Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
Brennbares Material findet sich überall, in den Wäldern trockenes Gestrüpp, Zweige, Äste und Blätter sowie die von den Eukalypten abgeworfene Baumrinde, im Weide- und Steppenland strohtrockene Grasstoppeln. Kommen in den heißen Tagen mit geringer Luftfeuchtigkeit noch starke Winde – oder sogar ein Wüstenwind aus Zentralaustralien– sind die Bedingungen für einen Wald- oder Buschbrand perfekt. Es bedarf dann nur noch eines Blitzeinschlags, und ein Wald oder Grasland geht in Flammen auf. Wenn mehrere Feuer nicht gelöscht oder eingedämmt werden können und sich vereinigen, entsteht eine Feuerwalze, die mit ungeahnter Geschwindigkeit durch das Land rast. Die seit diesem Jahrtausend stark vermehrt auftretenden Brände gipfelten im Februar 2009 im
Black Saturday,
an dem im Bundesstaat Victoria 171 Menschen den Flammen zum Opfer fielen und eine Fläche von 4500 km 2 buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht wurde. Da die Gefahr von Wald- und Buschbränden immer präsent ist, wurden bereits präventive Maßnahmen in Nationalparks erwogen, die oft von Umweltschützern abgelehnt worden waren, wie das Anlegen von weiteren Zufahrtswegen für Feuerlöschwagen und das gezielte Legen kontrollierter Brände. Auf diese Weise soll die Ansammlung größerer Mengen leicht entflammbarer Materialien verhindert werden.
Wo zuvor die Wurzeln der Bäume das Wasser aus tieferen Erdschichten aufnahmen, dringt nun das stark salzhaltige Grundwasser durch feine Kapillare im Boden nach oben. Hier verdunstet das Wasser, aber das Salz bleibt zurück. Die sich ablagernde Salzschicht macht das Land zu völlig unfruchtbarem Ödland. Laut Website der unabhängigen australischen Forschungsorganisation CSIRO (Commonwealth Research and Scientific Organisation) sind australienweit bereits 2,5 Mio. Hektar von Bodenversalzung betroffen. Das sind zwar etwa 4,5 % des landwirtschaftlich genutzten Landes, aber ein Großteil davon gehört zu Australiens ertragsreichsten Böden. Potenziell kann sich das Problem auf bis zu 15 Mio. Hektar ausweiten ( www.clw.csiro.au/issues/salinity ).
Ab 2002 war ein Großteil der besiedelten Gegenden des Kontinents von anhaltender Dürre betroffen. 2005/2006 war diese so extrem, dass von einer Jahrhundert-, wenn nicht gar Jahrtausenddürre die Rede war. Regenfälle brachten zwar hie und da Erleichterung – zuletzt schwere Sommerregen mit Überflutungen entlang der Ostküste im Januar und Februar 2008 – aber Victoria und South Australia sahen zur gleichen Zeit dem achten Jahr anhaltender Trockenheit und Wassermangel entgegen. Die Folge u. a.: stark fluktuierende Ernteerträge. Nach heftigen Regenfällen und Überflutungen in Brisbane und Victoria 2010, wurden einige der strickten Vorschriften zur Einsparung von Wasser erleichtert.
Australien ist nach den USA der zweitgrößte Weizenexporteur der Welt. Die Rekordernte von 25 Mio. Tonnen Weizen im Jahre 2001 sank im Dürrejahr 2002 auf etwa 10Mio. Tonnen; 2006 und 2007 wurden rund 13 Mio. Tonnen eingefahren, Tendenz steigend.
Trockenheit und Dürren treten in Australien allerdings immer wieder auf, in halbwegs regelmäßigen Abständen, und hängen mit dem El Niño genannten, globalen klimatischen Phänomen zusammen (siehe Kasten S. 94 / 95 ). In diesem Zusammenhang liest man mit Erstaunen, dass landwirtschaftliche Bewässerung rund 75% des australischen Wasserverbrauchs ausmacht, und dass davon 23% (!) durch Versickerung und Verdunstung verloren gehen – eine sinnlose Verschwendung, die sich durch Einfassung in Betonröhren und Überdeckelung der Bewässerungskanäle auf ein Minimum reduzieren lässt. Dringend erforderliche Reformen kamen in der Vergangenheit nur schleppend voran. Die Regulierung des Wasserverbrauchs ist nämlich prinzipiell Sache der Bundesstaaten, die in der Vergangenheit ihre Partikularinteressen zu vertreten pflegten und auf ihre Privilegien pochten. Einen Durchbruch markierte das „Rettungspaket für das Murray-Darling-Flusssystem“ im Werte von 10 Mrd. Dollar, auf das sich die australische Bundesregierung und vier Bundesstaaten im März 2008 einigten.
Ein weiteres Problem der australischen Landwirtschaft ist die zunehmende Bodenversalzung
(soil salinity),
die sich besonders stark im Westen und Süden des Kontinents bemerkbar macht. Die Salzböden entstehen zunehmend auch auf abgeholzten Flächen, die für die landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen waren.
Flora und Fauna
Auch im Pflanzen- und Tierreich von
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