Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
Berichte zeigen, dass sich die Lebenssituation in Aboriginal-Gemeinden kaum verbessert hat. Alkoholmissbrauch und die Anzahl der Verbrechen haben sogar zugenommen.
Regierung und Politik
Australien ist als konstitutionelle Monarchie Mitglied im britischen Commonwealth of Nations. Das offizielle Staatsoberhaupt ist somit die britische Queen, die in Australien durch einen Governor General (Generalgouverneur) vertreten wird. Seit dem 5. September 2008 ist das die Rechtsanwältin Quentin Bryce – die erste Frau auf diesem Posten. Seit 1986 ist ein Gesetz in Kraft, das die früheren verfassungsmäßigen Bindungen an Großbritannien aufhebt.
Die konservative Howard-Regierung (1996–2007) tat ihr Möglichstes, die vom Labor-Vorgänger in Bewegung gesetzte Politik einer Loslösung Australiens von der britischen Krone und die Einrichtung einer Republik zu bremsen, wenn nicht gar zu sabotieren, und der zu diesem Thema 1999 durchgeführte Volksentscheid scheiterte denn auch. Es ist zu erwarten, dass die Labor-Regierung unter Julia Gillard erneut eine öffentliche Republik-Debatte in die Wege leiten wird, die zu einem Volksentscheid führt.
Australien besteht aus den sechs Bundesstaaten New South Wales, Queensland, Western Australia, South Australia, Victoria und Tasmania, zwei internen Territorien, dem Australian Capital Territory um die Hauptstadt Canberra und dem Northern Territory und sieben externen Territorien – Inselgruppen im Indischen Ozean und im Pazifik sowie einem Teil der Antarktis.
Die momentane Verfassung sieht eine föderative Regierungsform vor und kann nur durch einen Volksentscheid geändert werden. Einer Verfassungsänderung müssen die Mehrheit aller Wähler des Landes sowie die Mehrheit der Wähler in allen Bundesstaaten zustimmen. In der Geschichte des Landes haben sich nur acht von 36 Änderungsvorschlägen durchgesetzt.
In Australien besteht Wahlpflicht, sowohl für Wahlen für den australischen Bund als auch auf der Bundesstaatsebene, vereinzelt sogar für Wahlen auf lokaler Council-Ebene. Die Bundeswahl findet etwa alle drei Jahre statt. Wahlberechtigt sind erwachsene Bürger Australiens ab 18 Jahren, die sich in die Wählerliste eintragen müssen. Diese Listen werden von der Australian Electoral Commission, einer staatlichen Behörde, geführt, die die Wahl vorbereitet, die Wähler über das Wahlverfahren informiert, die Stimmen auszählt und das Wahlergebnis bekannt gibt. Einwanderer können nach Erlangung der australischen Staatsbürgerschaft an einer Wahl teilnehmen.
Das Parlament besteht aus zwei Kammern, dem House of Representatives (Unterhaus) und dem Senate (Oberhaus). Das Wahlsystem ist ziemlich kompliziert. Bei Wahlen zum House of Representatives auf Bundes- oder Bundesstaatsebene gilt meist das System der Vorzugswahl, für den Senat und für die Wahlen zum House of Representatives in Tasmanien hingegen wird das Verhältniswahlsystem angewendet. Das Äquivalent des deutschen Bundeskanzlers ist der Prime Minister. Nach elf Jahren an der Regierungsspitze verlor John Howard die Bundeswahl im November 2007 und musste seinem Rivalen Kevin Rudd von der Australian Labor Party Platz machen. Nach einigen sehr unpopulären Entscheidungen – darunter die Einführung einer 40-%-Steuer im Bergbau – wurde Kevin Rudd im Juli 2010 von seiner eigenen Partei aus dem Amt gedrängt. Die Neuwahlen im August 2010 brachten eine knappe Entscheidung zugunsten seiner Nachfolgerin Julia Gillard. Seither wird das Land von der ersten weiblichen Ministerpräsidentin Australiens geführt.
Die Regierenden der Bundesstaaten werden Premier genannt; im Northern Territory heißt das Amt Chief Minister. Der Prime Minister istMitglied des House of Representatives. Einige Mitglieder des Kabinetts gehören dem Senat an. Die Abgeordneten werden proportional zum Bevölkerungsanteil der Bundesstaaten gewählt. Eine Mindestzahl von fünf Abgeordneten vertritt jeden Bundesstaat. In den Senat entsendet jeder Bundesstaat unabhängig von seiner Bevölkerungszahl die gleiche Anzahl von Senatoren; zurzeit hat der Senat 76 Sitze. Ihm kommt eine Kontrollfunktion zu, indem er den Bundesstaaten mit geringer Bevölkerungszahl die Möglichkeit gibt, sich gegen das Übergewicht bevölkerungsreicher Bundesstaaten zu wehren.
Die politische Geschichte Australiens ist vom Tauziehen um Machtbereiche zwischen den Bundesstaaten und der Bundesregierung geprägt. So begrenzten die Verfassungsgeber die Kompetenzbereiche des Bundes und
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