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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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waren, dem Saatgut nichts anhaben konnte.
     
    Erst zwei Wochen, nachdem er seine landwirtschaftlichen Arbeiten beendet hatte, erzählte er seiner Familie von seinen Befürchtungen einer Lebensmittelverknappung, und alle bewunderten ihn wegen seiner Fürsorge. Als die Verknappung dann tatsächlich eintrat und sich die ersten Auswirkungen zeigten, stieg er im Ansehen seiner Familie so sehr, dass er für seinen nächsten, und zugegebenermaßen sehr ausgefallenen Wunsch von allen Seiten nur Zustimmung erfuhr.
     
    Henry kannte in einem Dorf, zehn Fahrradminuten von ihrem Haus entfernt, einen Bauern, dem er früher als Jugendlicher öfter bei der Heuernte geholfen hatte. Er tat das nicht, um sich damit Geld zu verdienen, sondern nur, weil es ihm einfach Spaß bereitet hatte, das Heu mit ein- zufahren und zum Schluss mit den Heugabeln im Schober zu verteilen oder es in das große Saugrohr zu werfen, mit dessen Hilfe das Heu dann in das oberste Stockwerk des Schobers hinauf gesaugt wurde. Dieser Bauer hatte rund 200 freilaufende Hühner, und Henrys Frau hatte bei ihm immer die Eier besorgt. Frische Landeier von garantiert freilaufenden Hühnern. So wie es der Aufdruck auf den Eierschachteln versprach, die es zu tausenden jeden Tag in den Lebensmittelmärkten zu kaufen gab. Mit dem Unterschied, dass die Hühner seines Bekannten tatsächlich freilaufend waren und fast alle noch einen Namen besaßen.
    Henry hatte vor einigen Tagen den Bauern gefragt, ob er ihm nicht ein paar Hühner verkaufen wolle.
     
    “Willst mich jetzt wohl nichts mehr verdienen lassen und selbst eine Hühnerzucht aufmachen?“, hatte der Bauer schmunzelnd gefragt. “Oder bist‘ zu schlapp, dass Du Dir den Weg zu mir ersparen willst?“
     
    “Nein, aber ich denke, in diesen Tagen ist es nicht schlecht, wenn man sich möglichst unabhängig versorgen kann.“
     
    “Und jetzt willst, dass ich Dich mit dem versorge, womit ich mich bis jetzt selbst versorgt habe?“, frotzelte der Bauer noch immer.
     
    “Du hast 200 Hühner oder noch mehr und ich hab gar keine. Findest Du das gerecht?“
     
    “Da hast allerdings recht. Ich hab‘ aber auch einen Hühnerstall für 200 Hühner und Du bringst noch nicht einmal ein Huhn unter. Und wenn Du Hühner hast, brauchst Du auch einen Hahn; sonst taugen die Hühner gar nichts.“
     
    “Völlig richtig“, antwortete Henry enthusiastisch, “einen Hahn brauche ich von Dir auch noch.“
     
    Der Bauer konnte Henry keinen Wunsch abschlagen und hatte schon längst beschlossen, ihm 12 Hühner und einen jungen Hahn abzutreten. Es machte ihm aber Spaß, Henry etwas zappeln zu lassen.
     
    “So, jetzt willst‘ auch noch einen Hahn. Wenn‘st einen Hahn hast, brauch‘st auch einen Misthaufen. Du machst zwar ab und zu genügend Mist, nur ist der nicht für einen Misthaufen zu gebrauchen. Soll ich Dir vielleicht täglich eine Fuhre Mist hinüberfahren?“
     
    Henry war platt. Das mit dem Hühnerstall hatte er mittlerweile geregelt. Das Gartenhaus war bestens für den Empfang der Hühner vorbereitet und wartete nur auf den Einzug des gackernden Federviehs. Freitag, der vierbeinige Begleiter von Familie Kimm, war von Sohn Michael zum Hühnerhund ernannt worden und bekam von ihm, zum Zeichen seiner Ernennung und der damit verbundenen Würde eine Amselfeder in das Halsband gesteckt, das Freitag nur deshalb geduldig mit sich herumtrug, weil er es erstens nicht sehen konnte und es ihn zweitens nicht störte. In dem Moment, in dem der Federkiel Freitag das erste Mal pieksen würde, wäre das Ehrenzeichen mit größter Sicherheit innerhalb weniger Sekunden verschwunden. Freitag konnte unheimlich gelenkig sein, wenn es darum ging, Sachen zu beseitigen, die ihn störten.
    Also der Stall war fertig, der Hühnerhund präpariert, und nun sollte alles an einem Misthaufen scheitern? Der Bauer sah Henrys verzweifeltes und nach Hilfe suchendes Gesicht und musste aus vollem Hals loslachen.
     
    “Jetzt glaubt der das doch tatsächlich mit dem Misthaufen. Dir kann man ja wirklich jeden Mist erzählen.“
     
    Henry sah seinen Bekannten an und fiel dann selbst in das Gelächter mit ein. Hatte er ihn doch tatsächlich die ganze Zeit nur auf den Arm genommen und er hatte in seinem Eifer nichts bemerkt. Und das war bei Henry in der Tat äußerst selten. Der Bauer schenkte ihm nicht nur die 12 Hühner und den Hahn, er schenkte ihm auch noch zwei Sack Hühnerfutter und fuhr ihm alles mit dem Pferdewagen, den er schon immer besessen hatte

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