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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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die Männer den Chrom auf Hochglanz brachten, bis zu dem sanften Säuseln, das der Truck ausstieß, wenn Clancy an einer Raststätte hielt. Sie war süchtig nach ihm. Damals hatte er sie auch behandelt, als wäre sie die Einzige für ihn.
    Im Lauf der Jahre jedoch hatte der Truck ihn ihr gestohlen. Immer öfter hatte er sie mit den Kindern allein gelassen. Bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen sie in späteren Jahren noch im Truck mitfahren durfte, hatte sie nur noch in den Seitenspiegel gestarrt und beobachtet, wie sich die weiße Straßenmarkierung hinter ihr am Horizont verlor. Sie hatte das Gefühl, dass ihr ganzes Leben rückwärts ablief und sich ihre Liebe unaufhaltsam in Gift verwandelte. Jetzt, auf der Fahrt ins Gebirge, begriff Emily, dass sie sich vielleicht nie völlig von Clancy befreien könnte. Sie hatten Kinder miteinander. Wohin sie auch floh, dieser Faden würde sie immer verbinden. Zusammengekrümmt saß sie in Sams Pick-up, die Trauer um das, was ihre Ehe hätte sein können, drückte sie zu Boden.

ZWEITER TEIL

14
    Auf den Dargo High Plains leuchteten die Eukalyptusbäume weiß im Vollmondlicht. Die Blätter dieser Snow Gums glänzten wie flüssiges Silber, so als würden Millionen winzige Feenlichter in den Baumwipfeln tanzen. Lange Gräser schimmerten durch die stille Nacht. Sam geriet auf der mäandernden Schotterstraße in eine weitere Spurrille und rüttelte so heftig über die Furchen in der Kurve, dass sich Emily mit schmerzverzerrtem Gesicht am Türgriff festhalten musste, um nicht umzukippen.
    »Pass doch auf!«, beschwerte sie sich und warf ihrem Bruder, der fröhlich das Lenkrad herumzog, einen tadelnden Blick zu.
    »’tschuldige.« Er bremste und wich um Haaresbreite einer Herefordkuh und ihrem Kalb aus, die auf der Straße dösten. »Upps!«
    Im Seitenspiegel sah Emily, wie Rousie die Pfoten in die Abdeckplane über der Ladefläche bohrte, so als würde er auf einer Brandungswelle surfen. Sie lächelte, als sie erkannte, wie glücklich ihr Hund aussah, nachdem er endlich die Vorstadtkette abgelegt hatte und wieder in der Natur war, die Nase im Wind, so wie es sich für einen Kelpie gehörte. Als sie das Ortsschild von Dargo sahen, hätte Emily ihren Bruder beinahe gebeten, doch anzuhalten, damit sie ihre Mädchen besuchen konnten. Sie malte sich aus, wie sie auf Zehenspitzen durchs Haus schleichen und sich neben einer ihrer Töchter ins Bett legen würde, aber eine innere Stimme trieb sie an, weiterzufahren und den Aufstieg auf die Berge noch heute Nacht zu bewältigen. Sam schien zu ahnen, dass sie in Gedanken am Scheideweg stand, und bremste kurz ab, als sie das Tor des Farmhauses passierten, das im Scheinwerferlicht weiß aufstrahlte.
    »Und du bist sicher, dass ich nicht abbiegen soll?«
    »Hör auf, mich zu fragen, ob ich sicher bin! Morgen«, erklärte sie ihm. »Ich sehe sie morgen.« Als Sam wieder Gas gab, zerriss es ihr fast das Herz, dass sie ihren Babys so nahe war, ohne sie zu sehen, doch es zog sie aus irgendeinem Grund auf die Hochebene.
    Und so begann ihre Rückreise in die Berge, an den Cherry Tree Yards vorbei und den Long Cutting hinauf. Je höher sie kamen, desto besser ging es Emily. Sobald die Bergluft dünner wurde und im Scheinwerferlicht von Sams Pick-up die Woollybutt-Eukalyptusbäume mit ihrem aufrechten Stamm und die braunen Sallees allmählich den knorrigen, auf felsigem Basalt wurzelnden Snow Gums Platz machten, fühlte sie sich unbeschwerter, stärker, glücklicher.
    Noch über einen letzten Viehrost, und sie waren endlich angekommen: auf der Flanaghan High Plains Station. Sie fuhren von der Schotterstraße ab und parkten am Tor der Station. Abgesehen von den Einheimischen in Dargo wusste praktisch niemand, dass dies die Zufahrt zu ihrer Farm war. Es war ein völlig unauffälliges Gatter, das zwischen einigen Snow Gums stand, nur dass dieses Tor krumm und schief war. Der Rohrrahmen war verzogen, seit zu Zeiten von Emilys Großvater ein junges Pferd dagegengeprallt war. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, es zu richten oder zu ersetzen.
    Sam sah seine Schwester an. »Heimat, süße Heimat«, sagte er und sprang aus dem Wagen.
    Emily fuhr das Fenster hinunter, atmete tief ein und inhalierte den Duft von Sommergräsern, die sich nach einem Tag in der Spätsommersonne abkühlten, von dickblättrigem Klee, Eukalyptus und reiner Bergluft. Ihr wurde das Herz weit. Dieser Ort würde ihre Schmerzen lindern; und er würde die Erinnerung an Clancys

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