Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
Jahren in der Erdurzeit, im Präkambrium. Damals war es noch ein Teil des Urkontinents Gondwanaland, der die Vorläufer des heutigen Südamerika, Afrika, Indien, Australien und der Antarktis umfasste. Granitgestein aus der präkambrischen Zeit findet man in ganz Australien, ausgenommen Victoria.
Zu Beginn des Mesozoikums, vor etwa 200 Mio. Jahren, brach Gondwanaland auseinander, und Australien und die Antarktis spalteten sich von den anderen Kontinenten ab. Der mittlere Teil von Australien senkte sich langsam ab. Im Laufe seiner Entwicklung war die Große Australische Senke mehrmals vom Meer bedeckt, in das breite, wasserreiche Flüsse mündeten. Gebirge und Erhebungen wurden im Laufe von Jahrmillionen durch Erosion abgetragen.
Während der letzten Eiszeit vor ca. 50000 Jahren bestanden Landbrücken nach Neuguinea und Tasmanien, da der Meeresspiegel wegen der Eiskappenbildung an den Polen einige Meter niedriger lag als heute.
Erste Kontakte der Europäer
Schon den Chinesen und Arabern war die Existenz einer großen Landmasse im Süden bekannt. In Europa spukte die Kunde von einer
Terra australis incognita
– einem unbekannten Südland – immerhin seit dem 12. Jh. herum. Die Portugiesen und nach ihnen die Spanier waren die ersten Europäer, die (wahrscheinlich ohne es zu wissen) die Nordküste des Südkontinents sichteten.
Anfang des 17. Jhs. gerieten holländische Handelsschiffe auf dem Weg um das Kap der Guten Hoffnung nach Java vom Kurs ab und gelangten zur Westküste Australiens. Der Holländer Abel Tasman „entdeckte“ 1642 während einer Forschungsexpedition Tasmanien, das er nach einem holländischen Gouverneur Van Diemen’s Land nannte – ohne zu merken, dass es sich um eine Insel handelte. Das neue Südland tauften die Holländer mit Blick auf eine etwaige spätere Verwendung auf den Namen Neu-Holland. Vielscheinen sie sich aber von ihrer „Entdeckung“ nicht versprochen zu haben, denn bald hatten sie jegliches Interesse an Neu-Holland verloren.
Auch der erste britische Besucher der Region, William Dampier, fasste über seine Expedition entlang der Westküste 1699–1700 einen wenig begeisterten Bericht ab: Das Land erschien ihm useless – zu nichts zu gebrauchen.
Kolonisten
Nur 70 Jahre später sah die Lage ganz anders aus. Captain Cook hatte während seiner Weltumsegelung 1768–70 die Ostküste von Australien gesichtet. Ihm gefiel, was er sah, so proklamierte er gleich die gesamte Osthälfte des Kontinents als Eigentum der britischen Krone und taufte die neue Provinz New South Wales. Eile war geboten, denn die Franzosen hatten ebenfalls begonnen, Expeditionen nach Süden zu entsenden.
Am 26. Januar 1788 wurde an der Bucht Sydney Cove am Naturhafen Port Jackson die erste britische Niederlassung in Australien gegründet. Dieses Datum gilt als der offizielle Beginn der europäischen Besiedlung Australiens und wird heute mit dem Nationalfeiertag Australia Day gefeiert.
Die Siedlung war zunächst primär als Verbannungsort für Sträflinge aus Großbritannien gedacht. Die britischen Gefängnisse platzten zu jener Zeit aus allen Nähten. Nachdem die amerikanischen Staaten unabhängig geworden waren, konnten die Briten ihnen unliebsam gewordene Elemente dort nicht mehr abladen. Aber auch kommerzielle Interessen spielten bei der Gründung von Sydney eine Rolle: Die Siedlung sollte als britischer Handelsposten im Südpazifik dienen. Die neue Kolonie wurde zunächst durch einen Gouverneur regiert, der meist der Armee angehörte und fast absolute Macht hatte. Bald kam es zu Machtkämpfen innerhalb der Armee. Das New South Wales Corps, dessen Angehörige den lukrativen Rumhandel – die inoffizielle Währung der Kolonie – kontrollierten, tat sich dabei besonders hervor.
Bis 1830 waren 58 000 Sträflinge, 50 000 davon männlich, nach Australien verschifft worden. Die meisten hatten sich minderer Eigentumsdelikte schuldig gemacht. Ein Drittel der irischen Sträflinge waren jedoch politische Strafgefangene, die sich in Irland gegen die englische Herrschaft aufgelehnt hatten. Die vehement antienglische Haltung vieler Iren war denn auch während der gesamten Geschichte ein kontinuierlicher Störfaktor in der sonst eher konformen australischen Gesellschaft.
Um die Selbstversorgung der neuen Kolonie zu ermöglichen, wurden freigelassene Sträflinge und freie Siedler ermutigt, auf Farmen im Umkreis von Sydney Getreide, Obst und Gemüse anzubauen. Am profitabelsten war die Robben- und Walfängerei, an der
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