Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
hatte ich Hunger.
    »Also gut«, sagte ich. »Ich nehme ein Eis in der Waffel.«
    Wir wickelten das Geschäft zügig ab, dann machte er sich wieder auf seinen verlustreichen Weg. Ich fragte mich, ob die Leute ihn manchmal beschimpften oder mit Steinen bewarfen, während er seine fett- und zuckerhaltige Ware am Strand feilbot. »Nun mach schon! Verpiss dich!« So wie man streunende Hunde verscheucht.
    Dann war ich wieder allein. Plötzlich war ich sehr froh, dass ich in Kalifornien war, denn ich konnte das schreckliche Gefühl, nicht im Einklang mit dem Rest der Welt zu stehen, auf meinen Jetlag schieben. So war ich nicht dafür verantwortlich, und ich konnte mir vormachen, dass ich mich in ein paar Tagen ganz normal fühlen würde.
    Ich aß meine Eiswaffel, und die beiden skandinavischen Mädchen sahen mir mit hungrigen Blicken zu. Sie wirkten so gierig, dass mir ganz unbehaglich wurde. Beinahe hätte ich ihnen einen Happen angeboten.
    Irgendwie fand ich, wenn diese Szene in einem Buch vorkäme, dann würde mich jemand auffordern, beim Volleyball mitzumachen oder wenigstens ein Gespräch mit mir anfangen. Der Mann von der Lebensrettung, zum Beispiel, oder einer der anderen Sonnenanbeter. Aber der Einzige, der den ganzen Tag über mit mir sprach, war der Eisverkäufer. Und vermutlich war ich die Einzige, die mit ihm gesprochen hatte.

8
    A m späten Nachmittag holte Emily mich vom Strand ab. Als wir wieder zu Hause waren, hatte David Crowe immer noch nicht angerufen. Ihre Verzweiflung füllte das ganze Haus.
    »Keine Nachrichten sind gute Nachrichten«, versuchte ich sie aufzumuntern.
    »Falsch«, sagte Emily. »Keine Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Die schlechten Nachrichten halten sie von dir fern, und wenn sie gute Nachrichten haben, sonnen sie sich in ihrem Ruhm.«
    »Dann ruf doch bei ihm an.«
    Emily lachte bitter. »Es ist leichter, zu den Dreharbeiten von einem Film mit Tom Cruise zugelassen zu werden, als mit einem Agenten zu sprechen, der nicht mit dir sprechen will.«
    Sie rief trotzdem bei ihm an, doch er war »im Moment nicht in seinem Büro«.
    »Ich wette, wenn Ron Bass am Apparat wäre, dann würde er es nicht wagen, ›im Moment nicht in seinem Büro‹ zu sein«, sagte sie finster.
    Ich vermutete, dass Ron Bass ein gefragter Drehbuchautor war.
    »Ich verspüre ein seltsames, aber zwingendes Bedürfnis, mich sternhagelvoll laufen zu lassen«, sagte sie. »Sieht sich dein Jetlag imstande, den heutigen Abend aushäusig zu verbringen?«
    »Was stellst du dir vor?« Musste ich mit einer Gruppe Frauen
ausgehen und zu »I Will Survive« tanzen – das, was Frauen, die sich gerade von ihren Männern getrennt haben, üblicherweise machen?
    »Wie wär’s, wenn wir irgendwo essen gingen?«
    »Sehr schön!« Vor Erleichterung darüber, dass es ohne Gloria Gaynor abgehen würde, war die ausgedrückte Begeisterung größer als die empfundene.
    »Das ist die richtige Einstellung. Weißt du was?«, sagte sie nachdenklich. »Du solltest dich mal richtig ausleben, das würde dir gut tun.« Emily mochte Garv sehr, aber sie war immer der Meinung gewesen, dass ich die notwendigen und prägenden Auswüchse einer ausschweifenden Jugend ausgelassen hatte, weil ich so früh geheiratet hatte. »Lass dich ein bisschen gehen, solange du hier bist.«
    »Mal sehen«, entgegnete ich unbestimmt. Himmel, damals hatte ich keine Ahnung …
    »Wir rufen Lara an. Lara trinkt auch gern mal einen. Und Connie. Und Troy. Und Justin.«
    Ein paar Anrufe, dann ging sie in ihr Zimmer und brachte sich im Handumdrehen auf Hochglanz. Das ging zack-zackzack, als wäre überhaupts nichts dabei. Das Kleid, die Stöckelschuhe, die Handtasche, das Haar, alles elegant und glänzend, glänzend, glänzend.
    Dann machte sie ihren Wunderbeutel mit Make-up-Utensilien auf und verriet mir ein paar ihrer Geheimnisse. Eine Lotion wurde mir auf die Lippen geschmiert, »damit es so aussieht, als wärst du von einer Biene gestochen worden«. Meine Augenwimpern wurden mit einem kleinen Gerät geschwungen (ich glaube, es nannte sich sogar Wimpernzange). Dann holte sie eine kleine Tube raus und sagte: »Damit kriegen wir deine Jetlag-Augensäcke sofort weg.«
    »Das brauche ich nicht«, sagte ich selbstgefällig. »Ich habe meine Glattmacher-Creme.«
    »Quatsch Glattmacher. Warte, bis du das hier probiert hast.« Sie tupfte mir die Creme unter die Augen, und ich spürte förmlich – sehr dramatisch –, wie sich die Haut zusammenzog.
    »Was ist das? Von

Weitere Kostenlose Bücher