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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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sie. Andererseits, wenn sie sich mit den falschen Typen abgab, konnte er auch nichts dafür. Er hatte nur auf die schwarzen T-Shirts geschossen, auf die mit dieser Benzinwerbung oder was das war.
    Heute Morgen musste er einen Wagen für den TÜV vorbereiten und eine Inspektion machen. Wenn er sich ranhielt, konnte er in zwei Stunden fertig sein. Dann würde er sich abmelden. Angeblich um den Wagen von Oma Kramer abzuholen, doch unterwegs würde er einen Zwischenstopp am Krankenhaus einlegen. Vielleicht ergab sich da eine Gelegenheit …
    Als er das Autohaus betrat, saß Frau Gambach an ihrem Schreibtisch, die Hände in den Kopf gestützt, und sah sehr unzufrieden aus. Er wäre am liebsten gleich zu ihr ins Büro gegangen, um ihr zu sagen, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Er schluckte, und wenn sie Geldsorgen hatte, würde er eben auf seinen Anteil an dem Oldtimer verzichten. So nötig brauchte er die Knete nicht, und der andere war ja auch fast fertig.
    Während er in seine Arbeitsklamotten stieg, erinnerte er sich daran, wie er mit dem ersten angefangen hatte.
    Vier Tage hatte er damals, wie er glaubte, unbemerkt in der Scheune gehaust. Am Mittag des fünften Tages stand plötzlich mitten in der Scheune ein Teller mit Erbsensuppe. Daneben lag eine dicke Scheibe Brot. Eine Flasche Apfelsaft und ein Glas waren auch da. Misstrauisch sah er sich um. Keiner da. Inzwischen hatte er solch einen Hunger, dass ihm alles egal war. Er stürzte sich auf den Teller und vertilgte alles. Ein Stück Brot und die halbe Flasche Saft hob er sich für den Abend auf. Doch das war unnötig. Am Abend fand er ein Käse- und ein Schinkenbrot und eine Flasche Malzbier. Das kannte er nicht, probierte es aber trotzdem. Lecker. Plötzlich stand eine ältere Frau im Scheunentor. Sebastian sprang auf, warf das Malzbier um. Leise gluckerte die Flüssigkeit heraus. Das konnte er nicht zulassen. Er bückte sich und hob die Flasche auf.
    „Du willst also nichts verschwenden. Das ist gut.“ Die Frau sprach leise, sie schnurrte ein wenig wie eine Katze.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    „Diese Scheune gehört zu meinem Bauernhof“, hörte er sie sagen. „Seit mein Mann gestorben ist, wird sie nicht mehr oft benutzt.“ Sie lächelte. „Aber wenn die Katze Junge bekommt, versteckt sie die Kleinen immer hier im Stroh.“
    Sebastian drückte sich an die Holzwand. „Ich habe den Katzen nichts getan.“
    „Das wär dir auch nicht gut bekommen. Unsere Ella verteidigt ihre Jungen mit harten Krallen, wie jede gute Mutter das tut.“
    Als sie das Wort „Mutter“ sagte, wuchs ein Kloß in Sebastians Hals. „Sie hat noch keine Jungen“, sagte er.
    „Oh, das kann nicht mehr lange dauern. Sie sind winzig klein, und in den ersten Tagen völlig blind und hilflos. Hast du Ratten bemerkt in der Scheune? Ratten sind eine große Gefahr für Katzenbabies.“
    Sebastian schüttelte sich. „Nein, keine Ratten.“
    „Sehr gut, sonst müsste sich die Katzenmutter große Sorgen machen.“
    Daraufhin brach Sebastian in Tränen aus.
    Heute wusste er, dass sie ihn überrumpelt hatte. Damals war er einfach froh, dass sie anbot, ihn nach Alfeld zurückzufahren. Sie setzte ihn vor der Haustür ab. Vereinbart hatten sie, dass sie ein paar Minuten warten würde, falls man ihn nicht hereinließ. Doch seine Mutter hatte ihn sofort in die Arme geschlossen und geweint. Der Alte hatte nur missbilligend gebrummt. Ein paar Monate lang war alles friedlich verlaufen. Der Alte verschwand jeden Abend, kehrte weit nach Mitternacht äußerst zufrieden zurück. Er trank fast gar nichts.
    Sebastian dachte noch oft an die Frau mit der Scheune, noch öfter allerdings dachte er an die Katze und ihre Jungen. Die Frau hatte angeboten, er könne jederzeit wieder in der Scheune wohnen, wenn es zu Hause nicht mehr ging. Nicht mehr ging, ein guter Ausdruck, fand Sebastian.
    Es dauerte mehr als ein Jahr, bevor er wieder in den Volvo in der Scheune einzog, weil es nicht mehr ging. Der Volvo war sozusagen sein erstes eigenes Zimmer. Er stand noch heute in der Scheune, restauriert und fahrbereit, aber nicht angemeldet. Den würde Sebastian niemals verkaufen.
    Er schüttelte die Erinnerungen ab. Nachdem er sich den Schlüssel des roten Wagens für die TÜV-Vorbereitung geholt hatte, verschwand er kurz ganz hinten in dem kleinen Raum, in dem sie die empfindlichen Messgeräte, computergesteuerte Werkzeuge und den PC mit den Diagnoseprogrammen aufbewahrten. Er las die Daten des

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