Dinge passieren. Aus unserer Begegnung wird sich Großes entwickeln, davon bin ich überzeugt.«
Während Jack redete, erhellten die Flammen sein gut geschnittenes Gesicht. »Dies ist nur der Anfang von etwas viel Größerem als dir und mir und dieser Nacht und diesen Hunden. Wenn wir schon längst nicht mehr auf dieser Erde sind und diese Hunde zu Staub geworden sind, wird immer noch ihr Blut in den Adern ihrer Nachkommen fließen… das Blut unserer Hunde hier.«
»Ach Jack. Red’ nicht so, wo es schon so spät am Abend und mein Bauch viel zu voll ist, als dass mein Hirn noch denken könnte. Mich interessiert viel mehr, ob in der Zukunft mein Blut durch die Adern meiner Enkelkinder
Weitere Kostenlose Bücher