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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mutlos fühlen. Ich gab mir große Mühe, ein Fünkchen von einem positiven Gefühl zu entfachen. Troy hatte wahrscheinlich zu tun. Emily hatte gesagt, wenn es um seine Arbeit ging, sei er fanatisch. Und als wir die Nacht zusammen verbrachten, schien er mich wirklich zu mögen. Wir hatten unseren Spaß. Er würde bestimmt anrufen.
    Ich brachte es fertig, mich halbwegs zu überzeugen, und setzte mich vor den Fernseher, wo ich mehrere Stunden reglos verbrachte und sogar zu erschöpft war, um mir etwas zu essen zu holen. So gegen elf hörte ich Geräusche aus Emilys
Zimmer, anscheinend war sie endlich aufgewacht. Ich ging zu ihr hinein, und sie saß im Bett in ihre Kissen gelehnt wie eine Prinzessin. »Weißt du was, Maggie?« Sie lächelte nervös. »Ich hatte einen ganz absonderlichen Traum.«

28
    D ie Nach brachte eine erstaunliche Wendung in meinem Befinden, und ich wachte voller Zuversicht auf. Heute würde Troy mich anrufen, das wusste ich auf einmal.
    Zum ersten Mal entsprach meine Stimmung dem Wetter. Seit meiner Ankunft in Los Angeles war ich fast jeden Morgen niedergedrückt aufgewacht, deprimiert, weil mein Leben von Grund auf so völlig umgekrempelt war. Aber heute waren meine Erwartungen so sonnig wie die Elemente.
    Emily stand in der Küche und hielt einen riesigen, in einer Zellophanhülle knisternden Strauß im Arm. »Guck mal«, sagte sie. »Die hat Lou geschickt. Was denkt er sich nur?« Sie war ehrlich verwirrt. »Das muss eine neue Variante der Beziehungsphobie sein. Er wusste, dass ich gegen den One-Fantastic-Night-Stand resistent werde, und dass ich damit rechnete, nie wieder von ihm zu hören, also musste er den Einsatz erhöhen. Er will heute Abend mit mir ausgehen. Na ja«, sagte sie lachend. »Anscheinend hält er mich für dümmer, als ich bin.«
    »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass er es ernst meinen könnte?«
    Ein entschiedenes Kopfschütteln. »Niemals. Denn wenn er das ganze Gerede von den Enkelkindern ernst gemeint hat, dann wäre es ja noch schlimmer. Wenn man Enkelkinder haben will, muss man erst eigene Kinder bekommen, und du weißt ja, wie ich darüber – oh, Maggie, entschuldige bitte!«
    »Es macht nichts.«
    »Das war unbedacht von mir –«
    In dem Moment klingelte das Telefon, und mit der gleichen Sicherheit, mit der ich wusste, dass eins und eins zwei ist, wusste ich, dass es Troy war.
    Es war David. Na gut, ich hatte noch nie über besondere übersinnliche Kräfte verfügt. Diese Gabe hatte Anna geerbt.
    Diesmal war David wieder ganz der Freundliche und Charmante. Mit keinem Wort erwähnte er seinen Zornesausbruch von gestern – und sich zu entschuldigen, hielt er auch nicht für nötig. »He, Larry war ganz begeistert von euch beiden!«
    »Seltsam«, sagte ich steif. »Wir haben kaum etwas gesagt. Weiß er schon, dass Mort Russell abgelehnt hat?«
    »Keine Ahnung, aber wen interessiert das jetzt? Ihr zwei habt ihn an der Angel.«
    »Hat er nicht gesagt, dass er einen Tierfilm daraus machen will?«
    »Das sind doch Detailprobleme«, wehrte er ab. »Mein Gefühl sagt mir, es wird großartig. Haltet euch bereit für gute Nachrichten.«
    Als das Telefon wieder klingelte, ließ ich Emily drangehen. Im nächsten Moment tat es mir Leid, denn diesmal war es wirklich Troy!
    Mein Herz machte einen fast schmerzhaften Sprung, und meine Erwartung stieg und stieg, während Emily endlos mit ihm redete und ihm die dramatischen Ereignisse des Vortags schilderte. »Es ist alles so wie vorher«, sagte sie. »Ich warte immer noch darauf, dass das Telefon klingelt. Selbe Scheiße, anderes Studio!«
    Ich machte mir in ihrer Nähe zu schaffen und wartete darauf, dass Troy den Austausch von Höflichkeiten mit Emily beenden und zum eigentlichen Anlass seines Anrufs kommen würde. Aber sie redeten und redeten, und schließlich hörte ich auf, um sie herumzuschleichen, es machte mich ganz krank. Ich ließ mich in einen Sessel fallen, und endlich, endlich kam Emily zum Schluss und machte zusammenfassende Bemerkungen. Ich reckte mich hoch und streckte die Hand nach dem Hörer auf, und da tat Emily etwas ganz Unergründliches. Sie legte auf. Es war wie in Zeitlupe. Ihr Finger
schwebte über dem roten Knopf, der die Leitung unterbrach, und drückte ihn dann runter. Ich war völlig perplex und sah sie und das Telefon mit großen Augen an und verstand die Welt nicht mehr.
    »Was ist?« Emily blickte mich verständnislos an.
    »Hat er nicht … wollte er nicht mit mir sprechen?«
    »Nein.«

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