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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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vorstellen, was passieren könnte? Also sind wir Genialen lieber ruhig, treffen Vorkehrungen und hoffen im Stillen, dass wir Unrecht haben; nur dies eine Mal Unrecht haben.“
     
    “Und wenn die Cholera wirklich ausbricht, und nicht genügend Impfstoffe vorhanden sind, was dann?“, wollte Anita wissen, ohne auf seinen erneuten Zynismus weiter einzugehen.
     
    “Es werden niemals genügend Impfstoffe vorhanden sein. Können Sie gar nicht, weil niemals damit zu rechnen war, dass man in unserem Land einmal die gesamte Bevölkerung immunisieren müsste. Und jetzt sind wir nicht mehr in der Lage, welchen nachzuproduzieren. Die meisten, die von der Krankheit heimgesucht werden, werden krepieren. Elend krepieren, und ich will nicht, dass sich meine Familie unter denjenigen befindet.“
     
    “Und Du glaubst nicht, die Ärzte können anderweitig helfen?“
     
    “Wie und womit sollen sie helfen können, wenn nichts mehr da ist? Die Ärzte werden absolut handlungsunfähig sein ohne Medikamente. Trotz ihres Wissens werden sie hilflos sein, wie die Doktoren des Mittelalters. Eine faszinierende Aussicht, nicht?“
     
    “Mein Gott, und wenn es noch mehr Tote gibt, noch mehr, als wir jetzt schon haben, wie sollen die unter die Erde kommen?“
     
    “Das genau wird das nächste Problem“, nickte Henry zustimmend. “Wir können sie nicht beseitigen, jedenfalls nicht schnell genug. Zu den bestehenden Leichenbergen werden neue und noch größere hinzukommen, die wieder weitere Krankheiten verursachen und weitere Todesfälle verschulden werden. Eine Spirale ohne Ende.“
     
    Am nächsten Morgen ging Henry mit seiner Familie zum Impfen, wobei Patrizia darauf bestand, dass ihr Bär auch eine Spritze bekommen sollte, damit er genauso gesund bleiben würde wie sie. Da jedes Argumentieren bei ihr bekannterweise von Misserfolg gekrönt gewesen wäre, widersprach niemand, und so erhielt der Bär auch eine Spritze mit der Plastikkanüle, die vorher mit einigen Tropfen Wasser gefüllt worden war.
     
    Henry musste unwillkürlich daran denken, wie viele Menschen schon durch den Libidoeffekt geheilt worden waren. Sie bekamen Tabletten aus Traubenzucker, ohne dass sie davon Kenntnis hatten und wurden tatsächlich von ihrer Krankheit geheilt. War das hier nicht etwas Ähnliches? Der Bär erhielt eine Injektion mit einer wassergefüllten Plastikkanüle und der Seelenfriede von Patricia war wieder hergestellt, in der Überzeugung, dass er eine echte Impfung gegen irgendeine gefährliche Krankheit, die sie weder einzuordnen wusste noch kannte, erhalten hatte. Menschen wollen betrogen sein, dachte Henry. Das beginnt bereits im Kindesalter. Und weil wir betrogen sein wollen, betrügen wir auch selbst, ohne uns viel dabei zu denken. Die Lüge - ein Weg, andere zu beruhigen.
     
    Nicht nur hinsichtlich der Cholera hatte Henry Weitsicht bewiesen, auch eine Verknappung der Lebensmittel hatte er vorausgesehen und bereits sehr frühzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet. Als die Geschäfte noch Waren anzubieten hatten, kaufte er in einer Samenhandlung alle möglichen Gemüsesamen und Setzlinge, die er mit dem Fahrrad und unter tatkräftiger Mithilfe von Hermann, seinem ältesten Sohn, nach Hause transportierte. Kurz danach gestaltete er den gesamten Garten, der zum größten Teil als Ziergarten angelegt war, in einen Gemüsegarten um. Anita hatte zwar immer in einigen Beeten Kräuter, Salat und Karotten angebaut, doch was Henry in wenigen Tagen auf die Beine stellte, hatte sie noch nie gesehen. Er stach das ganze Gras um, entfernte säuberlich die Erde von den Grasnarben, warf sie durch ein selbstgebautes Sieb und legte auf diese Weise 25 Beetreihen an, die durch kleine Wege miteinander verbunden wurden. Anita hielt dies für eine plötzliche Marotte ihres Mannes, sagte aber nichts, weil sie dachte, dass er dies als Ausgleich für seinen nicht mehr stattfindenden Arbeitsalltag brauchte. Was sie allerdings noch mehr verwunderte, war seine Anbauphilosophie, die sie in echtes Erstaunen versetzte. Er samte nur solche Gemüsesorten aus, die innerhalb von drei Wochen zur Reife gelangen konnten und pflanzte Setzlinge ein, die in etwa dem gleichen Zeitraum erntereif wurden. Darüber hinaus bedeckte er alle Beete mit einer Wachstumsfolie, die nicht nur die Geschwindigkeit des Wuchses steigerte, sondern zudem verhinderte, dass eventueller nächtlicher Bodenfrost, so unwahrscheinlich er in diesem Jahr auch schien, obwohl die Eisheiligen noch nicht vorüber

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