Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
Lächeln.
»Gut.«
»Ähm … es tut mir leid. Okay? Die Sache vom letzten Winter. Wirklich leid. Ich habe einen Bericht eingereicht und empfohlen, das Verfahren einzustellen. Grimsley wurde wieder auf seinen alten Posten zurückversetzt, darum hat man meine Empfehlung nur zu gern befolgt. Ich hoffe, du hast nichts mehr von der ganzen Angelegenheit gehört.«
Luke stand vor ihr, mit sichtlich betretenem Gesicht. In seinen Shorts sah er umwerfend aus, die fitten, muskulösen Beine waren tief braun und steckten in abgewetzten, wild aussehenden Schnürstiefeln. Sie sah in seine dunklen Augen und entdeckte die Güte darin.
»Ich habe zu lang damit gewartet, ich weiß, aber ich …« Ihm versagte die Stimme.
Emily trat einen Schritt zurück. »Ich glaube, ich habe dir meine Mädchen noch gar nicht richtig vorgestellt«, sagte sie, um möglichst schnell das Thema zu wechseln. Sie beobachtete, wie er in die Hocke ging, um Meg und Tilly zu begrüßen.
»Ich heiße Luke. Und wie heißt ihr?«
Die Mädchen sahen ihn an, aber sie blieben stumm.
»Luke ist ein Freund von mir«, erklärte ihnen Emily. »Sagt guten Tag!« Die beiden Mädchen blinzelten den Mann an. Heute kam er ihnen richtig nett vor, aber nach der Sache mit dem bösen alten Ranger waren sie misstrauisch.
»Das ist meine jüngere Tochter, Meg, und das ist Matilda, aber wir nennen sie Tilly«, antwortete Emily leicht gezwungen für die beiden.
»Hi, Meg und Tilly!« Luke trat ans Wasser. »Zeigt ihr mir, wie man Gold sucht?«
Emily führte beide an den Fluss zurück, und skeptisch begannen sie, das Sieb ins Wasser zu tauchen. Aber schon bald lachten, planschten und schwatzten sie mit Luke. Nach einer Weile machte Emily halbherzig mit, denn insgeheim tat es ihr immer noch weh, dass er in seiner Uniform auf jenem Land patrouillierte, das einst den Flanaghans gehört hatte. Sie wusste, dass Evie sagen würde: »Vergib und vergiss!« Vielleicht sollte sie die Erinnerung an jenen Tag im Schnee aus ihrem Gedächtnis streichen und sich einfach darüber freuen, dass er hier war und dass er so nett war. Gleichzeitig war sie ihm dankbar, weil er kein Wort darüber verloren hatte, dass er sie mit einem Hund und einem Tiertransporter im Park erwischt hatte. Offenbar verstand er sie inzwischen besser. Als Emily neben ihm im Wasser stand, merkte sie, wie ihr Herz wieder zu flattern begann. Sie hatte ihre Gefühle für ihn lang genug unterdrückt.
Die Sonne verschwand hinter den Baumwipfeln, und gleich darauf wurde es kühl.
»Also, es sieht nicht so aus, als würden wir heute noch Gold finden«, erklärte Luke schließlich den Mädchen und zwinkerte Emily dabei verstohlen zu. »Ich muss jetzt los. Wir sollten alle Schluss machen.«
»Können wir morgen wieder mit Luke Gold suchen gehen?« Meg schob die nassen, kalten Finger in die Hand ihrer Mutter und sah sie mit strahlenden Augen an.
»Morgen muss er arbeiten. Außerdem geht ihr morgen Evie besuchen, und ich muss neue Zäune ziehen. Vielleicht ein andermal.«
»Ach, Mann!« Meg stampfte mit dem Fuß auf. »Mummy! Du musst Luke aber wiedersehen. So einen darf man sich nicht durch die Lappen gehen lassen, das hast du selbst gesagt, als wir damals das Meerschweinchen mit den langen Haaren bekommen haben!« Sie sah ihre Mutter finster an, und Emily erwiderte ihren Blick vor Schreck genauso finster.
»Zurück zum Truck und zwar sofort!«
Meg stampfte mit Tilly im Schlepptau ab, während Luke grinsend die Goldsiebe einsammelte und sie Emily reichte. Ihre Hände berührten sich kurz, und Emily bekam eine Gänsehaut. Er sah ihr in die Augen. »Morgen ist Samstag«, sagte er. »Da arbeite ich nicht.«
»Ich aber schon«, erwiderte sie.
»Was musst du denn tun?«, fragte er fröhlich. »Vielleicht kann ich helfen?«
Emily war sprachlos. Ausgerechnet er, ein Mitarbeiter jener Organisation, die ihnen dieses Land weggenommen hatte, wollte ihr helfen! Aber Megs Worte ließen sie nicht los. Öffne dich ihm, Emily, dachte sie.
»Ich will Bobs Weidegebiete abreiten, um die Zäune zu kontrollieren und notfalls zu flicken.«
»Hast du ein Pferd übrig? Ich könnte mitkommen. Etwas mehr über die Gegend erfahren.«
Emily sah ihn an, erstaunt, dass er das wollte. Zögernd nickte sie. »Möchtest du das wirklich? Du könntest deinen Wallach reiten, wenn du willst. Er hat sich wirklich gut gemacht.«
»Das würde mir gefallen«, sagt Luke. »Das würde mir wirklich gefallen! Wir sehen uns also gleich morgen früh.«
Bevor
Weitere Kostenlose Bücher