Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
kindlichen Naivität vorausgesagt hatte, traf tatsächlich ein. Gleich nach dem ersten Knall machte Olga einen mächtigen Satz nach vorne, beim zweiten platschte sie wie wild ins Wasser und begann zu schwimmen. Und da Bernd quasi als Leitochse vorneweg kraulte, schwamm ihm Olga, froh einen gefunden zu haben, an dem sie sich orientieren konnte, so schnell sie konnte hinterher. Erna war zunächst vor Schreck so gelähmt, dass sie sich gar nicht bewegte. Kaum sah sie aber, dass sich ihre Kollegin todesmutig ins Wasser stürzte und davon paddelte, eilte sie ihr sofort hinterher und bemühte sich schnaubend, sie einzuholen. Es war ein Bild, das die Lachmuskeln aller reizte. Derjenigen, die noch auf dem Festland standen genauso wie derjenigen, die auf der Insel weilten und alles von dort aus beobachteten.
Bernd als Leittier sozusagen vorweg, wobei nur sein Kopf über der Wasseroberfläche zu sehen war, und Olga und Erna hinter ihm, die sich prustend wie Nilpferde anstrengten, ihren Leitochsen nicht zu verlieren. An Land und auf der Insel brach gleichzeitig schallendes Gelächter aus, und hätte Bernd sich selbst gesehen, hätte auch er sich eines Heiterkeitsausbruchs nicht erwehren können. Der Spaß ging aber noch weiter. Erna, die erst nach dem Verstreichen ihrer Schrecksekunde ins Wasser gesprungen war, richtete jetzt ihr ganzes Augenmerk darauf, Olga nicht nur einzuholen, sondern sogar zu überholen. Olga bemerkte das, war aber offensichtlich nicht gewillt, ihre Stallgenossin an sich vorüber zu lassen. Sie begann wie wild zu strampeln, um ihre Geschwindigkeit zu erhöhen, was Erna dazu aufstachelte, das Gleiche zu tun. Auf diese Weise dauerte es gar nicht lange und beide Kühe schwammen, motiviert von einem plötzlichen sportlichen Ehrgeiz, an Bernd vorbei. Das wiederum konnte sich Bernd nicht gefallen lassen.
“He, ihr Biester, wartet auf mich. So eine Unverschämtheit. Ihr wisst doch gar nicht, wo ihr hin müsst. Erna, Olga, verdammt noch mal, bei Fuß!“
Aber Erna und Olga dachten gar nicht daran, bei Fuß zu schwimmen und zogen mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Das Gelächter wurde immer lauter, auch das auf der Insel, und so bewegten sie sich zielstrebig auf das Gelächter zu, was sie genau dorthin führte, wo man sie haben wollte. Auf diese Weise erreichten sie mindestens eine Minute vor Bernd das Ufer, wo sie von den Frauen in Empfang genommen wurden.
“Das soll noch einer verstehen“, beschwerte sich Bernd, als er schließlich eintraf. “Erst wollen sie überhaupt nicht ins Wasser und dann rasen sie los, als ob es um Medaillenränge ginge.“
“Eines ist klar“, erklärte ihm Anita immer noch lachend, “Du solltest in Zukunft hart an Dir trainieren, wenn Du mit den Rindviechern mithalten willst.“
“Diese Tiere sind einfach blöd“, maulte Bernd vor sich hin. “Heinz hat völlig Recht: Kühe sind zwar wertvoll, aber doof.“
Dann wandte er sich an Erna und Olga, die ihn, immer noch triefend, aus großen Kuhaugen anblickten.
“Glotzt mich nicht so dämlich an. Ihr braucht Euch gar nichts auf Euren Sieg einzubilden. Wenn ich vier Beine hätte, könnte ich auch schneller schwimmen.“
Erna wandte sich gelangweilt ab, während ihn Olga weiterhin anstarrte und dabei pinkelte.
“Jetzt fängt dieses Vieh auch noch zu pissen an. Kommt auf die Insel und pinkelt uns als erstes an.“
“Ich gehe mal davon aus“, stellte Rita ruhig fest, “dass sie das zukünftig des häufigeren hier tun werden; aber wenn Du mal mit ihnen redest, vielleicht stellen sie dann ihren Stoffwechsel um.“
Inzwischen kamen die anderen vom Festland herbeigerudert.
“Ich war gar nicht klar, dass Du mit Olga und Erna so ein inniges Verhältnis hast, dass Du sogar mit ihnen Wettschwimmen betreibst“, schrie ihm Heinz schon von Weitem entgegen.
“Ich habe doch täglich heimlich mit ihnen trainiert“, konterte Bernd. “Wusstet Ihr das gar nicht?“
“Bei den Kühen hat man das gemerkt, aber bei Dir hapert es noch etwas.“
Sie wechselten noch einige Worte hin und her, bevor man endlich entschied, die Kühe in den abgezäunten Freilauf zu bringen. Olga und Erna sahen ziemlich betreten drein, als sie feststellten, dass nirgendwo Gras vorhanden war. Aber Kurt hatte vorgesorgt. Er hatte bereits in den frühen Morgenstunden mit einem Beiboot zwei Fuhren Gras auf die Insel gebracht, das er jetzt mit dem Schubkarren, den er im Schuppen des Kustos
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