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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wem?« Ich war schon bereit, mich in die
nächste Kosmetik-Abteilung zu stürzen und das kleine Vermögen zu bezahlen, das diese Wunderkur zweifellos kosten würde.
    »Es heißt Anusol.«
    »Wie bitte?«
    »Gegen Hämorrhoiden. Fünf Dollar die Tube, funktioniert fantastisch, alle Models benutzen es.«
    Wie gesagt, sie ist den Trends immer um einen Tick voraus.
    Noch ein paar Minuten mit der Entkrausungsschere für meine Haare, ein Klacks Aloe vera für meinen Ringfinger – ich hatte mir die zarte Haut verbrannt, wo mein Ehering einst saß –, und wir waren ausgehbereit.
    Sie marschierte zur Tür, lauter zackige Geräusche: Klackklack machten die Absätze, Klick machte der Verschluss ihrer Handtasche, Flick machte ihr Feuerzeug, Tick-tick machten ihre Fingernägel. Ich war hingerissen!
    Wir würden in ein Lokal auf dem Sunset Boulevard gehen, sagte sie. Der Mensch namens Troy konnte nicht kommen, und Connie auch nicht, weil sie bis zum Hals in ihren Hochzeitsvorbereitungen steckte, aber anscheinend würden Lara und Justin kommen. »Ist einer von denen verheiratet?« fragte ich nebenbei.
    Emily lachte. »Gott bewahre, nein. Beide Singles.«
    »Echte Singles?«
    »Gibt es noch eine andere Sorte?«
    »Geschiedene Singles.«
    Mit einem verständnisvollen Blick sagte sie: »Nein. Sie sind echte Singles.«
    Wir fuhren durch die Stadt, und die Silhouetten der Palmen zeichneten sich gegen den Himmel ab. Die Sonne versank, der Himmel war bunt gestreift: unten hellblau und nach oben dunkler werdend, bis hin zu einem tiefen, leuchtenden Dunkelblau, in dem die ersten Sterne funkelten wie kleine Perlen in einem Stück Stoff.
    Wir fuhren an Neon-erleuchteten Tankstellen vorbei, an Motels, die Wasserbetten anboten, an Werbetafeln auf Spanisch, Gebrauchtwagen-Händlern, Schildern, die mexikanisches Essen anpriesen, Chiropraktikern und Wohnblocks mit
fünfstelligen Hausnummern. Es konnte unmöglich 22000 Häuser entlang dieser Straße geben. Oder doch?
    »Vielleicht«, sagte Emily. »Der Sunset ist ungefähr zwanzig Meilen lang.«
    Sunset. Sie meinte den Sunset Boulevard. Ich fahre auf dem Sunset Boulevard , dachte ich und kam mir vor wie im Film.
    An einer Kreuzung stand ein Mann und hielt ein schäbiges Stück Pappe hoch, auf dem in ungelenken Buchstaben stand: FRAU GESUCHT. Darunter stand sogar eine Telefonnummer. Er sah gar nicht so übel aus, das war das Komische daran.
    »Guck mal da drüben, Maggie«, sagte Emily und zeigte auf ihn. »Möge die beste Frau gewinnen.«
    »Ich bin schon verheiratet«, sagte ich automatisch.
    Seltsam, wie leicht man vergisst.
    Wir hielten vor einem großen, weißen Hotel, und ein paar junge Männer sprangen auf uns zu. Einen verrückten Augenblick lang dachte ich, es hätte mit meinen wulstigen Lippen und den Wimpern mit dem Schwung nach oben zu tun, aber es stellte sich heraus, dass es diejenigen waren, die die Autos parkten.
    »Man gibt ihnen den Autoschlüssel, und sie parken dein Auto und bringen es dir wieder, wenn du es brauchst!« Ich hatte davon schon gehört, es aber noch nie gesehen. Da ich Parken ungemein anstrengend finde, war ich voll des Lobes für diese überaus zivilisierte Einrichtung.
    »Aber man bezahlt dafür, sie machen es nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit«, sagte Emily hastig. »Und man muss dem Fahrer ein Trinkgeld geben. Lass uns reingehen.«
    Das Lokal war voller Menschen und pulsierte vor Energie. Alle sahen gebräunt und gestylt und bezaubernd aus. Aber ich wurde nicht aufgefordert, wieder zu gehen. Das gefiel mir an den Leuten.
    Als wir Platz genommen hatten, sagte Emily: »Da kommt Lara.«
    Eine große blonde Frau ging mit wiegenden Hüften zwischen den Tischen hindurch; bei ihrem Anblick musste ich an wogende Weizenfelder denken. Sie erstrahlte in einem goldenen Leuchten, als wäre sie in goldfarbenen Sirup getaucht. In
dem Restaurant saßen viele gut aussehende Menschen, aber sie war möglicherweise die attraktivste von allen.
    »Heeeyyy«, rief sie, als Emily uns einander vorstellte.
    »Hey«, sagte ich. Normalerweise hätte ich »Hallo« gesagt oder »Nett, Sie kennen zu lernen«, aber ich wollte unbedingt dazugehören.
    Ein Kellner trat an unseren Tisch. Oder besser vielleicht: Der Vorhang ging auf. Ich hatte mir sagen lassen, dass überall in Los Angeles die Kellner arbeitslose Schauspieler seien, und dieser Adonis war so schön, und die Art und Weise, wie er an unseren Tisch trat, war so eindeutig ein Auftritt, dass er einfach ein Thespisjünger sein

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