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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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gesund. Obwohl ich in letzter Zeit viel zu viel Geld ausgegeben hatte, war das von unserem gemeinsamen Konto abgegangen, und mir kam der Gedanke, dass ich das Geld auf meinem eigenen Konto gehortet hatte, als hätte ich irgendwie geahnt, dass ich mich von Garv trennen würde. Das war kein angenehmer Gedanke. »Warum fragst du?«
    »Ich dachte, vielleicht könntest du dir ein Auto mieten, solange du hier bist.«
    »Kann ich nicht mit dem Bus fahren?«
    Ich hörte ein komisches Geräusch und sah Emily an. Sie lachte.
    »Was habe ich Komisches gesagt?«
    »›Kann ich nicht mit dem Bus fahren?‹. Als Nächstes wirst du sagen, du möchtest zu Fuß gehen. Du bist echt erfrischend!«
    »Ich kann nicht mit dem Bus fahren?«
    »Nein, niemand fährt hier mit dem Bus. Der Nahverkehr ist das Letzte. Zumindest habe ich mir das sagen lassen, ich bin selbst nie mit dem Bus gefahren. In dieser Stadt brauchst du
ein Auto. Man kann tolle Pick-ups mieten«, sagte Emily elegisch.
    »Pick-ups? Meinst du Jeeps?«
    »Nein, ich meine Pick-ups.«
    »Meinst du … wie die Leute in den Bergen sie haben?«
    »Na ja, schon, aber neu und glänzend, und ohne Schwein auf dem Beifahrersitz.«
    Aber ich wollte keinen Pick-up. In meiner Fantasie sah ich mich in einem kleinen schnittigen, silbrigen Sportcabrio herumbrausen, während meine Haare im Wind flatterten, und an der Ampel würde ich meine Sonnenbrille mit den herzförmigen Gläsern herunterschieben und den Männern zulächeln. (In Wirklichkeit würde ich das nie machen.)
    »Nur Touristen und Leute, die nicht aus der Stadt sind, fahren Cabrios«, sagte Emily abfällig. »Die Angelenos nie. Wegen des Smogs.«
    Da fiel mir ein, dass Emily mich in einem riesigen Jeep-artigen Wagen mit Allradantrieb vom Flughafen abgeholt hatte. Es sah aus, als würde sie ein ganzes Wohnhaus durch die Gegend fahren und man müsste Seil und Steigeisen benutzen, um hineinzuklettern. »Pick-ups liegen voll im Trend«, erklärte sie mir. »Und wenn schon keinen Pick-up, dann nimm dir einen Jeep, wie ich einen habe.«
    »Aber ich brauche nur ein Gefährt, mit dem ich von A nach B kommen kann.« Für sie mochte es ja in Ordnung sein, sie lebte das ganze Jahr in diesem sonnigen Land, aber wann würde ich je wieder die Chance haben, das Dach zurückzuklappen und nicht bis auf die Haut nass zu werden?
    »In dieser Stadt wirst du nach deinem Auto beurteilt. Nach deinem Auto und deinem Körper. Es spielt keine Rolle, ob du in einem Pappkarton lebst, solange du ein cooles Auto hast und im Endstadium von Magersucht bist.«
    »Also, ich finde, Cabrios sind cool. Ich will ein Cabrio.«
    »Aber –«
    »Meine Ehe ist kaputt«, sagte ich und benutzte einen gemeinen Trick. »Ich will ein Cabrio.«
    »Also gut.« Emily wusste, wann sie klein beigeben musste. »Dann besorgen wir dir ein Cabrio.«
    Kurz bevor wir losgingen, rief meine Mutter an. »Der gesamte Küstenabschnitt könnte jederzeit in den Pazifik fallen.«
    »Ist das wahr?«
    »Ich sage das nur, damit du Bescheid weißt.«
    »Danke.«
    »Scheint bei euch die Sonne?«
    »Und wie. Ich muss jetzt los.«
     
    Der Strand war ganz nah. Ich hätte ohne weiteres laufen können. Wenn man mich gelassen hätte. Ich seilte mich aus dem Auto ab, und Emily fuhr davon, oben auf ihrem Wohnhaus auf Rädern hockend.
    Das Bild vor mir sah wie eine Postkarte aus: Reihen von hohen, spindeldürren Palmen, umströmt von hellem Licht, ragten in einen heiteren blauen Himmel. In beide Richtungen erstreckte sich pulverfeiner Sandstrand, und davor lag der glitzernd wogende Ozean.
    Jeder hat davon gehört, dass die Kalifornier gut aussehen. Dass sie aufgrund einer Mischung von gesunder Ernährung, Gesundheitsbewusstsein, Sonnenschein, Schönheitschirurgie und Essneurosen dünn, muskulös und strahlend sind.
    Als ich mein Handtuch auf dem Sand ausbreitete, musterte ich misstrauisch die anderen Menschen am Strand. Es waren nicht viele da – vermutlich, weil es ein Wochentag war –, aber sie reichten aus, um meine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. An dem ganzen Strandabschnitt, vielleicht sogar im ganzen Staat Kalifornien, war ich diejenige mit dem dicksten, schlaffsten Körper. Meine Güte, sie waren so dünn. Ich fasste sofort einen – von Verzweiflung geprägten – Entschluss, wieder mit Sport anzufangen.
    Zwei junge Mädchen, die wie Skandinavierinnen aussahen, installierten sich in viel zu geringem Abstand. Sofort überlegte ich, ob sie wohl geschieden waren. Ich machte mich

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