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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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der Berge leben. Er könnte dem ganzen Gehetze entfliehen, das ihm tagtäglich von Reklametafeln, aus dem Radio, der Zeitung, dem Fernsehen, den Schaufenstern und von den lackierten Seitenblechen der städtischen Busse entgegenschrie.
    Pfeif doch drauf, dachte er. Er zog auf den Randstreifen und wählte die Telefonnummer der Frau, mit der er in der Personalabteilung der VPP gesprochen hatte. Als er sie endlich am Apparat hatte, fragte er sie, ob er seinen Vorgänger in Dargo nicht schon heute oder morgen treffen könne.
    »Ich weiß nicht, ob wir Ihrer Bitte so kurzfristig entsprechen können, Mr Bradshaw. Eigentlich ist dafür nicht unsere Abteilung zuständig. Der Übergabetermin mit dem derzeitigen Ranger ist für nächste Woche vorgesehen.«
    »Schon okay«, sagte er müde. »Ich fahre einfach mal raus und sehe mir den Ort an.«
    Den Mund zu einem schmalen Spalt zusammengekniffen, fädelte Luke den Wagen wieder in den Verkehr ein.
    »Dargo sehen oder sterben!«, schrie er, schlug gegen das Lenkrad und fühlte sich plötzlich viel, viel besser.

18
    Die Hauptstraße von Dargo war breit und von riesigen Walnussbäumen gesäumt, die die Fahrbahn in getüpfelten Schatten tauchten. Ein blondes Mädchen mit riesigem Hintern, spazierte am Straßenrand entlang und lenkte Lukes Blick auf sich. In ihrem heißen rosa Top und den abgerissenen Jeansshorts war sie kaum zu übersehen, außerdem führte sie einen Zwergspitz spazieren, bei dem man kaum vorn und hinten unterscheiden konnte. Eine andere Frau saß in einer verkehrssicher leuchtenden Weste auf einem Sitzrasenmäher und schnitt das lange Gras unter den schattigen Bäumen, während ein älterer Mann auf seinem Verandastuhl lagerte und Luke gemächlich zuwinkte, als er vorbeifuhr.
    Abgesehen davon war die Straße wie leer gefegt. Die Häuser dösten in der sommerlichen Nachmittagssonne, geschützt von ihren dicht bewachsenen Gärten und den hohen Bäumen, die in dem fruchtbaren Schwemmboden gediehen. Ab und zu konnte Luke die von Buschland überzogenen Hügel jenseits des Ortes sehen, ungezählte steile Hänge, die sich Welle um Welle vor den Bergen auftürmten. Er lächelte und begann, sich Hoffnungen zu machen, dass er hier eine Heimat und in den Bewohnern neue Freunde finden könnte. Und dass er dieses Land kennenlernen würde.
    Ehe er sich versah, war er im Zentrum von Dargo. Dort war ein einziger Supermarkt und gegenüber ein Pub. Er hielt neben einer Telefonzelle und besah sich den bescheidenen Ortskern. Der Supermarkt hatte ein graues Wellblechvordach, auf dem in großen weißen Buchstaben »Dargo Store« zu lesen war, und zwar in derselben Schrift, mit der er früher die Wollballen seines Vaters beschriftet hatte.
    Der Pub hatte ein rostiges rotes Dach, auf dem in den gleichen leuchtend weißen Lettern »Dargo Hotel« stand. Die dicken Holzpfeiler und die Bretterverschalung zeugten von handwerklicher Erfahrung, die über Generationen weitergegeben worden war. Luke sah wieder zum Supermarkt.
    Im tiefen Schatten der Veranda saßen zwei ältere Männer auf einer Bank und rauchten schweigend vor sich hin. Rechts von dem Laden war ein Schatten spendendes Tuch über eine Rasenfläche voller weißer Plastiktische und Plastikstühle gespannt, die für verirrte Touristen und ihren nie versiegenden Wunsch nach Cappuccino und Latte bereitstanden.
    Am liebsten wäre er gleich auf ein Bier in den Pub gegangen und hätte den Datsun währenddessen in die Reihe staubiger Geländewagen und Pick-ups gestellt. Auf den Ladeflächen der Pick-ups sah er Männerkram wie Arbeitshunde mit hängenden Ohren, Ölfässer, Schneidbrenner oder Kettensägenbehälter. Doch dann beschloss Luke, in den Supermarkt zu gehen und sich zu erkundigen, wo das VPP -Büro war, bevor er sich ein Bier gönnte.
    Die alten Männer auf der Bank nickten ihm zu und sahen ihm mäßig neugierig nach, als er an ihnen vorbeiging. Die Fliegentür fiel hinter ihm zu, und dann stand er im kühlen, dunklen Inneren des Ladens. Die Deckenventilatoren drehten sich träge über ihm, und als sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, erkannte er, dass hier tatsächlich gearbeitet wurde.
    Eine magere Frau sortierte hinter dem Postschalter Briefe, während ein junges Mädchen in Rippenhemd und Shorts Gemüse aus einem Karton in die hohen Kühlregale mit Glasfront stapelte. Weiter hinten klopfte in einer lärmerfüllten Küche eine dritte Frau den Korb der Fritteuse gegen den Edelstahlrand, um eine Portion Pommes frites

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