Australien 03 - Tal der Sehnsucht
fließen wird… weil ich dann sicher sein könnte, dass ich noch mal bei einer Frau liegen werde!«
»Du denkst auch immer an das eine!«, lachte Jack.
»Nun, das ist immer noch besser als die Dinge, an die du immer denkst – Hunde, Pferde und stinkende, verfluchte Schafe und Kühe!«
»Und was stört dich daran? Wenigstens lässt sich so vermeiden, dass Gott strafend auf dich und deine Sünden herabsieht.«
»Ach Jack, du wirst dich noch nach einer Beichte sehnen, wenn du erst die Mädchen auf der Bunyip Station gesehen hast.«
»Bunyip Station?«
»Genau. Sie liegt gleich neben Ballarook, dort leben die hübschesten Schwestern, die ich kenne. Gute, kräftige Mädchen aus einer Schar von elf Töchtern. Manche sind hübscher als andere, aber wenn du dich den ganzen Tag über unzählige Schafrücken gebeugt hast, kann dir selbst das schlichteste Bauernmädel den Kopf verdrehen.«
»Wirbst du um eine von ihnen?«
»Bah! Stell dich nicht dumm, Jack. Es sind die Töchter von Launcelot Ryan. Er hat die Güter von Bunyip, Eldorado und Mount Elgin zusammengelegt, sodass die Station, die er inzwischen besitzt, um die siebzigtausend Morgen hat. Er will für seine Mädels jemand Besseren als zwei Viehtreiber wie uns.«
»Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass die Tochter eines Viehzüchters einen Blick für Männer wie uns übrig haben soll«, bestätigte Jack, den Blick ins Feuer gerichtet.
»Nun, lass uns für heute Abend die Frauen vergessen – und Wein haben wir auch keinen. Wir werden uns mit ein paar Liedern begnügen müssen… sollen wir etwas aus der guten alten Zeit singen? «
So begannen sie, die Volkslieder zu singen, die sie in ihrer Kindheit gelernt hatten, und ihre irischen Stimmen wurden weit über den Fluss in die Nacht getragen. Den Kopf dem Himmel zugewandt schickten sie ihren Gesang in die Dunkelheit hinaus, und bald begannen die Hunde mitzuheulen, bis Jack und Mark vor Lachen umkippten.
Kapitel 23
R osie lenkte Oakwood mit einem Schenkeldruck durch das flache Wasser auf der Wiese auf die Kühe und Kälber zu. Gibbo und Diesel standen abwartend auf dem trockenen Uferstreifen und schauten ihr nach, die Schwänze zwischen die Hinterbeine geklemmt und ängstlich jaulend. Aber ihre Treue trieb sie schließlich doch dazu, sich ins Wasser zu wagen und ihrer Herrin zu folgen.
Bislang hatte Rosie ihre Hunde nur auf trockenen Weiden arbeiten lassen. Die Schafe bewegten sich, wenn die Hunde es geschickt anstellten, in einer kompakten, flüssigen Herde. Sie war überrascht, wie schwer es war, die Kühe und Kälber auf den überfluteten Weiden zusammenzuhalten. Die Rinder scheuten vor jedem Ablaufkanal zurück und blieben immer wieder störrisch stehen. Sie weigerten sich, in der Herde zu bleiben, und rannten lieber ihren Kälbern hinterher. Einige Kühe machten sogar kehrt und griffen die Hunde an.
Rosie begriff bald, dass sie schneller vorgehen und dichter an die Rinder heranreiten musste, wenn sie die Herde auf sicheres Gelände schaffen wollte. Die Schenkel mit aller Kraft um Oakwoods nackten Rücken gespannt, drängte sie den Wallach vorwärts. Als sich ihnen eine Kuh aufgebracht entgegenstellte, trat Oakwoods Instinkt in Aktion. Rosie rutschte auf seinem Rücken zurück und packte eine Faust voll Mähne, während die Treiberpferd-Gene in ihm durchschlugen. Er stellte sich vor das Tier und reagierte auf jede Bewegung der Kuh. Die Beine unablässig in Bewegung, tänzelte er vor ihr hin und her, bis er sie zum Rest der Herde zurückgedrängt hatte. Rosie überließ Oakwood das Arbeiten. Sie vertraute ihm. Sie ermutigte ihn. Ab und zu verlor sie den Halt, rutschte von seinem Rücken und landete schmerzhaft auf dem Boden, der unter dem flachen Wasser lag, aber er blieb immer gleich stehen und wartete geduldig, bis sie wieder aufgesessen war.
Auch die Hunde schienen den Ernst der Situation zu begreifen und zeigten, was sie konnten. Diesel und Gibbo gaben alles, um die Leitkühe und Kälber durch das Wasser zu treiben, das sich in rasendem Tempo auf der flachen Weide ausbreitete. Manchmal brüllten die wütenden Kühe, die ihre Kälber beschützen wollten, die Hunde an oder stürmten mit gesenktem Kopf und spitzen Hörnern auf sie zu. Dann schlossen sich die Kelpies zusammen und schnappten mit lautem Gebell nach den offenen, muhenden Kuhmäulern. Ein leichter Biss in die Wade, gefolgt von einem sofortigen Rückzug, um nicht getreten zu werden, brachte jede abtrünnige Kuh in die Herde
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