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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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gab nur noch den Raum. Diese nasse, kalte Welt war so traumhaft schön und so albtraumhaft wild zugleich. Es gab nur noch sie und die Tiere; gemeinsam bewegten sie sich durch eine Landschaft, die in ihrer Wucht und Kälte beängstigend war und doch voller Leben. Rosie duckte sich unter einem Ast durch und sah vor sich, am Rand einer Lichtung, die Hütte stehen.
    Ein seitlich angebrachter Unterstand bot Oakwood Schutz. Sie band das schleimige Leder seiner abgerissenen Zügel an den soliden Pfosten fest und deckte sein Hinterteil mit einem alten Leinsack zu, den sie auf der Veranda gefunden hatte. Auf diese Weise würden zumindest seine Nieren warm gehalten. Dann stieß Rosie die Tür auf und trat mit eingezogenem Kopf dicht gefolgt von den Hunden ein. Vor Kälte zusammengekrümmt, zündete sie den kleinen Kanonenofen an, der mitten in der Hütte stand. Jemand hatte ihn, dem ungeschriebenen Gesetz getreu, zum Anzünden bereit hergerichtet, sodass er augenblicklich zum Leben erwachte und die Spinnen, die sich darin häuslich niedergelassen hatten, aufgeregt die Flucht ergriffen. Rosie zündete zwei Kerzen an, die in alten Whiskyflaschen steckten, und stellte sie auf ein Regal, um sich die düstere Hütte besser anschauen zu können. In einer Ecke stand ein durchgelegenes, schmales Feldbett, dessen aufgeplatzte Matratze mit Possum- und Rattenkot bedeckt war. Sie wischte die Matratze mit dem Hemdsärmel sauber und schleifte sie dann vom Bett über die Dielen bis vor den Ofen. Dann rollte sie sich neben dem Feuer zusammen, die Arme um ihre Hunde geschlungen, und begann zu weinen. Die Tiere leckten ihr mit warmen, nassen Zungen die Tränen vom Gesicht, bis sie wieder zur Ruhe kam.
    Dem Himmel sei Dank für meine Hunde, dachte sie. Ohne sie würde sie mit Sicherheit durchdrehen. Immer noch zitternd sehnte sie sich nach der Umarmung ihres Viehtreibers. Und dann traf sie mit voller Wucht die Erkenntnis – sie hatte sich in Jim verliebt. Die Gefühle, die in ihr tobten, waren viel stärker als alles, was sie je für Sam empfunden hatte. Im gleichen Moment zersprang ihr das Herz bei dem Gedanken, dass Jim vielleicht ertrunken war, und sie begann wieder, unkontrolliert zu weinen.

Ballarook Station, um 1870
    Die Arbeit im Scherstall war zum Erliegen gekommen, weil die Schafe zu nass zum Scheren waren, und so saß Jack im Quartier und lauschte dem lärmenden Gerede der Männer. Er blieb stumm. Er war zu sehr damit beschäftigt, an Mary Ryan zu denken. Sie wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Erstmals hatte er Mary im Obstgarten gesehen, wo sie mit den Kindern von der Station Zitronen gepflückt hatte. Sie hatte honigfarbenes Haar, das von einer dunkelblauen Schleife zusammengehalten wurde, und sie hatte einen Berg von Zitronen in ihrer Schürze gehalten. Nicht weit von ihr entfernt hatte ihr schwarzes Pony das süße grüne Gras im Obstgarten gerupft, während die Kinder die Satteltaschen des Tieres mit Zitronen voll gepackt hatten. Jack hatte Mary angelächelt, und sie hatte sein Lächeln erwidert.
    Seit jenem Tag verband sie eine lockere Freundschaft, die mit witzigen Bemerkungen gewürzt war. Mary lachte oft über Jack oder zog ihn auf und verleitete ihn schon im nächsten Moment mit ihren strahlend blauen Augen, ihr von seinen Plänen für Kelpie zu erzählen. Dann lauschte sie ihm wie gebannt und schaute zu, wie sich seine vollen Lippen bewegten. Jack hatte Kelpie während der Schur weiter ausgebildet, aber nun nutzte die Hündin ihren freien Tag weidlich aus, indem sie an Jacks Seite döste, um ihren empfindlichen Pfoten und den steifen Muskeln Ruhe zu gönnen.
    Erst als die Sonne durch die Wolken brach und durch das Fenster hereinschien, schaute Jack von seinem Buch auf. Ein Jubelschrei stieg von den Männern auf, und alle drängten ins Freie, rastlos nach der erzwungenen Untätigkeit.
    Jack räkelte sich und versenkte sich erneut in sein Buch, denn er wartete nur darauf, dass der Nachmittag vorüberging und er Mary auf die Bunyip Station zurückbegleiten konnte. Doch gleich darauf hörte er, wie Mark nach ihm rief. Er ging nach draußen, dicht gefolgt von Kelpie, und sah, dass die Männer in einem großen Kreis beisammen standen.
    »Wir hätten eine Wette für dich, Gleeson«, sagte Mark. »Ein Spiel, das nur ein einziger Mann und ein einziger Hund auf dieser Station gewinnen können.«
    Die Männer warfen Münzen in den ausgebeulten Hut, den Mark unter ihren Nasen herumschwenkte. Selbst der Koch war aus seinem

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