Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
sich mangels Kapital anfangs nur wenige „Neue Australier“ beteiligten. Um 1830 begann der australische Wollboom. Großbauern (in Australien Pastoralisten oder
squatters
genannt) besetzten riesige Ländereien, ließen ihre Schafe weiden und wurden durch den Verkauf der Wolle steinreich.
Weitere Kolonien und Niederlassungen entstanden. Zwischen 1829 und 1859 bildeten sich die Vorläufer fünf weiterer Bundesstaaten heraus: 1829 wurde die neue Kolonie Western Australia gegründet, 1842 folgte Süd-Australien und 1851 löste sich Victoria von New South Wales, gefolgt von Queensland, das sich 1859 von New South Wales trennte. Auch Van Diemen’s Land spaltete sich 1856 als Tasmanien endgültig von New South Wales ab.
Bald nach dem Wollboom stellte sich die zweite Glückssträhne für die australischen Kolonien ein. 1842 und 1845 stieß man in der Kolonie Süd-Australien auf Kupfervorkommen. Goldfunde, 1851 in New South Wales und 1852 in Victoria, lösten einen Goldrausch aus, der in Wellen ganz Australien überrollte und bis in die 90er-Jahre andauerte. Hinzu kam die Entdeckung größerer Zinnlager und Silbervorkommen. Schlagartig verwandelte sich Australien von einem trübseligen Ort der Verbannung in ein begehrtes Einwanderungsland.
In den 40er-Jahren des 19. Jhs. wurden in Australien Stimmen gegen die Deportation von Sträflingen immer lauter. Das Zuteilungssystem, das freien Siedlern Sträflinge zuwies, wurde als Quasi-Sklavensystem kritisiert und 1840 abgeschafft. Danach machte die Sträflingsverschiffung für die Australier noch weniger Sinn als zuvor. 1852 wurde sie für das östliche Australien eingestellt. In Western Australia hingegen kamen die wenigen freien Siedler auf keinen grünen Zweig und forderten schließlich Sträflinge an: Zwischen 1850 bis 1868 wurden 10 000 Sträflinge von Großbritannien nach Western Australia transportiert. Nach ganz Ost-Australien waren zwischen 1788 und 1852 insgesamt etwa 150 000 Strafgefangene verschifft worden.
Er fand die sagenumwobene
Terra australis incognita
auf seinem Weg in die Südsee: Captain James Cook.
Die Mitte des 19. Jhs. war die Zeit der großen Expeditionen und Kontinentdurcliquerungen: Edward John Eyre wanderte von Adelaide an der Südküste entlang nach Albany; nach vergeblichen Anläufen von Eyre und John Mc Douall Stuart gelang Letzterem schließlich die Durchquerung des Kontinents von Adelaide nach Norden, und der deutschstämmige Ludwig Leichhardt durchreiste von Sydney und Südost-Queensland aus den Nordosten und Norden des Kontinents.
Zwischen 1850 und 1890 ging es mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Kolonien sprunghaft bergauf. Exporterlöse wurden durch den Verkauf von Wolle und Mineralien erzielt. Goldfunde hatten Tausende von Neueinwanderern angelockt. Nach dem Abklingen des Goldfiebers blieben viele Glücksritter im Land und gründeten entweder eine kleine Farm oder arbeiteten in den Industriebetrieben von Sydney oder Melbourne, die inzwischen entstanden waren, und Werkzeuge, Möbel, Kleidung und Gebrauchsgegenstände produzierten sowie Lebensmittel verarbeiteten. Die
squatters
drangen bis in die entferntesten Gebiete des Outbacks vor und bildeten mit ihrem Großgrundbesitz eine inoffizielle Kolonialaristokratie.
Trotz einer Tendenz zur Eigenbrötelei der einzelnen Kolonien fasste der Gedanke einer politischen Vereinigung ab der Mitte der 90er-Jahre des 19. Jhs. langsam Fuß. Ein geeinter australischer Staat bot den Vorteil freien Handels zwischen den australischen Kolonien und besserer Verteidigung. Seit der Masseneinwanderung von Chinesen während des Goldbooms in Victoria und seit dem Krimkrieg, in dem die Briten und die Franzosen gegen die Russen gekämpft hatten, fürchteten die Australier eine Invasion aus dem Norden, sei es von Asiaten oder Europäern.
Am 1. Januar 1901 übertrugen die Kolonien einen Teil ihrer Zuständigkeiten auf eine australische Bundesregierung und bildeten damit den Australischen Bund Commonwealth of Australia. Er hatte eine föderalistische Verfassung, und aus den ursprünglich sechs Kolonien gingen die Bundesstaaten hervor, die einige Machtbereiche wie Außenpolitik, Verteidigung, Zoll und Immigration der Bundesregierung übertrugen. Das Frauenwahlrecht, das schon 1894 in South Australia eingeführt worden war, wurde auf alle anderen Bundesstaaten übertragen. Für die damalige Zeit war Australien damit in Bezug auf Gleichberechtigung von Frauen und Männern eines der fortschrittlichsten Länder
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