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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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Schnee geschmolzen ist?“, fragte Frank Lumm.
     
    “Ich denke, es bleibt uns nichts Anderes übrig. Würde ich die Männer jetzt losschicken, müssten sie durch tiefen Schnee stapfen. Es liegt ja mittlerweile gut ein halber Meter. Das wäre nicht nur anstrengend, sie bekämen nasse Füße und kalt ist es außerdem. Was würde ich dadurch erreichen? Unzufriedenheit, Verärgerung und vielleicht sogar Hass auf mich und selbstverständlich auch auf euch. Warum sollte ich das provozieren? Unsere ganze Gemeinschaft könnte an einer solchen Unüberlegtheit zerbrechen. Nein, wir haben Zeit und können warten. Und dann machen wir alles planvoll und überlegt. Jeder wird im Frühjahr, wen es wärmer geworden ist, begeistert dabei sein und sich für uns zerreißen.“
     
    "Du denkst wirklich immer an alles“, lobte Lumm. “Gut, Dich zum Anführer und Freund zu haben. Solche Dinge würde ich nie in Erwägung ziehen. Das gebe ich ganz ehrlich zu. Na gut, dann haben wir eben jetzt eine längere Erholungspause. Auch nicht schlecht.“
     

26. Die große Überraschung
     
     Die Inselbewohner hatten seit Anfang November, als der erste Schnee fiel, die Insel nicht mehr verlassen. Sie wollten sich nicht durch Spuren verraten, die sie unweigerlich im Schnee hinterlassen hätten. Lediglich Henry und Heinz betraten das Festland, wenn sie zur Jagd gingen. Dabei vermieden sie aber, das Festland des Westufers zu betreten. Jeden zweiten Tag ruderten sie daher ans Ostufer, was mit den kleinen Beibooten zwar ziemlich anstrengend war, da sie dabei den ganzen See in der Breite überqueren mussten, ihnen aber doch eine gewisse Sicherheit gab.
    Obwohl alle anderen an die Insel gebunden waren, war die Stimmung nach wie vor gut. Es gab ausreichend zum Essen, fast jeden Tag frische Eier und täglich frische Milch. Die Holzöfen, die sie auf dem alten Bauernhof ausgebaut hatten, gaben eine gute Hitze ab, so dass selbst die unbeheizten Räume eine angenehme und durchaus erträgliche Temperatur aufwiesen.
     
    Die Be- und Entwässerungsmechanik von Hans Brink erwies sich als voller Erfolg und fror trotz der inzwischen herrschenden eisigen Temperaturen nicht ein. Die einzigen, die nicht ganz so zufrieden sein wollten, waren die Kinder. Da sie durch den Hausbau, die Heu- und Kartoffelernte, bei der sie tatkräftig mitgeholfen hatten, viel Unterricht versäumt hatten, mussten sie jetzt alles nachholen, was ihnen gar nicht passte. Aber die Frauen ließen sich durch nichts beirren und zogen den Unterricht voll durch.
     
    “Das ist ja wie früher“, maulte Hermann. “Das einzige, das sich geändert hat, sind die Lehrer und der Schulraum.“
     
    Henry und Heinz hatten schon längere Zeit überlegt, ob es noch sinnvoll sie, den Kindern all das beizubringen, was sie auch unter normalen Umständen in der Schule hätten lernen müssen. Einiges sprach dagegen, aber Vieles auch dafür. Natürlich waren jetzt andere Dinge wichtiger. Vor allem hatte die Praxis, die sie in den nächsten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten zum Überleben brauchten, an erster Stelle zu stehen. Dennoch schien es beiden aber auch erforderlich, wenigstens die elementaren Fächer weiter zu unterrichten. Schließlich besaß man das gesammelte Wissen einer hoch technisierten Zivilisation. Zugegeben: Vieles hatte sich für diese Zivilisation mehr zum Verhängnis als zum Segen entwickelt. Doch nicht alles war schlecht gewesen. Der elektrische Strom war bestimmt nicht grundsätzlich als Übel zu betrachten. Besonders Franz Kerler vertrat diese Meinung und wurde darin von den meisten auch bestätigt.
     
    “Wir haben ihn vielleicht nicht immer sinnvoll eingesetzt“, gab er zu. “Aber wer sagt, das dies in Zukunft, falls es uns wirklich gelingen sollte, eines Tages wieder elektrischen Strom zu erzeugen, erneut so sein muss? Wir haben das Wissen darüber, wie er zu produzieren ist, und ich glaube, es ist unsere Pflicht, dieses Wissen und alles Andere, was uns gelehrt wurde, an die Kinder weiterzugeben. Sie sollen später selbst entscheiden, ob sie dieses Wissen nutzen oder nicht, aber wir dürfen ihnen zumindest nichts vorenthalten.“
     
    “Ich bin völlig der Meinung von Franz“, unterstütze ihn Henry. “Wenn sie aus einer Distanz heraus erkennen - und aus der Distanz heraus ist das immer einfacher - was gut und schlecht, was tatsächlich fortschrittlich oder letztlich zerstörerisch war, werden sie Vieles, was wir noch als richtig erachtet haben, von selbst bleiben

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