Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
er presste ihr seine große Hand auf den Mund. Seine Kraft war geradezu beängstigend, fast mühelos zerrte er ihr die Jeans herunter und drang, grunzend wie ein Tier, rücksichtslos in sie ein. Ihre Augen wurden zusammengedrückt, ihr Kopf von seiner großen Hand zur Seite gezogen. Steine drückten in ihre schmerzenden Rückenmuskeln. Sie erinnerte sich an die wütenden Bisse der Ameisen an ihren Schenkeln. Und an die Stille, als er sich von ihr heruntergewälzt hatte und betrunken davongetorkelt war. Der Geruch seines warmen Samens, der aus ihr tröpfelte, ließ sie würgen. Sie erinnerte sich noch daran, dass sie geweint hatte, dass sie am staubigen Bachufer die Knie an die Brust gezogen und sich gefragt hatte, wie sie nur weitermachen sollte.
Sams Stimme über dem tiefen Rumoren des V8-Motors weckte Emily aus ihren Erinnerungen. Sie schlug die Lider auf, hielt sich unter Schmerzen mit dem gesunden Arm am Sicherheitsgurt fest und zog sich aus ihrer halb liegenden Position zwischen Tür und Fenster hoch.
»Und?«, fragte ihr Bruder.
»Was?«
»Fahren wir direkt ins Hochland? Oder rufen wir vorher bei Dad an und holen die Mädchen ab?«, fragte Sam.
»Ich will die Mädchen nicht aus dem Schlaf reißen – bis wir dort ankommen, ist es drei Uhr morgens. Und ich weiß, dass Dad toben wird. Wahrscheinlich wird er versuchen, mich wieder ins Krankenhaus zu bringen.«
»Okay, also direkt?«
»Ich möchte um jeden Preis vorher noch Rousie abholen. Ich weiß, dass Clancy sich nicht um ihn kümmert.«
»Und wenn Clancy zu Hause ist?«
Emily zuckte mit den Achseln. »Dann musst du das für mich klären.«
»Willst du das wirklich?«
»Ich will meinen Hund.«
Der Anblick des Hauses in Brigalow löste die nächste Flutwelle unangenehmer Erinnerungen aus. Emily musste die Lippen zusammenpressen, weil sie merkte, dass sie andernfalls vor Angst immer flacher atmete. Sofort begann sie von Neuem zu durchleben, was sie hier durchgemacht hatte: den Tag, an dem sie Matilda als winziges Baby nach Hause gebracht hatte; die nächtlichen Fütterungen und Clancys Wutanfälle, weil ihn das Baby geweckt hatte und er früh losfahren musste. Wie er sich über ihre Schwangerschaftsstreifen lustig gemacht hatte, als sie mit Meg im achten Monat war. Emily hatte wieder ihr Spiegelbild vor Augen, sie war damals unförmig wie ein aufgepumpter Ballon, in formlose T-Shirts und ausgebeulte Jogginghosen gehüllt. Sie konnte jetzt kaum noch glauben, was während ihrer Gefangenschaft in diesem winzigen Haus aus ihr geworden war.
Sam hielt an und setzte den Pick-up rückwärts in die Einfahrt. Er sah sie mit einem frechen Grinsen an. »Damit wir möglichst schnell wieder abhauen können, Louise.«
Hinter dem Haus kläffte Rousie wie wild an seiner Kette. Sein Gebell ließ die Lichter im Haus angehen.
»Scheiße«, sagte Emily. »Er ist zu Hause.«
Sam stieg aus. »Mach dir keine Sorgen.«
Er rannte hinters Haus, und Emily schluckte nervös. Sie sah, wie die Schlafzimmervorhänge zurückgezogen wurden. Sie sah Clancys nackten Oberkörper. Dann sah sie eine zweite Gestalt im Schlafzimmer. Eine Frau. In ihrem Bett.
Emily glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Ihr Körper verspannte sich, jeder Muskel verkrampfte sich vor Schmerz und Wut. Sie saß in Sams Pick-up, hielt mit aller Macht die Tränen zurück und versuchte, keine Schwäche zu zeigen. Das war doch zu erwarten gewesen, sagte sie sich immer wieder, als wollte sie sich ein Mantra vorsingen. Der Vorhang senkte sich über die Bühne.
Gleich darauf war Sam wieder da, und Rousie hüpfte um den Pick-up herum, stellte sich auf die Hinterbeine und schnüffelte aufgeregt nach dem Duft seines Frauchens. Ihr treuer Hund, dachte Emily lächelnd und ließ das Fenster herunter. Rousie war zu höflich, um gegen die Tür zu springen, aber gleichzeitig zu aufgeregt, um sich zu beherrschen, er begann darum zu winseln und so heftig mit dem Schwanz zu wedeln, dass sein ganzer Körper ins Wackeln geriet. Emilys Lächeln erlosch, als sie im fahlen Licht der Straßenlaterne sah, wie deutlich sich seine Rippen abzeichneten. Der Bauch war tief eingezogen, und das sonst glänzend schwarze Fell sah stumpf und zerzaust aus. Sie merkte, wie Wut in ihr hochkochte. Sam ließ Rousie auf die Ladefläche springen und öffnete ihm die Abdeckplane, damit er sich hinlegen konnte.
Dann ging die Haustür auf, und Clancy erschien.
»Was soll das werden, Sam Flanaghan?«
»Hallo, Clancy«, sagte Sam. »Ich helfe Em nur,
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