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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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wütende Attacke in erträgliche Ferne rücken lassen. Sie war zu Hause. Bald würden auch ihre Töchter und ihr Pferd heimkehren, und dann könnten sie endgültig ein neues Leben anfangen.
    Der alte Weg zum Farmhaus war ein von silbernen Eukalyptusbäumen überwölbter Tunnel. Der Mond schimmerte durch das Blätterdach und erhellte gelbe Strohblumen, Trommelstockblumen und weiße Margeriten. Der Anblick war so wunderschön, dass Sam und Emily andächtig schwiegen, während sie die hügelige Straße zu dem mit handgezimmerten Brettern verkleideten Farmhaus entlangrumpelten.
    Sam ließ den Motor laufen und stieg aus.
    »Du bleibst im Warmen sitzen, bis ich das Feuer angemacht habe.«
    »Das kannst du vergessen. Ich bin zäh. Ich helfe dir.«
    »Spiel dich nicht auf.« Sam öffnete ihre Tür und half ihr aus dem Wagen. »Meinetwegen geh ins Haus und warte dort. Bei jeder Bewegung ächzt du wie eine Uroma!«
    »Hey!« Emily versuchte den stechenden Schmerz in ihrer Schulter zu ignorieren, als sie aus dem Pick-up stieg und sich mühsam aufrichtete. Die Armschlinge zerrte an ihrem Genick, und der Arm selbst juckte unter dem Gips. Eine Hand an den Pick-up geklammert wartete sie ab, bis sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, und bemühte sich, ihren hektischen Atem zu kontrollieren. Sie konzentrierte sich darauf, das Herz des uralten Basaltbodens und der Felsen unter ihren Sohlen zu spüren. Sie merkte, dass sie diesen Ort bat, ihr Halt zu geben, damit sie nie wieder wegzugehen brauchte. Die Erde schien unter ihr zu pulsieren. Sie schloss die Augen und hatte das Gefühl, dass für einen Moment die Zeit stehengeblieben war.
    Dann fegte ein Windstoß durch die Bäume und strich über Emilys Gesicht. Den Mond über sich, die dunkle Erde unter sich, spürte sie, trotz ihrer Schmerzen, eine überschäumende Lebenslust, gepaart mit eigenartiger Entschlossenheit. Dies war der Platz, an den sie gehörte, auch wenn sie nicht wirklich begriff, warum. Was wollte die alte Flanaghan-Ahnin wohl von ihr?
    Emily sah zu dem samtschwarzen Himmel mit seiner Staubzuckerverzierung aus Sternen auf. Sie erwachte erst aus ihrer Trance, als Sam einen Schlafsack auf die tiefe alte Veranda schleuderte und Rousie glückselig von der Ladefläche des Pick-ups sprang. Sofort drückte er seine feuchte Schnauze gegen ihre Handfläche.
    »Hallo, mein Junge.« Sie bückte sich und umarmte den Kelpie. Sein Fell roch ranzig und fühlte sich fettig an. Als sie mit der Hand über seinen Rücken fuhr, erschrak sie wieder darüber, wie dünn er während ihres Krankenhausaufenthaltes geworden war. Emily lächelte wehmütig. So wie es aussah, müsste auch Rousie auf den High Plains neue Kräfte tanken.
    Als sie die Haustür öffneten und Sam seiner Schwester ins Haus half, wurde ein Schwall von Erinnerungen an die Sommerviehtriebe wach. Allein das Quietschen und Schlagen der alten hölzernen Fliegentür löste eine Flut von Erinnerungen an Ankunft und Abschied aus. Das Farmhaus, das nur im Sommer und Herbst genutzt wurde, um die Herden auf den Bergweiden zu versorgen, war wie ein lebendes Museum der Familiengeschichte der Flanaghans.
    Im Gang standen unter einer uralten Sitzbank eine Reihe von Stiefeln, die von den Füßen vieler Generationen geformt worden waren. Beim Anblick der alten Mäntel, die immer noch getragen wurden, wenn an Ostern einmal unerwartet Schnee fiel, musste Emily an ihren Großvater denken. Sie sah vor sich, wie er in einem dieser Mäntel einen regennassen Abhang hinuntergerutscht war, um einem Kalb aus dem Gestrüpp zu helfen, während sie von oben zugeschaut hatte, fünfjährig, unter einem tropfenden Cowgirlhut und mit knallroten und eiskalten Fingern. Während Emily über das abgetretene Linoleum wanderte, spürte sie, wie das alte Haus durch ihre Anwesenheit wieder zum Leben erwachte.
    In der Küche tastete Sam auf dem Kaminsims nach Zündhölzern. Das Reißen und Zischen und der Schwefelgeruch strahlten auf Emily etwas Tröstliches aus, kurz darauf hatte ihr Bruder eine Reihe von Kerzen angezündet, die in Tante Flos leeren Whiskyflaschen steckten. Zuletzt zog er die schwere Tür des alten Holzofens auf und hielt eine Kerze hinein, damit die Flamme die Ecke der Zeitung erreichte, die schon brennbereit unter einem Zunderstapel steckte.
    »Setz dich hin«, sagte er. »Ich drehe das Gas auf und hole eine Ladung Brennholz für heute Nacht.«
    Emily nickte. Zaghaft zog sie einen Stuhl aus Chrom und rotem Vinyl heraus, der in den sechziger

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