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Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Dehne
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an seiner Einwohnerzahl hat Australien im Laufe eines halben Jahrhunderts eine ungeheure Zahl an Menschen aus fremden Kulturen aufgenommen. Dies lief zwar keineswegs ohne Spannungen ab, aber im Großen und Ganzen ist die Eingliederung Fremder bisher geglückt.
Flüchtlingspolitik
    Von der Asylantenproblematik, mit der sich europäische Länder konfrontiert sehen, blieb der Inselkontinent aufgrund seiner geografischen Lage lange verschont. Bis Menschenschmuggler den Fluchtweg von Indonesien zur Nordküste Australiens „erschlossen“ und nach der Jahrtausendwende immer mehr mit Flüchtlingen überladene, meist kaum seetüchtige Fischerkutter in australischen Gewässern aufkreuzten. Die damalige liberal-konservative Regierung unter John Howard reagierte darauf mit kompromissloser Härte. Unter Berufung auf ein 1992 (von der vorherigen Labor-Regierung) verabschiedetes Gesetz wurden alle Flüchtlinge festgenommen und in Internierungslager gesteckt – sogenannte Immigration Detention Centres, einige davon befanden sich in den abgelegensten, unwirtlichsten Gebieten Australiens (u. a. Woomera in der Wüste von South Australia; Port Hedland im Nordwesten von West-Australien).
    In einem veritablen Niemandsland eingesperrt, mussten sie warten, bis ihr Fall entschieden war, was Monate und oft viele Jahre dauerte. Darüber hinaus wurden, wenn irgend möglich, Flüchtlingsboote zur Rückkehr in indonesische Gewässer gezwungen; im September 2001 wurde australisches Hoheitsgebiet in den Gewässern nördlich des Festlands (u. a. Christmas Island, Cocos Islands, Ashmore Reef) von der australischen „Einwanderungszone“ ausgeschlossen.
    Dort eintreffenden Flüchtlingen wurde das Recht verwehrt, einen Asylantrag für Australien zu stellen. Sie wurden stattdessen in Auffanglager auf Nauru (ein winziger pazifischer Inselstaat) und in Papua Neuguinea verfrachtet und von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Medien und Hilfsorganisationen wurde nur selten Zutritt gewährt. Stolz verkündete die Howard-Regierung die ‚pazifische Lösung’ des Flüchtlingsproblems. Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Kritik an der Asylantenpolitik und ihrer Umsetzung, insbesondere an den Missständen in den zum Teil privatisierten Internierungslagern in Australien stieß bei der Regierung jahrelang auf taube Ohren. Die harte Linie gegenüber allen „unautorisierten Ausländern“ wurde rigide und ohne einen Funken Mitgefühls befolgt; in zwei bekannt gewordenen Fällen resultierten blinder Übereifer und Schlamperei der Einwanderungsbehörde in der Deportation bzw. Internierung australischer Staatsbürger (philippinischer und deutscher Herkunft). Ob die intendierte Abschreckung ihre Wirkung zeigte oder ob andere Faktoren im Spiele waren: Nach 2002 sank die Zahl der in Booten einreisenden Flüchtlinge auf ein Minimum. 2005 wurde die Flüchtlingspolitik schließlich gelockert: Familien mit Kindern kamen nicht mehr in Lager, sondern in ausgewiesene Flüchtlingssiedlungen und die besonders berüchtigten Lager im Outback (Woomera, Baxter, Port Hedland) wurden sukzessive geschlossen.
    Die neue Labor-Regierung gab sich nach ihrem Wahlsieg im Dezember 2007 in der Flüchtlingsfrage aufgeschlossen, und mit der Schließung des Lagers auf Nauru im Februar 2008 signalisierte sie das Ende der „pazifischen Lösung“. Einen radikalen Kurswechsel gab es bislang aber nicht.
Mandatory Detention
– die zwangsweise Inhaftierung aller Flüchtlinge und Asylsuchenden, die ohne gültige Papiere in Australien eintreffen – wurde nicht infrage gestellt. Auch der Ausschluss der Hoheitsgebiete in den nördlichen Gewässern Australiens sollte ganz oder weitgehend erhalten bleiben und das Flüchtlingslager auf Christmas Island wurde zum Kostenpunkt von 386 Mio. Dollar ausgebaut – die Insel liegt außerhalb der offiziellen „Einwanderungszone“. „Tritt nun eine Indian Ocean Solution an die Stelle der pazifischen Lösung?“, fragten kritische Stimmen zu Recht.
    Australien nimmt etwa 13000 Flüchtlinge pro Jahr auf – laut Einwanderungsbehörde steht Australien damit an zweiter Stelle nach Kanada. Amnesty International merkt dazu an, dass diese Aussage so nicht haltbar ist, da nur neun Länder verglichen wurden, und hält dagegen, dass die Pro-Kopf-Rate von Flüchtlingen und Einwohnern in Australien 1:12000 betrage, im Gegensatz zu Kanada (1:566) und Deutschland (1:456).
Außenpolitik und Wirtschaft
    Der Zweite Weltkrieg zeigte, dass Australien sich nicht mehr auf den Schutz der

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