Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
britischen Royal Navy verlassen konnte. Auch als Handelspartner rückte Großbritannien zunehmend in den Hintergrund. Die USA schienen der geeignete Bündnispartner. Der Koreakrieg und der Vietnamkrieg rührten wieder einmal an Ängsten vor einer Invasion, diesmal von asiatischen Kommunisten.
Australien schloss 1951 mit Neuseeland und den USA den ANZUS-Pakt ab, der US-Beistand im Falle eines Angriffs garantierte. 1954 trat Australien der SEATO (South East Asia Treaty Organization) bei, die die Anwesenheit US-amerikanischer Truppen im Fernen Osten verstärkte. Gemäß der alten australischen Tradition der Waffenhilfe entsandte Australien zur Unterstützung der Amerikaner Freiwillige und Rekruten in den Vietnamkrieg. Während des Golfkriegs 1991 stellte es zwei Kriegsschiffe und amerikanische Spähstationen konnten von australischem Boden aus Aufklärungsarbeit leisten. Auch bei den Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Irak im Jahre 2003 sagte die australische Regierungwieder ihre Unterstützung zu und entsandte Kriegsschiffe, Spähflugzeuge und (Berufs-) Soldaten.
Auf wirtschaftlichem Gebiet setzte mit der Entdeckung riesiger Eisenerzlager in der Pilbara-Region von Western Australia in den 60er-Jahren eine der Glückssträhnen ein, die viele Australier fast als selbstverständlich hinnehmen. Funde von Bauxit, Blei, Kupfer, Silber, Zinn und Zink, später sogar Uran ergänzten die Bergwerksbonanza. Bei der Erschließung dieser und anderer Rohstoffquellen war japanisches Kapital maßgeblich beteiligt; bis zum Ende der 90er-jahre des vorigen Jahrhunderts war Japan der Hauptabnehmer des Eisenerzes aus der Pilbara.
Nach dem Börsenkrach von 1987 befand sich die australische Wirtschaft auf einer Talfahrt, von der sie sich erst fünf Jahre später zu erholen begann. Die Gründe für die Wirtschaftskrise lagen zum Teil außerhalb der Verantwortung Australiens (weltweite Rezession, fallende Preise für die Hauptexporte Australiens: Mineralien, Getreide, Fleisch, Wolle, Zucker). Verantwortungsloses Geschäftsgebaren einzelner Wirtschaftsbosse trug jedoch erheblich zur immensen Auslandsverschuldung bei. Das Sanierungskonzept der Bundesregierung bestand in einer Rosskur: Aufhebung der Zollschranken, die zum Zusammenbruch ganzer Industriezweige und vieler Kleinunternehmen führte.
Danach ging es aber stetig aufwärts. 2007 verzeichnete Australien sein 16. Wachstumsjahr in Folge, durchschnittlich 3,5 % legte die Wirtschaft jährlich zu. Die Arbeitslosigkeit lag im Mai 2007 bei 4,2 %, der tiefste Stand seit 30 Jahren. Während der globalen Finanzkrise 2009 ging das Wirtschaftswachstum zwar zurück, von einer Rezession sprach man in Australien aber nicht. Die Howard-Regierung schrieb die kontinuierliche wirtschaftliche Expansion ihrer marktliberalen Politik zu. Sicherlich trug die blühende Wirtschaft maßgeblich zu ihrer Langlebigkeit bei (Howard wurde dreimal wiedergewählt). Die nachfolgende Labor-Regierung – seinerzeit unter Kevin Rudd – rühmte sich damit, die Nation relativ unbeschadet durch die Weltwirtschaftskrise geführt zu haben. Vor allem treibt jedoch seit Anfang des Jahrtausends ein unglaublicher Rohstoffboom das Wirtschaftswachstum. Die Umsätze der australischen Bergwerke erreichten Mitte 2006 fast 50 Mrd. US-Dollar; gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 31 %. Hauptabnehmer ist China – zwischen 1997 und 2007 haben sich die australischen Rohstoffexporte nach China (v. a. Eisenerz) verfünffacht; 2007 lagen sie bei 18 Mrd. US-Dollar. Aber auch die Ausfuhren nach Indien stiegen sprunghaft an: Sie verdreifachten sich in den fünf Jahren bis 2007 und lagen 2007 bei 7,4 Mrd. US-Dollar. Ein Ende des unersättlichen asiatischen Rohstoffhungers war 2008 nicht abzusehen. Dank der Rekordpreise für Eisenerz, Kohle, Gold und Erdöl prognostizierte im März 2008 das Bundesamt für Land- und Rohstoffwirtschaft (Abare – Australian Bureau of Agricultural and Resource Economies), Australien werde durch Rohstoffexporte im folgenden Jahr 190 Mio. australische Dollar einfahren; im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 30%. Klarer Exportschlager ist seit Jahren die Steinkohle: 2006/2007 erbrachte die Ausfuhr 23 Mio. australische Dollar, 17% der australischen Exporteinkünfte. Die reichhaltigen Kohlelager – mit 78 Mrd. Tonnen die fünftgrößten der Welt erweisen sich aber auch als Fluch. 85% seiner Energie bestreitet Australien von Kohle. Vor allem deshalb produziert es pro Kopf der Bevölkerung soviel Treibhausgase
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