Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
Erklärung immer wieder einstudiert hatte. Er schien das Buschland um ihn herum überhaupt nicht wahrzunehmen.
Für Luke war es eine faszinierende Reise. Die Furten, die sie durchfahren hatten, waren im Lauf der Zeit von unzähligen Geländewagen tief ins Flussbett eingekerbt worden, doch die Schönheit des Flusses, der sich wie ein glänzendes Band durch das Tal schlängelte, verschlug ihm den Atem.
Kurz unter einer Hügelkuppe und nur noch ein paar steile Kilometer von ihrem Ziel entfernt, merkte Luke, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Er wurde hierfür tatsächlich bezahlt! Seine ersten Tage im neuen Job waren ihm wie ein einziges großes Abenteuer vorgekommen. Der einzige Haken an der Sache war, dass er unausweichlich auf Emily und ihre Familie treffen würde. Er wäre ihnen lieber nicht bei dieser Aktion begegnet, aber was sollte er dagegen tun? Er hatte jetzt einen Job. Er hatte ein Haus am Ort. Er wusste nur zu gut, wie explosiv das Verhältnis zwischen dem VPP und den Cattlemen war, und ihm war klar, dass er sich lieber nicht mit der Tochter eines Cattleman einlassen sollte. Trotzdem hoffte er, dass er sie sehen würde. Und sei es nur ganz kurz.
»Sie ziehen wieder ab.« Darren deutete auf die Helikopter, die jetzt vom Talboden abhoben. »Sie müssen aufbrechen, wenn sie es noch bis zu den Abendnachrichten schaffen wollen. Sieht so aus, als würdest du deine Klappe doch nicht im Fernsehen anschauen können, Giles.« Darren grinste seinen Boss über den Rückspiegel an. Luke sah Giles die Enttäuschung an.
»Wahrscheinlich sind noch ein paar Zeitungsreporter bei den Cattlemen geblieben«, sagte er. »Aber ich gebe als Einziger eine Erklärung ab, okay?«
»Klar doch«, sagte Darren und zwinkerte Cory zu.
Giles sah auf seine Uhr.
»Nachdem die Helikopter jetzt weg sind, sollten wir uns aufmachen und das Lager der Cattlemen suchen, damit wir die Tiere zählen können.« Er drehte den Kopf, um festzustellen, ob ihnen der Geländewagen der Polizei immer noch folgte. »Gott sei Dank haben wir die Jungs aus Bairnsdale dabei, die können uns Rückendeckung geben, wenn es hässlich wird.«
Hässlich, dachte Luke. Er hatte den schlimmsten Cattleman, Bob Flanaghan, schon kennengelernt. Bob war vielleicht aufbrausend und rüpelhaft, aber Luke glaubte nicht, dass er tätlich würde. Trotzdem, Giles machte diesen Job schon seit Jahrzehnten. Vielleicht hatte er schon richtig hässliche Szenen erlebt.
Als sie ins Wonnangatta fuhren, erschrak Luke über die Unmengen an leicht entzündlicher Vegetation, die das ganze Tal überzogen. Er hatte die VPP -Jungs erzählen hören, wie schwierig es gewesen war, einen Mäher über diese Ziegenpfade zu transportieren, und sich dabei still gefragt, warum sie den Bereich nicht einfach abgebrannt oder von Rindern hatten beweiden lassen. Das hätte Zeit und Geld gespart. Er sah das wuchernde Unkraut um sich herum, und in seinem Kopf begannen die Alarmglocken zu schrillen. Das ganze Tal war eine tickende Zeitbombe.
Während sie über den Talboden holperten, sahen sie Rauch von einem nachmittäglichen Lagerfeuer aufsteigen. Sie hielten darauf zu und entdeckten, dass die meisten Cattlemen auf einer frei geschlagenen Fläche in einer Flussschleife campierten.
»Nichts von irgendwelchen Kühen zu sehen«, sagte Giles und ließ den Blick wandern. »Sieht aus, als wollten sie uns auf den Arm nehmen und hätten die Viecher versteckt.«
Emily war ebenfalls nirgendwo zu sehen, dachte Luke, nachdem er die Camper mit Blicken abgesucht und unter den Pferden nach seinem jungen Wallach Ausschau gehalten hatte.
»Wir bleiben hier, bis die Polizei die Cattlemen vernommen hat, dann zieht ihr los und sucht die Tiere. Wenn wir sie nicht aufspüren, können wir den Besitzern auch kein Bußgeld auferlegen.« Er senkte seufzend den Kopf und ballte die Fäuste. »Dreckige Ignoranten! Vergesst nicht, Jungs, ihr müsst zu jedem Zeitpunkt professionell bleiben. Redet so wenig wie möglich mit ihnen.«
Luke fiel auf, dass die Cattlemen kaum von ihrer Beschäftigung aufsahen. Ein paar Männer hatten Wasserkessel aufs Feuer gesetzt, andere saßen ums Feuer herum und tranken Tee oder Bier. Einige Frauen hatten nach dem langen Ritt offenbar ein Bad im Fluss genommen und trockneten mit Handtüchern ihr nasses Haar. Sie wirkten ganz und gar nicht wie Demonstranten. Eher wie eine Gruppe, die mit sich und dem Land im Reinen war und zum Zeitvertreib zelten gegangen war.
Rod Flanaghan trat vor. »Guten
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