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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Armen und Füßen. Obwohl er den Blick zu Boden gerichtet hatte, spürte sie seine Anwesenheit wie eine weißglühende Hitzequelle. Als er endlich aufsah und ihren Blick auffing, setzte Emilys Herz einen Schlag aus. Sie war ihm ganz und gar verfallen. Einen Moment verriet seine Miene, dass auch er viel lieber bei ihr gewesen wäre. Sofort sah er wieder zu Boden und versuchte, sich hinter einer gleichgültigen Maske zu verstecken.
    Emily spürte einen ärgerlichen Stich. Hatte er seine Vorgesetzten eigentlich auf den erbärmlichen Zustand des Parks angesprochen? Als Farmerjunge musste er doch erkennen, was für ein bürokratischer Witz es war, den Cattlemen eine Strafe aufzubrummen. Eigentlich hätte die Regierung Strafe zahlen müssen, dachte sie. Hoffentlich würde Luke seinem Chef klarmachen, wie er zum Missmanagement dieses Parks stand. Angesichts der Polizisten sah sie auf die verschrammten Spitzen ihrer Stiefel, als wäre sie eine Kriminelle. Sie spürte die Erde unter ihren Füßen pulsieren. Den lebendigen Erdboden. Nur der trieb sie an. Dieses Land. Sie beschloss, Evies Rat zu befolgen und ihr Versprechen, es zu schützen, nicht zu brechen.
    Sie hob den Kopf und sah einen Polizisten mit großen dunklen Augen an, nicht trotzig, sondern freundlich. Sie verband sich mit der vibrierenden Energie der Erde unter ihren Sohlen und stellte sich, so wie Evie es ihr beigebracht hatte, einen kraftvollen Lichtstrahl vor, der aus dem Himmel direkt in ihr Innerstes herabströmte. Plötzlich fühlte sie sich stark und kraftvoll und dabei unglaublich ruhig und gelassen. Fast wie damals, als sie während dieses seltsamen, aber überraschend vertrauten Moments zwischen dem körperlichen Leben und der spirituellen Ewigkeit über den Baumwipfeln geschwebt hatte.
    »Es ist ganz einfach«, hatte Evie ihr erklärt. »Wir sind nichts als Energie, und unsere Gedanken und Emotionen bestimmen die Vibrationen dieser Energie. Wir haben das nur vergessen.«
    Der Polizist, der ihr eben ihre Rechte vorlas, geriet ins Stocken. Für seinen Job hatte er sich eine undurchdringliche Maske zugelegt, aber Emily hatte sich durch seinen Schutzwall gezwängt wie eine winzige Pflanze durch den Asphalt. Er verstummte, klappte das Klemmbrett zu und führte sie von der Gruppe weg.
    »Ganz ehrlich«, flüsterte er, zu ihr gebeugt, »wir tun nur unseren Job. Und die da tun ihren.« Er wies mit einem Kopfnicken auf die Ranger. »Die Regierung kann unmöglich so blöd sein, tatsächlich Anklage gegen euch zu erheben. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Medien und damit politischer Selbstmord. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen, okay? Das hier ist nur Show. Eine reine Formsache. Euch wird nichts passieren.«
    Emily nickte. »Danke.«
    Der Polizist zuckte mit den Achseln. »Ich weiß, dass ihr anständige Leute seid.« Er räusperte sich. »Ich weiß auch, dass ihr das tut, weil ihr an eure Sache glaubt, und nicht weil ihr Ärger machen wollt. Aber ich muss meinen Job machen, ganz einfach.«
    Emily beobachtete, wie die Männer in ihre Autos kletterten. Luke sah kurz auf und schickte ihr ein unsicheres Lächeln herüber. Sie lächelte kurz unter der Hutkrempe hervor und hoffte gleichzeitig, dass niemand es bemerkte. Einen Augenblick kam sie sich vor, als wäre sie Julia und Luke ihr Romeo. Dann rief sie sich im Stillen zur Ordnung. Jetzt etwas mit einem Mann anzufangen, wäre wirklich ein Spiel mit dem Feuer.
    Als die Sonne hinter dem mächtigen Berg versank und die Hügel in rotes Licht tauchte, schürten die Cattlemen ihr Lagerfeuer an, bis die Flammen aufloderten und die Funken flogen. Bierdosen wurden aufgerissen und Teller mit Brot und Käse herumgereicht. Auf einem zweiten, kleinen Feuer köchelte in einem riesigen schwarzen Kessel ein Bushstew aus Lammfleisch und Gemüse, und in der Asche backte in Alufolie gehülltes frisches Brot.
    Emily trank von ihrem Bier und lachte über das Farmerlatein der Cattlemen. Die Menschen um das Lagerfeuer machten sich gegenseitig Mut, aber Emily spürte bei allen Anwesenden Traurigkeit, dass man sie zu solchen Maßnahmen getrieben hatte. Sie waren alle nicht als Outlaws geboren. Außerdem machte sie sich Gedanken über Clancys Umzug nach Bairnsdale, wo er mit Penny und seiner Instantfamilie zusammenziehen würde. Und dann war da noch dieses neue Gefühl, das Luke mit seinen Küssen entzündet hatte. Sie merkte, wie ihre Stimmung bei jedem neuen Gedanken zwischen Glückseligkeit, Schwermut und wieder

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