Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
km – Dimensionen, die man sich vergegenwärtigen sollte, wenn man eine Karte von Australien vor Augen hat! Der südliche Wendekreis
(Tropic of Capricorn)
verläuft fast durch die Mitte des Kontinents, 40 % von Australien liegen in den Tropen. Ein Blick auf den Globus zeigt: Melbourne liegt südlicher als Kapstadt und Buenos Aires.
22,5 Mio. Menschen leben in diesem Riesenland (zum Vergleich: Niederlande 16,45 Mio.; Belgien 10,7 Mio.). An der Bevölkerungszahl gemessen, steht Australien an 53. Stelle – an erster Stelle steht die VR China mit 1,3 Mrd. Einwohnern, dicht gefolgt von Indien mit 1,1 Mrd. Deutschland nimmt mit 82,1 Mio. Platz 14 ein. In puncto Bevölkerungsdichte steht Australien ganz unten auf der Liste: 2,6 Menschen pro km 2 . Diese Zahl sagt allerdings nichts über die Bevölkerungsverteilung aus. Die meisten Europäer assoziieren mit Australien riesige, menschenleere Weiten, in denen verstreut einige Bauernhöfe und kleine Siedlungen liegen. Dies trifft zwar zu, zugleich aber ist Australien eine der am stärksten verstädterten Gesellschaften der Welt.
Die Hälfte der australischen Landfläche wird von 0,3 % der Bevölkerung bewohnt und ist damit praktisch menschenleer. Das am dichtesten besiedelte 1 % der Landfläche jedoch beheimatet 85 % der australischen Bevölkerung, fast die Hälfte aller Australier wohnt in den Ballungszentren um Sydney und Melbourne. Knapp 13 Mio. –zwei Drittel der Gesamtbevölkerung – leben in Groß- und Mittelstädten über 100 000 Einwohner, und mehr als drei Viertel drängen sich höchstens 50 km von der Küste entfernt auf dem Küstenstreifen zwischen Cairns und Adelaide. Ein weiteres kleines Ballungszentrum um Perth an der Südwestecke des Kontinents expandiert gerade kräftig, dank des Geldregens, den der Mineralienboom des Nordwestens dem Bundesstaat und seinen Einwohnern beschert. Der Küstenort Mandurah südlich von Perth z. B. wuchs zwischen 2000 und 2005 durchschnittlich um 5,1 % pro Jahr. Das roterdige Zentrum ist hingegen nicht nur das Rote Herz, sondern auch das Tote Herz des Kontinents.
Die australische Bezeichnung
Outback
für die fast menschenleeren Steppen und Wüsten hängt ebenfalls mit der dem Meer zugewandten Perspektive der Küstenbewohner zusammen. Für sie ist Outback alles
out there behind our back
–die unermessliche Weite hinter unserem Rücken. Dörfer, wie wir sie aus Europa kennen, gibt es in Australien kaum – von der Insel Tasmanien einmal abgesehen. Typisch für ländliche Gebiete sind einzelne Bauernhöfe
(Farms)die
v. a. in Queensland, Western Australia und im Northern Territory oft von riesigen Ländereien umgeben sind. In diesem Falle spricht man von einer
Station.
Die Bewohner der
Sheep
oder
Cattle Stations
führen ein einsames Leben, denn die nächste
Station
kann zig Kilometer entfernt sein, von der nächsten Siedlung ganz zu schweigen.Die Orte im Outback sind Versorgungszentren für die umliegenden Höfe und bestehen oft nur aus einer langen Straße, an der Supermarkt, Tankstelle, Pubs und Polizeistation aufgereiht sind.
Die riesigen Entfernungen und die Isolation vieler Siedlungen und Städte haben einen ausgeprägten Regionalchauvinismus gefördert. Vom Akzent (bzw. Dialekt), vom Aussehen oder von der Kleidung her gibt es sehr wenige Unterschiede zwischen beispielsweise einem Queenslander und einem West-Australier. Dennoch bespötteln die einen die queensländischen Landsleute als Bananabenders (Bananenkrummbieger), was diese den West-Vettern mit der Bezeichnung Sandgropers (Sandwühler) heimzahlen. Und alle zusammen blicken sie auf die Tassies herunter, die Hinterwäldler aus Tasmanien. Die ungleiche Bevölkerungsverteilung hat historische Gründe, ist aber auch auf das Klima, die Böden und die Lage zurückzuführen.
Australien ist der trockenste Kontinent, fruchtbar waren ursprünglich nur schmale Küstenstreifen. Ein Blick auf eine Reliefkarte verdeutlicht die Gründe: Es gibt kaum Berge, an denen sich Wolken abregnen könnten. Australien ist ein flacher Kontinent mit einer durchschnittlichen Höhe von nur 300 m. 90 % der Landmasse sind weniger als 500 m hoch. Der einzige nennenswerte Gebirgszug ist die durchschnittlich 600–1000 m hohe Great Dividing Range am Ostrand des Kontinents, die von der Cape York-Halbinsel bis nach Victoria mehr oder weniger parallel zur Küste verläuft. Im Norden erreichen die Berge vereinzelt eine Höhe von 1500–1600 m. Nur im Südosten des Kontinents erheben sich 1800–2200 m hohe
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