Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
Vom Netzwerk:
zu kommen. Sie war in manchen Dingen recht eigensinnig und konnte sich so lange etwas einreden, bis man selbst fast davon überzeugt war, dass sie mit ihrer Meinung im Recht war. Dabei meinte sie es durchaus gut und war davon überzeugt, damit auch anderen zu helfen.
    Schon als kleines Kind hatte sie diese Eigenart besessen. Ihre Mutter hatte ihm einmal erzählt, dass sie eines Tages mit der Meldung aus dem kleines Wäldchen hinter ihrem Haus zurückkam, der ganze Wald sei über und über voller Riesenpilze. Nun ist es ja nichts Außergewöhnliches, dass in einem Wald Pilze gedeihen. Was Besonderes sind allerdings schon Riesenpilze. Und ganz besonders ist es, wenn diese Riesenpilze auch noch im April sprießen. Denn es war in der Tat ein Apriltag, an dem die Riesenpilze anfingen, ihrer Phantasie zu entkeimen. Ihr Vater versuchte ihr zu erklären, dass erstens im April in unserer Gegend keine Pilze wachsen und zweitens in diesem kleinen Wäldchen, seitdem er hier lebte, und das waren immerhin schon 33 Jahre, überhaupt noch nie Pilze gefunden wurden. Helga war jedoch durch nichts zu überzeugen und als ihr Vater zwei Tage später mit ihr die Stelle besuchte, wo angeblich die Riesenpilze aus dem Boden schossen, und natürlich keine fand, war sie sich ganz sicher, dass sie demnächst wachsen würden und sie viel Geld sparen könnten, weil sie sich ja zukünftig von den Pilzen ernähren könnten. Erst, als nach mehreren Wochen noch immer keine Pilze den Erdboden durchbrachen, rückte sie langsam von ihrer Meinung ab, nicht ohne eindringlich darauf hinzuweisen, dass mit Gewissheit in anderen Wäldern massenhaft welche gedeihen würden und die Familie über viele Wochen kostenlos ernähren könnten.
     
    Im Moment waren es nicht die Riesenpilze, sondern die Riesenrettung, die sie herbeizubeten glaubte. Rudi Wollner wurde langsam nervös. Ihm war unmissverständlich bewusst, eine Rettung, sofern es überhaupt eine gab, konnte ausschließlich durch den Mensch selbst bewerkstelligt werden. Und er wusste ebenso, die Chance auf eine Rettung würde mit fortschreitender Zeit immer geringer werden. Er versuchte, seiner Frau klarzumachen, dass Gott den Menschen bereits vor langem die Rettung geschickt hatte, nämlich in Form des Verstandes, den die Menschen nur benutzen mussten. Aber von solchen Argumenten wollte Helga nichts wissen. Doch als zwei Tage später die Meldung eintraf, dass ihre Eltern Opfer der Choleraepidemie geworden waren, war dies auch der letzte Tag, an dem sie die Kirche betrat. Das letzte Mal nicht nur für lange Zeit, sondern das letzte Mal überhaupt in ihrem Leben. Für sie war eine Welt zusammengebrochen und absolut nicht verständlich, weshalb ihre Eltern nicht verschont worden waren. Zwei Tage nach der Todesnachricht saß sie immer noch grübelnd im Wohnzimmer und meinte plötzlich lapidar zu Rudi:
     
    “Was wolltest Du mir eigentlich neulich damit sagen, als Du meintest, wir sollten für die Rettung unseren Menschenverstand benutzen?“
     
    Rudi erzählte von seinem Plan, die Stadt zu verlassen, weil es nach seiner Überzeugung auf dem Land größere Überlebenschancen gab als hier. Helga wollte ganz genau wissen, was ihn zu dieser Meinung bewog und was er alles unternehmen wollte, um ihre Rettung zu ermöglichen. Es war nicht einfach, Helga auf seine Seite zu ziehen und Rudi musste seine Worte mit größtem Bedacht wählen, um letztlich ihre Einwilligung zu erhalten. Er erklärte ihr am Beispiel Indien und Afrika, dass dort noch vor einigen Jahren sich deshalb so schnell Epidemien ausbreiten, da viele Menschen unter mangelhaften hygienischen und medizinischen Bedingungen einen besonders guten Nährboden für die Vervielfältigung schufen.
     
    “Also gut“, sagte sie zum Schluss, “aber Du musst mir wenigstens zwei Tage geben, um alles vorzubereiten, und dann hoffen wir, unsere Entscheidung war richtig.“
     
    Rudi entnahm ihrer Antwort, dass sie doch noch Zweifel hegte. Zweifel, von denen er sich jedoch sicher war, sie in den nächsten Tagen beseitigen zu können. Und so begannen sie, sich langsam zum großen Aufbruch zu rüsten.

11. Der aufgeregte Hühnerhaufen
     
     Schon Tage, bevor die ersten Cholerafälle in die Krankenhäuser eingeliefert wurden, war Henry Kimm fest davon überzeugt, ganz Deutschland und alle anderen Ländern der Erde würden sehr bald von dieser Krankheit überschwemmt werden. Er war ein unkomplizierter, aber sehr klar denkender Mensch. Er kannte nicht nur das Ergebnis,

Weitere Kostenlose Bücher