Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
an.«
»Überrascht mich, dass sie den Posten noch mal besetzen. Wir haben gehört, dass der VPP unser Gebiet von Heyfield aus betreuen will, das liegt hundert Kilometer Luftlinie entfernt.« Sie deutete gegen die Rückwand des Ladens. »Aber das kannst du alles den alten Darcy fragen. Er findet es gar nicht gut, was sie unten in der Stadt beschließen. Die Kühe verjagen und so. Ich schätze, deshalb wirft er das Handtuch.«
»Darcy?«
»Genau. Robert Crosswell. Wir nennen ihn Darcy. Er kann dir alles erzählen, aber heute ist er nicht da, falls du ihn sprechen willst.«
»Wo ist er denn?«
Kate nickte in Richtung Heyfield.
»Er ist bestimmt in einer Besprechung. Er ist ständig in irgendwelchen Besprechungen da drüben. Du kannst dich aber wenigstens im Rangerbüro umsehen. Das ist bestimmt nicht abgeschlossen.«
»Wirklich?«
»Bestimmt.«
»Danke«, sagte Luke. Er griff nach seiner Fleischpastete.
»Ach ja«, ergänzte Kate. »Sophie hat alle nötigen Papiere.«
»Verzeihung?«
»Der Wombat. Wir haben inzwischen eine Erlaubnis, ein einheimisches Tier zu halten. Falls du dich das gefragt hast.«
»Nein.«
»Na ja«, meinte Kate. »Der letzte Ranger, den sie hergeschickt haben, hat das anders gesehen.« Sie verdrehte die Augen.
Luke biss sich auf die Lippe.
»Vielleicht bin ich nicht so wie der letzte Ranger«, sagte er und ging aus dem Laden.
»Wollen wir’s hoffen«, murmelte Kate leise, aber Luke hörte sie trotzdem.
19
Emily saß vor dem Pub in Sams Pick-up und beobachtete, wie Luke auf der anderen Straßenseite im Schatten der Veranda seine Pastete aß. Sie fragte sich gerade, was ihn wohl hierhergeführt hatte, als Bridie mit einem übergewichtigen, hechelnden Zwergspitz im Schlepptau vorbeikam.
»Emily! Zum Glück lebst du noch!«
»Hey«, sagte sie, stieg aus und umarmte ihre Freundin. Plötzlich fühlte sich Emily in die Nacht vor dem Rennen zurückversetzt. Es war, als hätte die Begegnung mit Bridie auf dem Cattlemen’s Cup sie auf merkwürdige Weise für ein neues Leben, ein Leben ohne Clancy empfänglich gemacht. Es hatte genügt, wieder mit ihr zusammen zu sein, und schon hatte Emily den Mut gehabt zu glauben, dass sie ihren Mann verlassen konnte; dafür war sie ihrer Freundin dankbar. Außerdem war sie überglücklich, Bridie jetzt in Dargo wiederzusehen.
»Ich hab gehört, du bist aus dem Krankenhaus abgehauen«, sagte Bridie. Sie sah Emily mitfühlend an. »Und ich hab gehört, du hast Clancy in den Wind geschossen.«
»Stimmt.«
»Alles okay?«
Emily nickte, doch ihre Augen waren feucht geworden.
»Gut gemacht. Wo sind die Mädchen?«
»Dad ist mit ihnen an den Strand gefahren, damit sie mal was anderes zu sehen bekommen und damit er einen Tag lang der verfluchten Protestritt-Organisiererei entkommt. Es ging in letzter Zeit ziemlich hoch her.«
»Und du wolltest nicht mitfahren?«
»Ich? Nee. Nicht an den Strand. Im Moment ist mir nicht danach, irgendwohin zu fahren.«
»Kann ich verstehen. Mit deinem Krankenhausteint möchte ich dich lieber nicht im Bikini sehen, und du würdest mit Sicherheit Sand in deinen Gips bekommen. Aber wie geht es dir wirklich?«, fragte Bridie. Ehe Emily antworten konnte, wedelte ihre Freundin mit den silberberingten Fingern und erklärte: »Nein, sag nichts. Du siehst so beschissen aus, da brauche ich nicht zu fragen.«
»Du bist heute schon die Zweite, die mir erklärt, dass ich beschissen aussehe. Kein Wunder, dass ich mich bisher nicht in den Ort gewagt habe! Hier werde ich anscheinend nur beleidigt«, antwortete Emily lächelnd.
»Hör zu, wenn du so scheiße aussiehst, kann dir nichts Besseres passieren, als mich zu treffen. Was hast du jetzt vor?«
Emily zuckte mit den Achseln. »Kate macht gerade unsere Bestellung fertig. Sam besorgt noch einen Karton Bier, dann fahren wir zurück.«
»Gut. Du hast also eine Stunde Zeit. Und so lange kommst du mit zu mir. Hier, halt das mal.« Sie hob den zotteligen Hund hoch und drückte ihn Emily in den Arm. »Steig ein. Ich fahre.« Bridie war von Sams sportlichem V8 eindeutig beeindruckt.
»Aber … Sam?«
»Was ist mit mir?«
Die Mädchen fuhren herum und sahen Sam mit einem Bierkarton unter dem Arm auf seinen Wagen zukommen.
»Sam Flanaghan, verflucht noch mal!«
Er legte den Kopf schief und betrachtete die kurvige Blondine, ohne sie wiederzuerkennen.
»Ich war damals der Klops«, erklärte ihm Bridie. »Weißt du noch? In der Grundschule.«
Er sah sie immer noch verständnislos
Weitere Kostenlose Bücher