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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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streng mit dir. Es ist normal, du leidest noch unter der Trennung! Du bist zum ersten Mal seit Jahren allein, du bist ziemlich verloren, wer könnte es dir übel nehmen, dass du dich nach Zärtlichkeit sehnst?«
    Plötzlich war ich stinkwütend auf Troy. Auf ihn und seine Anteilnahme und seine Lakritzschlangen und seine Komplimente über meine Haare und seine Angewohnheit, mich Irin zu nennen. Schließlich hatte ich ihn anfangs hässlich gefunden, mit seinem langen Gesicht und seinem schmalen Mund. Jemand mit einer so großen Nase hatte überhaupt kein Recht, Frauen das Herz zu brechen!
    Und kein Wunder, dass es beim Sex so geschmeidig und gut gegangen war; er war Experte, der Typ hatte einen schwarzen Gürtel im Vögeln. Himmel, er hatte sogar spezielle Fesselgurte. Wenn das nicht deutlich genug war!
    Dann fiel mir das Peinlichste überhaupt ein: Ich hatte ihn gebeten, mich … mich anzurufen. So viele Jahre hatte ich meinen unverheirateten Freundinnen zugehört, und ich hatte trotzdem nichts gelernt? Du darfst dir nie anmerken lassen, dass du angerufen werden möchtest. Wenn er sagt, er ruft an, dann musst du ganz unbeteiligt antworten: »Meinetwegen«, als ob es dich nicht interessierte. Auf gar keinen Fall darfst du deinen Hut in die Luft werfen und laut singen: »Happy days are here again«. Ist es nicht merkwürdig, dass wir alle zwar die Regeln kennen, aber nicht auf die Idee kommen, sie könnten auch auf uns zutreffen?
    Ich ging ganz falsch mit dieser Trennungsangelegenheit um; normalerweise ist es so, dass man sich erst ganz schlecht fühlt, dann ein bisschen besser, dann wieder ein bisschen besser. Dann sehr viel besser. Doch je mehr Zeit seit meiner Trennung von Garv verging, desto schlechter fühlte ich mich. Wie viel tiefer musste ich noch in dieses Herz der Dunkelheit vordringen, bevor ich auf der anderen Seite ans Licht treten würde?
    Wie erging es Garv mit seinem Leben als Single? War er besser dran als ich? Oder ging es ihm auch so schlecht? Wahrscheinlich nicht; er war ein Mann, und Männer kamen in der Regel besser mit solchen Situationen zurecht. Und wer war denn eigentlich seine Freundin? Wie ernsthaft war es? All diese quälerischen Gedanken, die einige Zeit im Hintergrund gestanden hatten, kamen jetzt mit Macht zurück.
    »Ich will nichts mehr mit Männern zu tun haben«, sagte ich bitter. »Und weißt du, was ich mache?«
    »Nein«, stöhnte Emily sanft. »Sag es lieber nicht. Hier gibt es immer Leute, die dich darauf festnageln. Jedenfalls verstehst du das ganz falsch. Lesben sind genauso schlimm wie Männer, meiner Meinung nach. Sie versprechen dir, sie rufen dich an, und dann tun sie es nicht. Sie schlafen mit dir, dann lassen sie dich fallen –«
    »Ich wollte gar nicht sagen, dass ich Lesbe werden will«, unterbrach ich sie. »Aber das ist eigentlich keine schlechte Idee.«
    »Bitte, bitte nicht«, beschwor sie mich und bedeckte ihre Augen mit den Händen.
    »Ich wollte sagen, dass ich eine von diesen allein stehenden Frauen sein möchte, die immer davon reden, dass sie die Wahl haben.« Mit gespieltem Hochmut begann ich: »›Es ist so toll, ein Single zu sein, ich kann mir aussuchen, auf welcher Seite des Bettes ich schlafen will. Und ich kann mir aussuchen, mit wem ich meine Zeit verbringe und mit wem nicht. Ich muss mich nicht mit der langweiligen Familie meines Partners oder mit seinen schrecklichen Kollegen rumquälen. Ich muss nie irgendwas ausdiskutieren oder Kompromisse schließen.‹ – Das wäre doch fantastisch. Ich hätte dann massenhaft Freunde, eine badewannengroße Handtasche von Coach, Leinenhosen mit Gummizug und einen perfekten, aber praktischen Haarschnitt.« Irgendwie war ich zu Sharon Stone mutiert.
    »Aber vielleicht auch nicht«, schloss ich mit einem Seufzer. Vielleicht würde ich einfach wieder zu meinen Eltern ziehen und wir würden in unserer Straße die Addams-Familie sein. Ich würde einen Damenbart bekommen. Und irgendwann würde ich mich beim Friseur dem Unvermeidlichen beugen und eine Dauerwelle à la »Irish Mammy« verlangen.
    Ich wollte nach Hause. Von Troy zurückgestoßen zu werden hatte mich so sehr gekränkt, und es war mir so peinlich, dass ich so weit weg von ihm sein wollte wie möglich. Eine Zeit lang waren die scharfen Konturen meines Schmerzes von der blendenden kalifornischen Sonne verwischt worden, aber jetzt hatte ich mich an das Licht gewöhnt, und mein Kummer war hier genauso spürbar wie in Irland.
    Wie ein Schmerzmittel, das man

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