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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Erfahrungen machen musste.
    »Lass dich nicht unterkriegen, Em. Zieh einfach deinen Hut tiefer ins Gesicht, und reite weiter. Mehr können wir nicht tun.«
    »Aber warum verurteilen sie uns so, Dad? Als wären wir ein Haufen gewissenloser Schmarotzer und Hinterwäldler, die das Gebirge schänden und plündern? Sie selbst finden nichts dabei, Stauseen anzulegen, Skiresorts zu bauen, Holz zu schlagen und immer mehr Touristen in die Berge zu locken, aber Vieh weiden zu lassen ist ein Verbrechen! Den Bulldozern und Kettensägen gibt die Regierung ihren Segen, nur unseren Kühen nicht.«
    »So ist es eben, Em. Du musst dir einen Panzer zulegen. Sonst frisst das dein ganzes Leben auf.«
    »So wie es deines aufgefressen hat?« Ihr zornfunkelnder Blick forderte ihren Vater heraus. Sie wusste, dass er eigentlich schon aufgegeben hatte. Ihm war anzusehen, dass er sich in sein Schicksal gefügt hatte und ihren Protestritt nur noch als Ritual sah. Mit dem Herzen war er nicht mehr dabei.
    »Komm. Wir müssen weiter«, sagte Rod und trieb sein Pferd mit einem Schenkeldruck an.
    Als sie ins Tal kamen und die Rinder zu den flacheren, grasbewachsenen Wiesen am Ufer drängten, sah sich Emily noch einmal um. Der Weg war steil wie ein Kirchturmdach. Ein paar Reiter führten ihre Pferde am Zügel bergab und hielten sich halb rutschend an den Ästen. Aufgeregte Rufe und Gelächter hallten durch die Luft, denn alle wussten, dass sie es praktisch geschafft hatten. Das Funkgerät an Rods Gürtel knisterte.
    »Hier spricht der Mansfield-Mob. Wir haben euch Gippslander gesichtet. Könnt ihr uns sehen?«
    Weit im Norden zeichneten sich vor einem riesigen Berg Rinder und Reiter als winzige Pünktchen ab.
    »Willkommen in Brombeer- gatta, Mansfield-Mob«, antwortete Rod. Die Reiter brachen in lautes Lachen und Jubel aus. Links von ihrem steilen Abhang war ein weiterer Ruf zu hören. Dort kämpften sich die Reiter aus Licola auf einem gefährlichen Zickzackpfad talwärts, während sich die Rinder ihren eigenen Weg suchten.
    » Brombeer- gatta, wir kommen!«, waren die Reiter aus Licola aus dem Funkgerät zu hören.
    Unter dem Knattern der anfliegenden Hubschrauber hatte sich eine kleinere Menschenmenge nahe der verfallenen Farm versammelt. Geländewagen rumpelten die Hügel herab. Auch ein paar Camper gesellten sich zu den Wartenden und schauten mit ihnen zum Himmel auf, während die Hubschrauber zur Landung ansetzten.
    Die Rotoren wirbelten die Luft auf und peitschten die Gräser in einem irren Tanz hin und her wie Strudel auf einem Hochwasser führenden Fluss. Die versammelten Buschleute, Camper und Cattlemen sahen zu, wie die Reporter unsicher durchs Gras streiften. Frauen in Bürokleidung und spitzen Schuhen, Männer in weißen Hemden und mit Krawatte. Die Aufnahmecrews in ihrem obligatorischen Künstlerschwarz schleppten Kamerastative, Mikrofongalgen und schwere Taschen herbei. Die Medienmeute wirkte so befremdlich in dieser Landschaft, dass einige der Wartenden lachten.
    Während die Presse ihr Equipment aufbaute, führte auf ein Zeichen hin jede Gruppe ihre Herde vorwärts. Als sich die drei kleinen Herden vereinten, waren die Kühe zu erschöpft, um noch eine Rangordnung festlegen zu wollen. Alle drängten sich zusammen und begannen, umringt von den Reitern, friedlich zu grasen. Rod ritt mit einem Mikrofon und der australischen Flagge ausgestattet auf seinem großen Braunen nach vorn.
    Vor den laufenden Kameras hielt er seine von Herzen kommende Rede. Emily fragte sich, wie viele leidenschaftliche Worte zu diesem Thema wohl schon gesprochen und geschrieben worden waren, ohne dass sich etwas geändert hatte. Sie spielte nervös an den Lederzügeln herum, während sie den Worten ihres Vaters lauschte.
    »Den meisten australischen Bürgern geht es so gut, dass sie sich kaum Sorgen um das Morgen zu machen brauchen. Doch ich finde, das sollte uns nicht blind dafür machen, was in der Welt geschieht. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass es nicht genügt nur den Fernseher anzustellen, um uns unterhalten zu lassen, dass es nicht genügt zum Supermarkt zu fahren und dort einzukaufen, dass wir nicht bis in alle Ewigkeit immer mehr Geld ausgeben können und auf fossile Brennstoffe zurückgreifen können.
    Bislang überlässt es die Öffentlichkeit gern anderen, etwas zu unternehmen. Der Regierung zum Beispiel. Das hat dazu geführt, dass die Politik allein darauf ausgerichtet ist, den Wähler gnädig zu stimmen. Ein paar Kühe aus den Bergen zu

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