Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
Gesetz verantwortlich. Diese ganzen Steuervergünstigungen, die dazu geführt haben, dass sich immer mehr Städter bei den sogenannten Klimaschutz-Baumfarmen eingekauft haben – das ist genauso lächerlich wie das, was sie deiner Familie angetan haben. Der einzige Unterschied ist, dass mein Dad aufgegeben hat. Und dein Dad nicht.«
Emily begriff plötzlich, was er meinte, und lächelte ihn an.
»Okay. Entschuldige. Wir sitzen im selben Boot. Ab sofort bist du für mich kein Regierungsheini mehr.«
»Mann. Da bin ich aber froh.«
Einen Moment glaubte sie, er würde sich gleich vorbeugen und sie küssen. Sie wünschte es sich, aber stattdessen richtete Luke sich auf.
»Und jetzt lass uns die Pferde einfangen. Ich kann es kaum erwarten, mehr von dieser Farm zu sehen.«
Während Luke den schweren Sattel auf den Rücken des Wallachs warf und den Gurt unter dem Bauch festzog, beobachtete er Emily so ausgiebig wie möglich, ohne dass es so aussah, als würde er sie anglotzen. Sie faszinierte ihn. Sie schien vollkommen in sich zu ruhen. Sie war zäh. Nicht zornig und feindselig wie Cassie, einfach nur unerschütterlich, genau wie die Landschaft um sie herum. Er sah zu, wie sie ihre graue Stute sattelte, als wäre sie dazu geboren, so behände und selbstverständlich zurrte sie den Gurt fest.
Während sie alles Nötige zusammensuchte, erzählte sie ihm, dass ihr der Name Salsa, den er damals im Herbst vorgeschlagen hatte, wirklich gut gefiel, aber sie trotzdem bei Bonus geblieben sei. Sie versuchte mit dem Gerede die Nervosität zu überspielen, das hörte Luke ihr an. Er konnte den Blick nicht von ihrem hübschen Gesicht und von den geschickten Händen wenden, die genauso stark waren wie die eines Mannes, aber viel, viel schöner. Sie hielt ihn auf fast altmodische Art auf Abstand. So als hätte ihre Begegnung im Wonnangatta sie voneinander entfernt, statt sie einander näherzubringen. Irgendwie musste er sie dazu bringen, sich zu entspannen, damit sie endlich ihre Abwehrmauern öffnete. Als sie sich bückte, um mit einem Hufkratzer Snowgums Hufe zu reinigen, sah Luke eine froschgrüne Unterhose über ihrem Jeansbund aufblitzen.
»Wow! Interessante Farbwahl«, bemerkte er grinsend.
Emily richtete sich auf und sah ihn fragend an.
»Was?«
»Deine Unterhose.«
»O Gott.« Emily wurde knallrot und zerrte die Jeans höher. »Wie peinlich. Die ist absolut unmöglich.«
»Das braucht dir nicht peinlich zu sein. Ich liebe Grün. Es erinnert mich an eine Wiese.«
»Du willst nicht wirklich wissen, warum ich diese Unterhose trage. Das ist eine lange Geschichte.«
»Ehrlich, ich liebe lange Geschichten, und wir haben den ganzen Tag Zeit.« Grinsend führte er Bonus aus dem Stall. Emily verdrehte verlegen die Augen und schwang sich lächelnd auf Snowgum.
Als Luke sie auf dem Rücken ihres Pferdes sitzen sah, als wäre sie ein fester Bestandteil dieser Landschaft, konnte er sich nur noch mit Mühe auf ihre Erklärung konzentrieren, wohin sie reiten würden. Er hörte nur etwas von Bobs Weideland und der Westseite der Straße. Während er benommen nickte, fragte er sich insgeheim, wie er diesem Mädchen nur näherkommen konnte. Er war hin und weg von ihr. Trotzdem schien sein VPP -Job wie ein stummer, dunkler Schatten über ihnen zu hängen.
»Wie wär’s mit einem kurzen Trab?«, fragte Emily und war locker im Sattel sitzend losgeritten, bevor er auch nur antworten konnte. Die Stute trabte über den Weg und zwischen den Eukalyptusbäumen hindurch. Der Wallach unter ihm folgte ihr problemlos. Sie hatte ihn exzellent eingeritten. Bonus reagierte schnell, aber ruhig, und er bewältigte den felsigen, gewundenen Pfad entspannt und selbstsicher. Emily war wirklich eine begnadete Reiterin! Lukes Bewunderung für das außergewöhnliche Mädchen vor ihm wuchs.
Unterwegs wies sie ihn auf Bäume hin, die eine besondere Geschichte hatten, auf Pflanzen, von denen er noch nie gehört hatte, und auf Schleichwege, die auf keiner Karte eingezeichnet waren. Sie erzählte ihm, wo früher Hütten gestanden hatten, wo man die schönsten Forellen fing und wo man nach Gold suchen musste. Sie ritten sanfte Hänge hinauf und rutschten steile Böschungen hinab, immer an den Zäunen entlang, deren Verlauf Emily genau kannte.
Jeder Fleck, an den sie ihn führte, war atemberaubend schön. Luke spürte, wie sie sich ihm immer weiter öffnete, je tiefer sie in die Berge vordrangen. Inzwischen hatte sie vergessen, dass er Ranger war, und redete
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