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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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sie allein im Haus herumhumpeln und für sich selbst sorgen zu lassen, darum war er noch ein paar Wochen geblieben. Allerdings waren es anstrengende, hochexplosive Wochen voller Tränen, Zornesausbrüche und Gebrüll gewesen. Zuletzt hatten sie wieder einmal wegen der Cattlemen gestritten. Luke war klar, dass Cassy das Thema absichtlich angeschnitten hatte, weil er gerade gepackt hatte, um nach Dargo abzureisen.
    Er sah in den Rückspiegel und sich dabei kurz in die Augen. Luke wusste, dass er kein schlechter Mensch war, doch der letzte Streit mit Cassy hatte seine hässlichere Seite zum Vorschein gebracht. Je mehr er sie dazu trieb, die Kratzbürste herauszukehren, desto weniger Gewissensbisse hatte er, sie zu verlassen. Er musste daran denken, wie sie auf ihren Krücken in die Küche gehumpelt war und die Zeitung auf den Küchentisch geknallt hatte.
    »Zeit zum Plakatemalen«, hatte sie verkündet.
    »Jetzt?« Luke hatte von dem Stapel an Papieren und Büchern aufgesehen, die er gerade in einen Karton packen wollte. »Cass«, sagte er müde. »Du weißt, dass ich nächste Woche abreise. Ich habe genug zu tun.«
    Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, pochte sie mit dem Finger auf die Zeitung. »Hier steht, dass sie nächste Woche einen Protestritt durch die Stadt abhalten wollen. Tausende von diesen verfluchten Hinterwäldlern … Hunderte von Cattlemen auf ihren Pferden. Kannst du dir vorstellen, unter welchem Stress diese Tiere dabei stehen? Diese Schweine!«
    Sie deutete auf die kleine Skizze im Artikel.
    »Sie starten hier beim Cricketstadion, dann geht es über die Wellington Parade zur Flinders Street Station, von dort aus die Swanston hoch und danach über die Bourke Street zum Parlament.«
    »Wirklich?«, fragte Luke. Er hätte gern gewusst, ob das hübsche Mädchen aus dem Krankenhaus mit ihnen reiten würde. »Klingt toll. Ich würde wirklich gern mitkommen. Ich liebe Pferde.«
    »Ich muss Indigo und den Leuten von PETA Bescheid sagen. Wir müssen sofort reagieren …« Cassandra unterbrach sich und sah ihn verdattert an. »Was hast du gerade gesagt? Du liebst Pferde? Das hast du mir nie erzählt. Ich dachte, du liebst Autos.«
    »Was? Ich mag Autos nicht mal.«
    »Aber du hängst ständig über dem verfluchten Datsun.«
    »Weil er ständig kaputt ist.« Er nahm eine der Zeitschriften, die er einpacken wollte, und schob sie ihr zu.
    » Horse Deals? Du liest Horse Deals ! Wozu das denn?«
    Er schüttelte den Kopf, denn in diesem Moment begriff er, dass Cassy in den zwei Jahren, die sie intensiv zusammen waren, keinen Funken Interesse daran gezeigt hatte, was er mochte oder nicht. In ihrer Beziehung war es ausschließlich darum gegangen, was sie mochte. Das Leben in der Stadt und das Zusammenleben mit Cassy war so hektisch und so atemlos, dass er es irgendwie fertiggebracht hatte, gar nichts mehr zu empfinden.
    Als Luke auf das Cover der Zeitschrift sah, gab ihm die Vorstellung, auf einem schönen, perfekt zugerittenen Pferd durch die Berge zu reiten, neue Hoffnung.
    »Hast du jemals einen Arbeitshund an deinem Bein gespürt, der wachsam zu dir aufsieht?«
    »Was?«, fragte Cassy.
    »Weißt du, was das für ein Gefühl ist?«
    »Wenn du einen Hund am Bein hast?«
    »Nicht den Hund am Bein. Sondern der Blick, mit dem dich ein Arbeitshund ansieht. Die Wärme und Liebe in seinen Augen.«
    »Was quasselst du da?«
    »Oder wie es ist, wenn ein Pferd sofort für dich wendet, sobald du es nur leicht an der Flanke berührst.«
    » Was?«
    Luke entriss ihr die Zeitschrift.
    »Du wirst das nie verstehen. Du bist viel zu sehr mit dir beschäftigt, um irgendwas um dich herum wahrzunehmen!« Er war laut geworden. Spürte, wie er zitterte. Es erschreckte ihn, wie intensiv es bei ihm unter der Oberfläche brodelte. Eine Art Zorn und eine tiefe, tiefe Trauer darüber, dass er jede Verbindung zu dem Leben, das er früher geliebt hatte, verloren hatte. Keine Muttererde mehr, abgesehen von dem Blumenkasten mit Petersilie auf dem Fensterbrett. Keine Tiere außer ein paar verfetteten Staren und hungrigen kleinen Spatzen, die im Hinterhof herumflatterten.
    »Mit mir beschäftigt? Ich tue das für unsere Zukunft! Ich gehe zu dieser Cattlemen’s-Demo, weil ich unsere Umwelt bewahren will. Und wieso gehst du hin? Weil du Pferde anschauen willst! In nicht einmal vierzehn Tagen wirst du als Park Ranger arbeiten, und trotzdem unterstützt du sie?« Flammen schlugen aus Cassys Augen. »Ich kann nicht fassen, wie verlogen du

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