Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
Vom Netzwerk:
begriffen nicht, dass die Rinder nur zeitweise und weit verstreut auf den Hochebenen weiden durften, sodass dem Land viele Monate blieben, um sich zu regenerieren. Zum ersten Mal wurde Emily klar, dass die Menschen wirklich nicht wussten, was sie hier sahen!
    »Wie wär’s mit einem Rundritt?«, schlug sie vor. Die Reporterin zögerte. »Er ist ganz brav.«
    Emily war schon aus dem Sattel geglitten und griff nach der Tasche der Reporterin. Sie hielt ihr den Steigbügel hin. »Auf drei«, sagte sie und hatte die Frau in den Sattel gehievt, ehe sie überhaupt ablehnen konnte. Dann führte sie Bonus dorthin, wo die Gräser höher wuchsen.
    »Sehen Sie dieses Gras hier?« Emily strich mit der Hand über die Ähren. Sie standen ihr bis über die Taille. »All das wird irgendwann abfallen und verrotten. Es ist alles die gleiche Grasart. Alle einheimischen Gräser werden lebendig darunter begraben. Sie haben keine Chance, wenn das andere Gras nicht gestutzt wird. Zum Beispiel durch Beweidung. Und sehen Sie die gelben Blumen dort? Sie sind zwar hübsch, aber Unkraut – Johanniskraut. Giftig und extrem aggressiv. Wenn dieses Zeug irgendwo wächst, hat keine einheimische Orchidee mehr eine Chance. Sie kennen doch Brombeeren, oder? Sehen Sie den Bach da drüben? Dieses dunkle Gestrüpp davor, das sind lauter Brombeeren. Man kommt nicht mehr ans Wasser.«
    Die Reporterin begann zu nicken.
    »Ich verstehe.« Sie sah sich im Tal um. »Es ist überall! Das hohe Gras, die gelben Blumen, die Brombeeren …«
    »Das ist nicht wirklich schön«, kommentierte Emily.
    »Eigentlich nicht. Nicht, wenn man es so betrachtet«, bestätigte die Journalistin. »Jetzt verstehe ich, was Sie meinen.«
    Gut, dachte Emily. Wieder einen Samen ausgebracht.
    Zur selben Zeit hielt Clancy in einem Krankenhaus in Bairnsdale Pennys Hand, während Pennys chinesischstämmige Freundin Lin einen fetten Klecks Gleitgel auf ihren Bauch quetschte. Clancy schoss durch den Kopf, was er mit dem Gel alles anstellen könnte. Penny sah so niedlich aus, wie sie dort auf dem Bett lag, das Top nach oben gezogen und mit geöffneten Hosenknöpfen.
    Er beugte sich vor, küsste sie auf die Nase und stellte sich vor, dass sie zu Hause wären und er ihr sein eigenes Gel verpasste. Er hätte nicht gedacht, dass ihm diese Fahrt zum Krankenhaus so viel Spaß machen würde. Bei Emilys Untersuchungen war er nie dabei gewesen, stattdessen hatte er sichergestellt, dass er jedes Mal im Truck saß. Damals hatten ihn der ganze Babykram und die Krankenhäuser ganz irre gemacht, aber diesmal hatte er sich geschworen, alles anders anzugehen. Es war, als hätte er eine zweite Chance bekommen. Diesmal war er auch sicher, dass es ein Junge würde. Mit dem er angeln gehen konnte. Den er im Truck mitnehmen konnte. Mit dem er ins Pub gehen konnte. Oder Fußball spielen. Ein Junge. Hoffentlich kein rothaariger Junge, aber jedenfalls ein Junge.
    Im halbdunklen Zimmer schauten alle gebannt auf den Monitor und warteten darauf, dass sich die grauschwarzen Wirbel auf dem Bildschirm aufhellten.
    »Meine Güte!«, sagte Lin und schob die Brille auf ihrer Nase nach oben. »Du warst aber fleißig! Da ist das Baby, seht ihr?« Sie deutete auf den Monitor, wo ein winziges Herz klopfte. Mit der anderen Hand drehte sie die Sonde und schlitterte damit über Pennys flachen Bauch.
    »Und … da ist das andere.«
    »Das andere!«, entfuhr es Penny.
    »Das andere?«, wiederholte Clancy.
    »Genau«, bestätigte Lin. »Du hast nicht nur einen wilden Hafer ausgesät, Clancy, sondern zwei! Ihr bekommt Zwillinge!«

27
    Luke saß betreten auf der Rückbank des VPP -eigenen Geländewagens, direkt neben Giles Grimsley, der sich fluchend über die vielen wilden Grassamen in seinen Socken beschwerte. Während Lukes Supervisor in Heyfield, Darren, das letzte steile Stück auf dem Weg ins Wonnangatta-Valley bewältigte, spielte sein Kollege Cory auf dem Beifahrersitz ständig an dem Satellitennavigationssystem herum. Vom Sattel eines mächtigen Hügels aus hatten sie durch das Laubdach der Bäume die anfliegenden Hubschrauber sehen können.
    »Wir warten, bis die Fernsehteams wieder abgeflogen sind«, beschloss Giles. »Je weniger Aufruhr, desto weniger Sendezeit wird der Beitrag bekommen.«
    Luke wusste, dass die Pressestelle des Ministeriums Giles klare Anweisungen erteilt hatte, falls sie von Journalisten oder Reportern interviewt werden sollten. Er hatte beobachtet, wie Giles während der Fahrt ins Wonnangatta seine

Weitere Kostenlose Bücher