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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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Nähe, wodurch nie besonders weite Wege gegangen werden mussten und die Bewachung relativ einfach war.
     
    Um sich vor den Ratten zu schützen, die es durch die vielen Toten und durch den herumliegenden Schmutz auch in Wolfratshausen gab, hatte Sahm rund um das Gut einen kleinen Graben ausheben lassen, der mit zusammengerolltem Stacheldraht aufgefüllt wurde. Eine simple, aber sehr wirkungsvolle Maßnahme, die tatsächlich die Ratten fernhielt, und nachdem die Nager sehr schnell begriffen hatten, dass hier kein Vorwärts- und Weiterkommen war, ließen sie den Hof liegen und suchten sich für ihr zerstörerisches und todbringendes Treiben andere Orte, von denen es ja genügende gab.
     
    Obwohl sich die Truppe Sahms teils aus gewalttätigen Irren, teils aus solchen zusammensetzte, die es vorzogen auf der Seite der vermeintlich Stärkeren den Mitläufer zu spielen, herrschte eine erstaunlich große Harmonie. Sicherlich trug dazu auch die Führungs- und Sozialstruktur bei, die er aufgebaut hatte. Innerhalb seiner 40-köpfigen Herrscherkaste war er selbst unumstritten der oberste Führer, dem jeder absoluten Gehorsam leistete. Ohne Diskussion wurden Lumm und Gulet als seine Stellvertreter anerkannt. Daneben gab es Gruppenführer und Untergruppenführer, die überwiegend mit Bewachungs- und Bestrafungsaktivitäten betraut waren.
     
    Nachdem es niemand mehr wagte, durch Ungehorsam irgendeiner Art aufzufallen, gab es Bestrafungen vor allem bei zu wenig geleisteter Arbeit, wobei es gleichgültig war, aus welchen Grund die Arbeit nicht in dem Umfang bewältigt werden konnte, in dem sie von den Gruppenführern festgelegt worden war. Die Bestrafung bestand grundsätzlich in Auspeitschungen, denen alle zusehen mussten. Dadurch bemühte sich jeder, seine Arbeiten zu erledigen, auch wenn er dazu eigentlich zu schwach oder so krank war, dass er unter normalen Verhältnissen das Bett gehütet hätte. Zwei Männer waren durch diese unmenschlichen Belastungen, bereits gestorben, was die Herrenmenschen aber keineswegs dazu bewog, irgendetwas an ihrer Einstellung zu ändern. Ganz im Gegenteil: Frank Lumm war sogar der Meinung, dies sei eine natürliche Auslese, und wer verrecke, sei eben einfach zu schwach und hätte deshalb auch keine Berechtigung zu leben.
     
    “Schwächlinge leben nur auf Kosten anderer“, sagte er, “und das können wir uns nicht leisten.“
     
    Die Sklaven waren alle in den ehemaligen Stallungen untergebracht. Einfache Liegen oder Betten sowie Gemeinschaftsschränke bildeten ihr ganzes Hab und Gut. Am besten hatten es noch die Frauen, die in der Küche arbeiten mussten und diejenigen, die für Schäferstündchen den Männern Sahms zugeteilt waren. Sie bekamen ordentliche Nahrung, erhielten die Gelegenheit zum Baden und vernünftige Kleidung. Am schlechtesten ging es den männlichen Sklaven, die außer ihrer Arbeitsleistung nichts anzubieten hatten.
     
    Selbstverständlich war der Verlust der drei Männer, die Sahm als Spähtrupp losgeschickt hatte und die zusammen mit Roland Kinsel von Helga Wollner und Anette Moda erschossen worden waren, aufgefallen. Aber Karl Sahm hatte niemals nach ihnen suchen lassen, da er, wie Henry richtig vermutet hatte, keine Ahnung hatte, wo er sie überhaupt suchen sollte. Er hatte den Spähtrupps völlig freie Hand gelassen und kannte daher nicht die Wege, die sie gegangen waren. Lumm war fest davon überzeugt, dass sie sich abgesetzt hatten, um selbst eine Gruppe zu gründen. Sahm war jedoch anderer Meinung.
     
    “Warum sollte sich jemand von uns absetzen?“, zweifelte er. “Die Männer bekommen alles von uns, was sie wollen. Sie müssen sich um nichts sorgen und sind außerdem in völliger Sicherheit. Es gibt also wirklich keinen Grund, sich abzusetzen. Ich befürchte eher, dass sie auf andere Menschen gestoßen sind und von ihnen getötet wurden. Und dieser Gedanke beunruhigt mich. Nicht, dass es mir besonders leid um die vier tut, aber wenn tatsächlich noch weitere Menschen in unserer Nähe leben, und wenn sie tatsächlich unseren Spähtrupp getötet haben, bilden sie auch für uns eine ernstzunehmende Gefahr. Wohlmöglich sind diese Menschen ähnlich organisiert wie wir. Wohlmöglich sind sie bewaffnet und unterwerfen sich ebenso andere, die ihnen dienen. Sobald die Felder abgeerntet sind und wir wieder mehr Zeit haben, werde ich wieder Spähtrupps losschicken. Wir müssen Gewissheit haben, und wenn wir wirklich noch eine Gruppe finden, die so lebt wie wir, werden wir

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